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Mittellandkanal Stadtstrecke soll bunt bleiben

Ein Blumenmeer wächst am Mittellandkanal in Haldensleben. Anwohner sind enttäuscht, dass davon nun nichts mehr zu sehen ist.

Von Jens Kusian 27.11.2020, 00:01

Haldensleben l Rudi Pasemann hat als Anwohner seinem Ärger Luft gemacht. „An der Böschung wurden nach dem Ausbau des Kanals Akazien gepflanzt. Die Hälfte davon hat den Dürresommer 2019 leider nicht überlebt. Doch nun sind auch die restlichen Akazien gefällt worden“, berichtet er. Auch der Ginster, der seit zwei Jahren an der Böschung gewachsen ist, sei jetzt wieder abgemäht worden, so Rudi Pasemann weiter. „Der hat so schön gelb geblüht, das war eine wahre Pracht.“

Den Ärger kann Jens Bendler verstehen. Er leitet den Außenbezirk Haldensleben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mittellandkanal und kennt die Problematik. Seine Dienststelle ist mit für die Unterhaltung der sogenannten Stadtstrecke – der Bereich des Mittellandkanals, der im Haldensleber Stadtgebiet ausgebaut wurde – zuständig.

„Gerade die Stadtstrecke liegt mir am Herzen“, versichert Bendler. Sie habe seiner Ansicht nach in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung für Haldensleben gewonnen, wird gern von Spaziergängern genutzt. Daher hat der Bereich seine volle Aufmerksamkeit.

„Anfangs sagte ich mir: ‚Das hier muss alles schön und ordentlich aussehen, es ist schließlich die Stadtstrecke‘. Also haben wir fleißig gemäht und alles so gut es geht in Ordnung gehalten“, erzählt der Außenbezirksleiter.

Doch dann habe er die Erfahrung gemacht, dass die Natur ihre eigenen Wege geht – und das gar nicht mal so schlecht. Ein bunter Blühstreifen hat sich auf der Grünfläche zwischen Wirtschaftsweg und Spundwand entwickelt, Buschwerk an der Böschung gewurzelt. „Das kommt bei den Spaziergängern sehr gut an“, so Bendlers Erfahrung.

Damit dies in den kommenden Jahren auch so bleibt, seien jedoch Pflegemaßnahmen notwendig. „Wir mähen also im Herbst regelmäßig, damit es im Sommer wieder schön bunt aussieht“, erklärt er. Davon sind auch die Pflanzen an der Böschung betroffen. „Um eine Verbuschung zu verhindern, die dann in den Wegebereich hinwachsen würde. Das wächst aber wieder nach“, ist er überzeugt.

Jens Bendler kann sich auch noch gut an den Pappelbestand erinnern, der auf der Kanalböschung stand und im Zuge der Verbreiterung des Kanals verschwunden ist. „Natürlich haben wir dafür Ersatzpflanzungen vorgenommen“, versichert er. „Aber eben nicht an gleicher Stelle, sondern auf einer Ausgleichsfläche.“ Was seither am Kanal wächst, ist Wildwuchs. „Wir haben hier gar nichts gepflanzt“, so Bendler weiter. Er und seine Mitarbeiter versuchen trotzdem, enen Kompromiss zwischen Naturschutz und Pflegezustand zu finden.

Dass auch Hundebesitzer die Wirtschaftswege beidseits des Kanals gern als „Gassistrecke“ nutzen, ist für Bendler auch nicht neu. Zwar kann er den Wunsch nach Mülleimern für die Hinterlassenschaft von Lumpi & Co. verstehen, doch aufstellen lassen kann er sie nicht. „Auf den Wegen sind Fußgänger und Radfahrer lediglich geduldet. Würden wir jetzt dort Mülleimer aufstellen, käme das einer öffentlichen Nutzung gleich. Es ist aber kein öffentlicher Verkehrsweg, sondern ein Betriebsweg“, betont Jens Bendler-