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Gesprächsrunde Frieden ist am wichtigsten

Nur wenn alle zum Frieden beitragen, kann Frieden gelingen. Das war das Fazit einer interreligiösen Gesprächsrunde.

Von Marita Bullmann 15.10.2015, 01:01

Haldensleben l „Einander zu Wort kommen lassen“, das war das Anliegen des interreligiösen Gesprächs, zu dem die evangelische Kirchengemeinde St. Marien und das Museum Haldensleben in der interkulturellen Woche eingeladen hatten. Damit begrüßte Matthias Simon, evangelischer Pfarrer von St. Marien, die Gäste zur abendlichen Gesprächsrunde. Im Haus der anderen Nachbarn ging es um wichtige Leitgedanken von Islam und Christentum. Das wichtigste Anliegen ist den Frauen und Männern an diesem Abend der Frieden.

„Warum tun wir uns heute so schwer mit dem Verständnis zwischen den Religionen?“, fragt ein Zuhörer an diesem Abend. Schon Lessing habe in „Nathan der Weise“ auf Toleranz und Respekt vor anderen Religionen verwiesen.

Diese Frage bewegt alle im Haus der anderen Nachbarn. Winfried Runge, katholischer Pfarrer von St. Liborius, führt das zweite Vatikanische Konzil an, das in den 1960er Jahren auf einen verstärkten Dialog mit Anders- und Nichtgläubigen orientiert hat. Anderen Religionen auf Augenhöhe zu begegnen, nennt es Pfarrer Runge. Doch es gäbe immer wieder die Verführung, sich über andere zu stellen.

Christen, ein Muslim und Atheisten kommen an diesem Abend ins Gespräch – auf Augenhöhe. Von gegenseitiger Achtung im Zusammenleben spricht Superintendent Uwe Jauch vom evangelischen Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt. Er zitiert aus dem Brief des Paulus an die Römer, worin es auch heißt, Unrecht nicht mit Unrecht zu vergelten, sondern: „Soweit es an euch liegt, tut alles, um mit jedermann in Frieden zu leben.“ Nur wenn alle zum Frieden beitragen, kann Frieden gelingen, schlussfolgert er.

Ähnliche Worte bringt Dr. Moawia Al-Hamid, Vorsitzender der islamischen Gemeinde Magdeburg, auch aus dem Koran. „Ihr, die ihr glaubt! Seid standhaft in Allahs Sache, bezeugend in Gerechtigkeit! Die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders denn gerecht zu handeln“, zitiert der Syrer, der seit 18 Jahren in Deutschland lebt. „Es soll kein Zwang sein im Glauben“, heißt es zudem im Koran. „Es gibt keine gewalttätigen Religionen, es gibt nur gewalttätige Menschen“, versichert Dr. Al-Hamid.

Zitate aus dem Koran, die zu Gewalt aufrufen, müssten immer im Zusammenhang gesehen werden. Gerade das aber gäbe es häufig nicht. Es habe nichts mit dem Islam, mit dem Glauben, zu tun, wenn Menschen umgebracht werden. Die Kämpfer von Al-Qaida und IS töten auch Muslime, führt er an. Für sie gelte, „alles was gegen mich ist, ist nicht mit uns“. Das aber habe nichts mit dem Koran zu tun. Der Dozent der Otto-von-Guericke-Universität spricht davon, dass viele Muslime hier integriert seien, dass es ein gutes Miteinander gäbe.

Die Texte zum Frieden allgemein seien in den unterschiedlichen Religionen fast ähnlich, stellt Dr. Al-Hamid fest. So sehen das neben Matthias Simon und Winfried Runge auch Superintendent Uwe Jauch, Gemeindepädagogin Karen Simon-Malue und Judith Vater vom Haldensleber Museum, die im Podium saßen.

Judith Vater hat den Gästen an diesem Abend einen kurzen Einblick in die Geschichte des Hauses der anderen Nachbarn, eine frühere Synagoge, gegeben. Auch zu der Zeit, als sich hier die jüdische Gemeinde traf, sei es bereits darum gegangen, gut miteinander zu leben, einfach dazuzugehören. 1822 sei der Turm der St.-Marien-Kirche neu errichtet und rosa angestrichen worden, führt sie an. Danach sei auch die Fassade der Synagoge rosa gestrichen worden – als Zeichen: Wir gehören dazu.