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Imkerei Schlechteste Honigernte in Hundisburg

Für die Honigbienen ist 2017 ein katastrophales Jahr gewesen. Für Imkermeister Ralf Bertram heißt es 2018: Vom Rückschlag erholen.

Von Lan Dinh 28.12.2017, 09:00

Hundisburg l Das Bienenjahr begann mit der Haselnuss Anfang Februar, dann folgten Mitte März die Kätzchenweiden, Krokusse und Schneeglöckchen. Im Rückblick fällt das Urteil zur Honigernte in diesem Jahr für Ralf Bertram, Besitzer der Schlossimkerei in Hundisburg mit einer sehr langen Tradition, negativ aus: „2017 war die schlechteste Ernte seit 1982“, stellt er fest.

Der Hauptgrund für die schlechte Ernte: Der lange Frost. Dadurch fielen die Trachten sporadisch aus. Wenn Obst bereits in der Knospe erfriere, gäbe es auch keine Blüten. „Die Bienen haben keine Nahrung gefunden“, erklärt der Imkermeister. „Viele Völker waren Mitte Mai da, wo sie hätten im April schon sein können. Dieser Verlust zeigt sich auch in der Königinnenzucht.“

Der Raps sei nur sporadisch gut gewesen. Dafür habe es mehr Mais als sonst gegeben, denn der sei frostunempfindlich. Ein weiterer Grund für das Hungern der Bienen sei auch das Glyphosat gewesen, durch das wichtige Pflanzen für die Bienen verschwunden seien. Glyphosat störe den Brutzyklus der Bienen und verkürze ihre Lebenszeit. Dadurch würde die Anzahl der Bienen deutlich sinken, was ein Überleben des Bienenvolkes erschwere, bewertet der Imker.

Die Schwächung der Bienen habe bereits im Spätsommer 2016 begonnen. „Darum hatten wir im Frühjahr 2017 weniger Bienenvölker zur Verfügung“, erzählt der 52-Jährige. Die Verluste hätten in Sachsen-Anhalt offiziell bei 22 Prozent gelegen. Bertram vermutet jedoch, dass es tatsächlich weit über 50 Prozent gewesen sind.

Weiterhin seien die Stürme als Probleme hinzugekommen. Diese hätten den Linden schwer zu schaffen gemacht - und damit dem Futter der Bienen. Um die Tiere vor dem Verhungern zu bewahren, musste der Imker sie frühzeitig einfüttern. Außerdem sei es durch den Regen schwer gewesen, die Bienen vom Feld zu holen oder selbst auf die Äcker zu kommen. „Wir mussten warten, bis eine Wochen regenlos war Dann konnten wir sie von den Äckern herunterholen.“

Doch ab der zweiten Jahreshälfte 2017 gab es einen Umschwung, denn es „honigte“ wieder. Aus dem Wald und vom Blatthonig kamen wieder mehr Trachten. Dennoch steht Ralf Bertram dem Winter 2018 pessimistisch gegenüber: „Die Bienen werden definitiv in diesem Winter verhungern.“ Zur Not würden sie gefüttert, aber dafür brauche es bestimmte Temperaturen und Futter. Das sei aufwendig.

Die Verluste wirken sich auf die Arbeit des Imkers aus. „Noch einen Zusammenbruch kann ich nicht verkraften. Es dauert zwei Jahre, um sich davon zu erholen“, erklärt Bertram. Dennoch hofft er auf ein besseres Folgejahr. Dafür hat er Investitionen getätigt, damit sein mittelständisches Unternehmen allein laufen kann.