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Kommunalpolitik Pläne für neue Grundschule

Haldensleben könnte eine weitere Grundschule bekommen. Die Evangelische Johannes-Schulstiftung hat entsprechende Pläne vorgestellt.

Von Jens Kusian 27.09.2018, 01:01

Haldensleben l In der Kreisstadt platzen derzeit die Kindertagesstätten aus allen Nähten. Und das könnte demnächst auch auf die Grundschulen in Haldensleben zutreffen, wenn die Kinderscharen dorthin wechseln. Daher ist Michael Bartsch, der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Johannes-Schulstiftung, bei den Mitgliedern des Ausschusses für Schule, Soziales, Kultur und Sport des Stadtrats auf offene Ohre gestoßen: Er hat ihnen die Pläne für eine weitere Grundschule – in Trägerschaft der Stiftung – vorgestellt.

Die Idee dazu, so versichert Bartsch, stamme von Pia Kampelmann. Die Leiterin der Evangelischen Sekundarschule auf dem Süplinger Berg hätte angeregt, die bestehende Einrichtung um eine Grundschule zu erweitern. „Aus pädagogischer Sicht ist das natürlich eine wertvolle Idee. Aber sie muss auch von der Kommune und den Stadträten gewollt sein“, macht Michael Bartsch deutlich. Die neue Schule sollte nicht in Konkurrenz mit bestehenden Schulen stehen. „Ohne Bedarf machen wir es nicht“, versichert er.

Doch der sei fraglos vorhanden, bestätigt Sozialamtsleiterin Doreen Scherff. „Die Verwaltung“, so unterstreicht sie, „begrüßt ausdrücklich dieses Vorhaben. Der Bedarf ist da und wird auch noch weiter wachsen. Auf keinen Fall entsteht anderen Schulen dadurch Schaden.“ Im Gegenteil: Angesichts der Entwicklung denkt die Stadtverwaltung über Kapazitätserhöhungen an ihren Grundschulen nach. Doch diese Möglichkeiten sind laut Amtsleiterin relativ ausgereizt. Und selbst eine neue evangelische Grundschule werde den Bedarf nicht abdecken können.

Die Schulstiftung plant eine anderthalbzügige Grundschule mit sechs Lerngruppen. Das besondere dabei sei eine jahrgangsübergreifende Mischung, macht der Stiftungsvorsitzende deutlich. „Das ist bei uns so üblich“, sagt er. Normal seien Lerngruppen aus den Jahrgangsstufen 1 und 2 sowie 3 und 4. Pia Kampelmann bringt zudem noch den Ansatz, die Jahrgangsstufen 4 und 5 zu mischen, damit der Übergang in die Sekundarschule leichter fällt. „Als Modell könnten solch neue Wege beschritten werden“, meint sie.

Die neue Schule bietet Platz für etwa 130 Kinder, die Klassenstärken liegen bei 22 oder 23 Mädchen und Jungen. Gut 600 der insgesamt 1000 Quadratmeter stehen ihnen allein als sechs Klassen- und vier Horträume zur Verfügung. Darauf legt Bartsch großen Wert: „Auch der Hort wird von der Stiftung getragen.“

Das neue Gebäude soll als Zweigeschosser direkt an das westliche Ende der Sekundarschule angebaut werden. Dort befindet sich derzeit eine Brachfläche, die einst als Schulgarten genutzt wurde. Beide Trakte verbindet ein Gang, der künftig als Haupteingang der Schule genutzt werden soll. „Damit verlagern wir auch den Schülerverkehr vom Waldring an den Nonnenspring. Dort stehen ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung und es ist dort sicherer als am doch viel befahrenen Waldring“, nennt Pia Kampelmann einen Vorteil, der mit dem Neubau einhergeht.

Sie kann sich zudem gut vorstellen, dass die Außengelände der evangelischen Schule und der städtischen Grundschule „Erich Kästner“ künftig gemeinsam genutzt werden könnten. „Es wäre doch Quatsch, alles doppelt zu machen, wenn wir Tür an Tür mit der Kästnerschule wohnen“, ist ihre Meinung.

Die Schulleiterin rechnet damit, dass der überwiegende Teil der künftigen Schüler aus Haldensleben kommen werde. „Von den Sekundarschülern kommen derzeit 63 Prozent aus dem Stadtgebiet, der Rest aus der Umgebung“, nennt sie Zahlen. Daher hat sie für die Grundschule auch primär Kinder aus Haldensleben als Zielgruppe im Visier und geht von einer Quote von gut 70 Prozent aus. Zudem, so betont Michael Bartsch, seien für den Schülertransport an freien Schulen grundsätzlich die Eltern zuständig. „Und im Grundschulbereich fahren Eltern ihre Kinder nicht stundenlang durch die Gegend“, ist Pia Kampelmann überzeugt.

Was den Zeitplan angeht, so stehe die Stiftung bereit. „Wenn die Schule gewollt ist, dann gehen wir in die Planung. Haben wir dann auch den notwendigen Kuratoriumsbeschluss, können wir mit dem Bau beginnen“, stellt sich Bartsch den Ablauf vor. Zwei Jahre würden die Arbeiten jedoch mindestens dauern. „Also könnte die Schule frühestens 2020/2021 stehen – wenn wir es knackig umsetzen“, sagt er.

Die Gesamtkosten sind aktuell mit rund 1,9 Millionen Euro veranschlagt. Der Planer habe sich auf Wunsch der Stiftung auch extra an den aktuellen Preisen orientiert. 15 Prozent der Summe müsse die Schulstiftung als Eigenmittel für eine Förderung aus dem Programm „Soziale Stadt“ aufbringen, die restlichen 85 Prozent würden sich Stadt, Land und Bund gleichermaßen teilen, erklärt Stadt-Dezernentin Andrea Schulz.

Angesichts der aufgerufenen Kosten würde der Stadtanteil zwischen 500.000 und 600.000 Euro liegen. „Diese Summe müsste in den Haushaltsplan für das nächste Jahr eingestellt werden. Mit seinem Beschluss über den Haushalt stimmt der Stadtrat dann dieser Maßnahme zu“, ergänzt Doreen Scherff.

Michael Bartsch weist auf Nachfrage daraufhin, dass grundsätzlich ein Schulgeld erhoben werde. Das liege zwischen 95 und 150 Euro pro Monat – je nachdem, wie es vom Land refinanziert wird. Dafür werde den Kindern eine zehnstündige Betreuung mit Bildungsauftrag pro Tag geboten – „eine lohnenswerte Investition“, ist Bartsch überzeugt. Verpflegungskosten seien in dem Schulgeld aber nicht enthalten, die kämen noch dazu.

Aber: „Wer das Geld nicht zahlen kann, der zahlt es auch nicht. Für Härtefälle hat die Stiftung einen Schulgeldsozialfonds“, versichert der Vorstandsvorsitzende. „Wir haben ja auch den Auftrag, uns um die Schwachen zu kümmern – gerade heute, wo die Gesellschaft auseinander driftet“, proklamiert Bartsch zudem das Ansinnen der Schulstiftung, Bildung nicht vom Portemonnaie der Eltern abhängig zu machen.