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Coronavirus Klingendes Zeichen der Hoffnung

Überall werden jetzt zusätzlich die Glocken geläutet. In Behnsdorf, Erxleben, Flechtingen und Weferlingen belässt man es beim Abendgeläut.

Von Carina Bosse 07.04.2020, 01:01

Behnsdorf l Wenn abends die Glocken läuten, dann läuten sie schon seit sehr langer Zeit überall in den Dörfern und Städten den Feierabend ein. Jedes Kind weiß dann: Jetzt muss ich nach Hause. Und jeder, der noch arbeitet, wird daran erinnert: Es ist auch einmal gut mit dem Schuften. „Glocken gaben schon immer den Menschen Zeichen. Wenn sie erklingen, dann ist irgendetwas“, sagt Pfarrerin Esther Spenn. Sie gehört zum Westbereich des Kirchenkreises Haldensleben-Wolmirstedt mit den Pfarramtsbereichen Behnsdorf, Erxleben, Flechtingen und Weferlingen, die eine enge Zusammenarbeit pflegen.

In früheren Zeiten haben Glocken vor Sturm, Feuer oder Kriegsgefahr gewarnt. Dafür gibt es heute Sirenen. Und trotzdem sind sie heute noch wichtig. Denn Glocken sind Boten des Zusammenlebens. Sie erinnern daran, Freud und Leid miteinander zu teilen und aneinander zu denken. Gerade in diesen Zeiten der Einschränkung von Kontakten im Zuge der Corona-Pandemie-Eindämmung rücken sie stärken denn je ins Bewusstsein. „Wir hören die Glocken, wenn Hochzeiten gefeiert werden. Wir hören sie, wenn ein Mensch aus unserer Mitte verstorben ist. Und wenn wir Gottesdienst feiern, rufen uns die Glocken zur Kirche“, zählt die Pfarrerin auf.

Aber ihr eigentlicher Grund zum Läuten ist ein Innehalten im Alltag. Mitten im Getriebe der Zeit, mitten in den eigenen Gedanken, Freuden und Sorgen, mitten im geschäftigen Treiben sagt ihr Klang: Nimm dir einen Moment, hol Luft, besinn dich. Der Glockenklang ist immer ein Ruf zum stillen Besinnen. „Im Gebet können wir daran denken, was uns auf der Seele liegt. Und wir können an andere denken und für sie beten. Wenn uns dabei selber die Worte fehlen, dann ist ein ,Vaterunser‘ immer gut“, sagte die Behnsdorferin. Es sei doch eine schöne Vorstellung, dass alle, wenn abends die Glocken läuten, einen Moment innehalten. Alle denken dann aneinander und beten vielleicht auch füreinander. Viele Hände werden sich gleichzeitig und damit gemeinsam zum Vaterunser falten, auch wenn eine räumliche Trennung vorliegt.

„Ein schöner Moment der Gemeinschaft! Wir hören immer, wenn die Glocken läuten, täglich. Aber es ist schon so gewohnt, dass wir es oft einfach überhören“, weiß Esther Spenn: „Lassen Sie sich einladen, es wieder bewusster wahr zu nehmen. Es tut gut. Gerade jetzt in dieser Zeit der Corona Krise ist dies wichtig. Wir wollen uns nahe sein, denn viel Ungewissheit prägt jetzt unseren Alltag. Läuten wir so ein Stück gegen all die Verunsicherung und Ängste an, die die Corona-Krise mit sich bringen. Zeigen wir, dass wir füreinander da sind und dass wir unsere Gebete füreinander mit dem Schall der Glocken zu Gott senden.“ Mit dem Abendläuten würde ein klingendes Zeichen der Hoffnung gesetzt werden.

In dieser Woche würden die Christen Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern in den Kirchen feiern. Leider ist das in diesem Jahr wegen der verordneten Präventionsmaßnahmen nicht möglich. „Aber wir haben ja zum Glück unsere Glocken. Sie werden läuten“, verspricht die Pfarrerin. Am Karfreitag erklingen die Glocken in der Region um 15 Uhr und erinnern daran, dass Jesus gestorben ist. Und wenn sie dann am Ostersonntag um 10 Uhr ihren Klang über das Land schicken, sagen sie: Das Leben siegt! Jesus lebt!