1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Wo soll in Haldensleben gebaut werden?

Hausbau Wo soll in Haldensleben gebaut werden?

Die Nachfrage nach Bauplätzen ist in Haldensleben seit vielen Jahren groß. Wo gebaut werden soll, ist im Stadtrat umstritten.

17.06.2020, 23:01

Haldensleben l Klaus-Peter Daries ist überrascht. Dass er nun womöglich bald ein Hinterhaus in seinen Garten bauen könnte, hat er noch nicht gehört. Vor gehabt habe er das nicht, betont der Anwohner, der seit 17 Jahren an der Werderstraße wohnt. Allerdings sei der Vorbesitzer seines Grundstücks daran interessiert gewesen, berichtet er. Doch dazu kam es nicht.

Denn die großen Grundstücke hinter den Häusern mit den Hausnummern 3 bis 19 an der Werderstraße zählten bislang stadtplanerisch zum sogenannten Außenbereich. Das heißt, der Bau eines Einfamilienhauses ist dort nicht zulässig. Die Stadt hat derartige Bauvorhaben dort in der Vergangenheit abgelehnt.

Nun aber will sie einem dortigen Grundstücksbesitzer, der kein Haus vorne an der Straße hat, den Bau eines Einfamilienhauses ermöglichen. Der Grundstückseigentümer verfügt nur über einen schmalen Zugang zur Straße, der größere Teil seines Grundstücks befindet sich auf Höhe der Gärten seiner Nachbargrundstücke.

Mit Verweis auf den Gleichbehandlungsgrundsatz will die Stadt nun allen dortigen Anwohnern die Möglichkeit geben, im hinteren Teil ihres Grundstücks zu bauen. Dabei geht es um eine Fläche von rund 3700 Quadratmetern.

Im Hauptausschuss stieß das Vorhaben in der vergangenen Woche auf ein geteiltes Echo. Vier der acht Ausschussmitglieder stimmten dem zu. Dagegen stimmte etwa Bodo Zeymer. Der Grünen-Politiker wohnt ganz in der Nähe, er verweist auf die „schönen, begrünten Gärten“, die es für die dortige Vogelwelt zu erhalten gelte. „Das ist kein ideales Baugebiet“, sagt Zeymer.

Die Frage, wo Haldensleben abseits der ausgewiesenen Baugebiete wachsen kann, beschäftigte die Stadträte auch wegen eines anderen Antrags. Denn auch am Benitz gibt es zwei Interessenten, die dort drei weitere Einfamilienhäuser bauen wollen. Auch dort zählt die rund 13.000 Quadratmeter große Baufläche bisher planerisch zum Außenbereich. Aktuell wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt.

In der Diskussion über den Antrag für einen dortigen Bebauungsplan hatte Guido Henke in der vergangenen Woche im Bauausschuss auf das Stadtentwicklungskonzept verwiesen. Der Linken-Politiker betonte, die Stadträte hätten sich für eine „kompakte Stadt“ entscheiden, für „Verdichtung statt Ausdehnung“. Zu der geplanten Erweiterung am Benitz sagte er: „Das ist das Gegenteil von dem, was wir wollen“.

Im Hauptausschuss war die Diskussion darüber dann erneut aufgeflammt. Mario Schumacher von der CDU betonte, dass es sich bei den Wohnbauflächen am Benitz nicht um Naturschutzflächen handele. Die Grundstücke seien dort etwas größer. „Wir haben dort ein Angebot für Leute, die etwas größere Grundstücke bewohnen könnten“, sagte er. Das dortige Bauland-Angebot der Stadt sei eine „sinnvolle Ergänzung“.

Marlis Schünemann, ebenfalls Stadträtin für die CDU, berichtete, dass es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Widerspruch zur Bebauung des Benitz gegeben habe. Dennoch sei das dortige Wohngebiet immer größer geworden. Die Ackerfläche, über die nun entschieden werden müsse, sei „aber eine Fläche, die sich anbietet, bebaut zu werden“, sagte Schünemann.

Im Hauptausschuss stimmten fünf Mitglieder der geplanten Erweiterung des Wohngebiets am Benitz zu. Drei Ausschussmitglieder waren dagegen. Heute Abend muss der Stadtrat abschließend über die geplanten neuen Wohnbauflächen an der Werderstraße und am Benitz entscheiden.