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Krankenhaus Notfallpatienten sind gut versorgt

In Kliniken sollen Integrierte Notfallzentren eingerichtet werden. Die Notaufnahme in Haldensleben ist gut gerüstet.

Von Julia Schneider 01.08.2019, 01:01

Haldensleben l Die Unterversorgung im hausärztlichen Bereich nimmt auch in der Börde zu. Auch bei Fachärzten gibt es lange Wartezeiten. Dem gegenüber stehen die Notaufnahmen in den Krankenhäusern: sie sind 24 Stunden lang erreichbar und per Gesetz dazu verpflichtet, ankommende Patienten ärztlich zu begutachten. Das bewirkt in ganz Deutschland steigende Patientenzahlen in den Notaufnahmen, viele von ihnen sind aber gar keine Notfälle. Diesen Trend hat auch Petra Nöthlich beobachtet, als sie noch in einem Klinikum in Magdeburg gearbeitet hat.

Seit fast fünf Wochen ist sie nun aber Ärztliche Leiterin der Notaufnahme im Haldensleber Ameos-Klinikum. Hier gestalte sich die Sache anders. „Der Anteil der Patienten, die wirkliche Notfälle sind, ist bei uns sehr hoch“, sagt Petra Nöthlich. Während er in anderen Krankenhäusern im Durchschnitt bei 40 bis 50 Prozent liege, seien in der Haldensleber Notaufnahme rund 70 Prozent der Patienten tatsächliche Notfälle. Viele der restlichen 30 Prozent würden zudem von Hausärzten zum Ausschluss schwerer Störungen in die Notaufnahme geschickt, weiß auch David Kayser, Krankenhausdirektor des Haldensleber Ameos-Klinikums.

Insgesamt, so erklärt er, würden in der Haldensleber Notaufnahme rund 17.000 Patienten jährlich behandelt, das seien im Monat 1600 und täglich im Durchschnitt 50. Und obwohl im Haldensleber Klinikum der bundesdeutsche Trend der Überlastung der Notaufnahmen nicht spürbar sei, stehe man dort der jüngsten Idee von Jens Spahn positiv gegenüber.

Eine Zusammenlegung von Notaufnahme und Kassenärztlichem Notdienst, so plant es der Bundesgesundheitsminister, könne nicht nur die Krankenhäuser entlasten, sondern auch für den Patienten einen Mehrwert bringen. Denn dass die Praxis der Kassenärztlichen Vereinigung im Haldensleber-Ameos-Klinikum bisher immer mittwochs und freitags außerhalb der Sprechzeiten der niedergelassenen Ärzte geöffnet sei, hält David Kayser für nicht ausreichend. Für den Vorstoß des Gesundheitsministers müssten Petra Nöthlich zufolge aber die politischen Voraussetzungen geschaffen werden.

Den Weg in Richtung Zusammenlegung von Notaufnahme und Kassenärztlichem Notdienst ebnet ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses. Er besagt, dass nur solche Krankenhäuser an der Notfallversorgung teilnehmen können, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Für die Notfallversorgung gibt es in diesem Rahmen drei Stufen. „Ich denke, dass wir Stufe zwei zwanglos erreichen werden“, ist Petra Nöthlich zuversichtlich. Obwohl das Ameos-Klinikum noch fast fünf Jahre Zeit hätte, um für die nötigen Voraussetzungen zu sorgen, sei man laut David Kayser sicher schon 2020 so weit.

Um die sogenannte „Erweiterte Notfallversorgung“ vorzuhalten, muss ein Krankenhaus beispielsweise eine Chirurgie/Unfallchirurgie, eine Innere Medizin, die Möglichkeit einer Intensivunterbringung und weitere spezielle Fachabteilungen besitzen. Pflegekräfte müssen als Notfallpfleger qualifiziert werden, das sei im Haldensleber Klinikum schon geschehen. Es müsse eine eigenständige ärztliche Leitung der Notaufnahme geben – die sei mit Petra Nöthlich eingestellt worden. Sie brauche nun noch eine Weiterbildung für die Klinische Notfall- und Akutmedizin, die momentan aber in Sachsen-Anhalt noch nicht angeboten wird. Außerdem habe die Ameos-Gruppe den eigenen Anspruch, den Patienten in digitaler (und anonymisierter) Form zu zeigen, warum sie wie lange warten müssen, welche Notfälle also vor ihnen behandelt werden. Diese Vorhaben sollen in absehbarer Zeit umgesetzt sein – dann ist das Haldensleber Ameos-Klinikum in Sachen Notaufnahme besser ausgestattet als viele andere, auch große, Krankenhäuser.

Jens Spahns Reformpläne sehen aber noch einen anderen Aspekt vor: Auch die Telefonnummern für Notfälle sollen koordiniert werden. So sollen die Notrufnummer 112 und die Nummer des Kassenärztlichen Notdienstes 116 117 in den jeweiligen Leitstellen zusammengelegt werden. Im Landkreis Börde wurde dieses Prinzip schon mehrere Jahre verfolgt, wie Frank Schulze als Sachgebietsleiter für den Rettungsdienst beim Landkreis Börde erklärt. „Wir haben sowieso schon eine Integrierte Rettungsleitstelle, wo Notrufe für Krankenwagen und Feuerwehr auflaufen“, sagt er. In einer Probephase, die bis zum 31. März 2019 dauerte, seien dann auch die Anrufe der 116 117 für den Versorgungsbereich Haldensleben dort angekommen. „Ob sich deshalb die sogenannten ‚Bagatelleinsätze‘ für die Haldensleber Notaufnahme reduziert haben, ist signifikant nicht zu belegen“, sagt Frank Schulze. Ursprünglich sei geplant gewesen, dass nach der Probephase der Kassenärztliche Notdienst des gesamten Landkreises Börde über die Leitstelle abgewickelt werde. Dazu hätte man materielle und personelle Ressourcen aufstocken müssen.

Die Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen-Anhalt richtet einen eigenen Bereitschaftsdienst und eine Terminservice-Zentrale ein, die bis heute arbeitet. Ob diese Variante mit Erlass der von Jens Spahn erwogenen Reform noch einmal geändert werde, müsse die Zukunft zeigen, so Frank Schulze.