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Gedenkstein Ein Findling erzählt Geschichte(n)

Auf dem Calvörder Marktplatz steht seit 30 Jahren ein Gedenkstein für Freiden und Freiheit. Das Denkmal-Jubiläum wurde begangen.

Von Carina Bosse 04.08.2016, 01:01

Calvörde l Er gilt in Calvörde als Denkmal, als geschichtsträchtiges Symbol, aber auch als häufig fotografierte Sehenswürdigkeit, der große Findling auf dem Marktplatz. Seit 30 Jahren steht er wieder an der Stelle, wo er im Jahr 1913 als Erinnerung an die Nationale Befreiung 100 Jahre früher aufgestellt worden war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste er einen sowjetischen Soldatenfriedhof weichen, wurde beiseite geschoben und vergraben. In Vergessenheit geriet er deshalb aber nicht.

Heimatvereinsvorsitzende Christa Merker hatte zur Gedenkveranstaltung am Dienstag, genau 30 Jahre nach der Wiederaufstellung, zahlreiche Fakten zusammengetragen, die den 240 Zentner schweren Granitkoloss betreffen.

Er sei geschätzt vor 200 000 Jahren aus dem hohen Norden herangeschwemmt worden und lag dann im Schierholz.

Dort wurde er Ende 1912 in Ketten und Seilen gelegt und mit Hilfe von zwölf kräftigen Pferden nach Calvörde gebracht worden. „Ein Wunder, das damals schon so etwas transportiert werden konnte“, sagte Christa Merker.

Bei der Einweihung des Denkmals vor 103 Jahren, die in der Kirche und auf dem Markt erfolgte, fand der damalige Pfarrer Leopold August Herbst Worte, die auch heute nach wie vor nichts an Aktualität verloren haben: Der Stein sei ein Merkstein der Geschichte, ein Denkstein an große Tage, ein Dankstein an die Opfer und ein Baustein für eine friedliche und glückliche Zukunft des deutschen Volkes.

Den Wunsch nach Freiheit und Frieden griff in seinen Worten auch Pfarrer Jürgen Dittrich später noch einmal auf. „Freiheit fällt einem nicht in den Schoß, sie muss immer wieder erkauft werden“, so der Pfarrer. Alle ihre Vorteile zu nutzen, ginge nicht ohne Aktivsein, ohne Engagement. Damit leitete er seine Worte zu jenen Engagierten über, die 1986 den Mut hatten, das Denkmal wieder in den Blickpunkt des Interesses zu rücken.

Christa Merker freute sich sehr, Männer zur Gedenkveranstaltung begrüßen zu können, die sich vor 30 Jahren für die Wiederaufstellung stark gemacht hatten: Reinhard Rücker, Dietmar Hahne, Harald Kampe, Peter Eickel, Günter Baake, Oliver Gadau und Frank Müller begrüßte sie vor Ort. Aus gesundheitlichen Gründen konnten Bruno Hahne, Joachim Gadau, Uwe Wilwert und Walther Benkhardt leider nicht selbst kommen. Bereits verstorben waren die Mitinitiatoren Rudi Fischer, Jürgen Wilwert und Frank Lenz.

Mit ihrer namentlichen Nennung würdigte der Heimatverein deren Engagement.

Dietmar Hahne und Reinhard Rücker gaben ihre ganz persönlichen Erinnerungen an die Bemühungen kund, das Denkmal wieder aufzustellen. Gegen 12 Uhr, also just zu der Zeit, wo die Gedenkveranstaltung stattfand, stand am 2. August 1986 der Stein erstmals wieder. Dass seine Schrift ein wenig nach links neigte, wurde mit kleineren Steinen noch ein wenig ausgeglichen. Noch am selben Abend konnte im Grieps auf die Wiedererrichtung angestoßen werden.

Dieses Mal hatte der Heimatverein Calvörde nicht in den Grieps, sondern in den Ratskeller eingeladen, wo bei einem gemeinsamen Mittagessen noch viele Erinnerungen ausgetauscht und Fotoalben von Hand zu Hand gereicht wurden.