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Kaliwerk Bäume als Ausgleich für Haldenausbau

Die Halden des Kaliwerkes Zielitz sollen erweitert werden. Dafür sind Ausgleichsmaßnahmen bei Mannhausen geplant.

Von Anett Roisch 06.07.2018, 01:01

Mannhausen l „Es geht um das Planfeststellungsverfahren zur Haldenkapazitätserweiterung II am Standort Zielitz. Die Unterlagen liegen noch bis zum 12. Juli in der Außenstelle der Verwaltung an der Haldensleber Straße 21 in Calvörde zu den Dienstzeiten öffentlich aus. So hat jeder im Nachgang noch die Möglichkeit, sich zu informieren und Anregungen zu geben“, sagte Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU) bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, der in Mannhausen tagte. Schliephake verwies auf die Kisten mit den Unterlagen, die 37 Ordner füllen. Eine Kurzform des Inhalts präsentierte Silvia Dörheit, Mitarbeiterin des kommunalen Bauamtes.

Die beiden Rückstandshalden des Kaliwerkes, im Volksmund auch Kalimandscharo genannt, sind schon von Weitem zu sehen. Mehr als 300 Millionen Tonnen Rückstände aus der Kaliproduktion sind in den vergangenen 45 Jahren aufgehaldet worden.

Trotz der genehmigten Erhöhung von 120 auf 150 Meter wird die Haldenkapazität des Kaliabbaus – laut des Berichtes – in einigen Jahren erschöpft sein. Immerhin kommen jährlich rund 10 Millionen Tonnen der Rückstände, die zu mehr als 90 Prozent aus Steinsalz- Natriumchlorid bestehen, hinzu. Ab 2020 plant das Zielitzer Kaliwerk deshalb, die Kapazität der Halde 2 zu erweitern. Ziel ist es, das Planfeststellungsverfahren für die Haldenerweiterung bis 2020 abzuschließen.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Kalivorräte der „Scholle von Calvörde“ die Förderung noch bis weit über die Mitte dieses Jahrhunderts hinaus erlauben. Wie bei allen Kaliproduzenten weltweit werden Produktionsrückstände auch im Kaliwerk Zielitz aufgehaldet. Im Zusammenhang mit der Planung der Haldenkapazitätserweiterung haben sachverständige Gutachter geprüft, wie die etwa 340 Millionen Tonnen Rückstand, die bis 2053 anfallen, alternativ entsorgt werden könnten.

Dabei spielten nicht nur ökonomische und ökologische Aspekte, sondern vor allem sicherheitliche und technische Machbarkeit sowie soziale Gesichtspunkte eine Rolle. Das Ergebnis: Die Halde 2 um etwa 200 Hektar zu erweitern, ist die beste aller Lösungen.

„Das Landesamt für Geologie und Bergwesen ist hierfür die zuständige Anhörungs- und Planfeststellungsbehörde. Die Behörden sind aufgefordert, bis zum 6. August eine Stellungnahme abzugeben. Für den Verbandsgemeindebereich Flechtingen ist die Gemeinde Calvörde mit den Gemarkungen Mannhausen und Velsdorf als Standort für Naturschutzmaßnahmen berührt“, erklärte Silvia Dörheit. Um die Eingriffe in die Natur auszugleichen, wird es Erstaufforstungen auf einer Gesamtfläche von 385 Hektar geben. Dort soll Laubmischwald entstehen.

Lothar Müller (UWG) aus Dorst, Mitglied des Calvörder Gemeinderates, gab zu bedenken: „Zehn Prozent von dem, was man aus der Erde holt, wird nur genutzt. Ich finde es umweltschädigend, auch wenn es Ausgleichsmaßnahmen gibt.“ Gemeinderatsmitglied Thomas Lange (UWG) aus Wegenstedt schloss sich den Worten seines Vorredners an und ergänzte: „Was da passiert, ist für die Natur eine Katastrophe. Die Ausgleichsmaßnahmen heben die Schäden nicht auf. Wir haben jetzt schon so viele Wasserprobleme, die Flächen um Rogätz herum sacken ab.“

Der Bürgermeister gab zu Bedenken, dass es nicht die Hoheit der Gemeinde ist. „Sicherlich können wir unsere Auffassung und unsere Bedenken formulieren, aber wir sind für die Genehmigung nicht zuständig. Die Eingriffe berühren uns nicht direkt, sondern nur indirekt durch die Ersatzmaßnahmen, die ja für uns eine Aufwertung der Natur darstellen“, sagte Volkmar Schliephake.