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Motorsport Blick ist schon längst nach vorn gerichtet

Das Corona-Jahr 2020 hat in vielen Bereichen für Stillstand gesorgt. Auch im Motorsport.

Von Lars Koch 30.12.2020, 23:01

Haldensleben l „Der Blick in den Rückspiegel bringt uns nicht weiter, also schauen wir nach vorn". Das zumindest sagt Jörn Steinig, Vorsitzender des Motorsportverein MSV Dolle  e.V. im ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, der schon seit vielen Jahren Ausrichter höchster deutscher Prädikatsrennen ist. Das Corona-Jahr 2020 hat in vielen Bereichen für Stillstand gesorgt. Auch im Motorsport und beim Motorsportverein Dolle, wo sonst Top-Piloten aus ganz Europa zu internationalen Deutschen Motocross-Meisterschaften gegeneinander antreten, und auf der Rennstrecke um Punkte kämpfen.

Steinig, der die Geschicke des von ihm mitgegründeten Vereins schon seit 26 Jahren leitet, mag nicht wirklich zurück blicken. „Dankbarerweise haben Motocross-Maschinen ja keinen Rückspiegel. Es gilt, nach vorn zu schauen und genau das machen wir hier.“

Seit 1999 richtet der Verein in jedem Jahr mindestens einen Lauf einer Deutschen oder Internationalen Deutschen Motocross Meisterschaft aus, über viele Jahre zeichnete der Verein auch für in Stendal ausgetragene Supermoto-Rennen verantwortlich, „aber das machen wir schon seit einigen Jahren nicht mehr, weil es sich einfach nicht mehr rechnen ließ.“

Nicht viel zu rechnen hat Steinig beim MSV Dolle übrigens in diesem Jahr, zumindest mit Blick auf die Haben-Seite. Trainings gab es kaum, der für Juni geplante Deutsche Motocross-Meisterschafts-Lauf der Seitenwagen und der Quads ist ausgefallen, da seitens des Deutschen Motor Sport Bunds, der sämtlichen Motorsport, Rennen und deren Austragung, in Deutschland koordiniert, die kompletten Meisterschaften abgesagt worden sind.

„Unsere letzte große Veranstaltung war der Wintercup“, ein Rennwochenende, das sich in der Vergangenheit immer großer Beliebtheit erfreute und auch immer wieder Starter aus ganz Europa anzog.

Das war im Übrigen auch die letzte international ausgeschriebene Veranstaltung in ganz Deutschland, die in diesem Jahr ausgetragen wurde. Selbst der bis dato jüngste Motocross-Weltmeister aller Zeiten, der Thüringer Ken Roczen, der seit einigen Jahren in der Weltspitze der Motocrosser zu Hause ist, fuhr in Dolle schon Siegpokale ein. Heute verdient Roczen sein Geld in Übersee bei der Supercross-Weltmeisterschaft, den Arena-Cross-Veranstaltungen in den USA und der US-Motocross-Meisterschaft.

„Einnahmen haben wir nicht viele, Ausgaben, durch die nicht stattgefundenen Rennwochenenden allerdings auch nicht.“ Die Rennen zur Landesmeisterschaft am letzten Oktoberwochenende gingen zwar über die Bühne, brachten zumindest ein paar Euro in die Kasse, „aber insgesamt war das schon ein recht trauriges Jahr für uns und den Motorsport.“

Erst Anfang Dezember war eine Delegation des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e.V. beim Verein zur Streckeninspektion vor Ort. „Dieses Treffen gibt es jedes Jahr, da geht es dann um die Streckenbeschaffenheit, um Zuschauersicherheit und Fragen der Infrastruktur.“ Und da steht dem MSV einiges ins Haus. So sind neue Zäune für die Zuschauersicherheit fällig. „Klar könnten wir das mit Baustellenabsperrgittern lösen, aber es soll ja auch noch attraktiv sein, zu unseren Rennen zu kommen.“ So werde derzeit über den kompletten Neubau einer Einzäunung der Zuschauerbereiche nachgedacht. Das würde mit rund 130.000 Euro allerdings auch richtig ins Geld gehen.

Um Finanzierungslücken zu schließen sind Fördermittel beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt und beim ADAC beantragt. Auch die lokalen Sponsoren sind mit im Boot. „Einige sind schon seit Vereinsgründung dabei. Das sind alles Unterstützer in der Region, auf die wir uns verlassen können.“

Steinig hofft, dass in 2021 wieder ein Rennwochenende stattfinden wird, an welchem Punkte zur Deutschen Motocross Meisterschaft vergeben werden. Wann das sein wird, und welche Klassen dann ans Startgitter rollen, ist aber noch nicht klar. „Erst muss der Weltmeisterschaftskalender stehen, dann macht der ADAC seine Inter-DM Planung und dann sind die Deutschen Meisterschaften und somit auch wir gefragt.“ Egal, wie es kommt, Jörn Steinig blickt zuversichtlich nach vorn. „Nach 2020 kann es ja nur besser werden und der Blick in den Rückspiegel, würde sich in diesem Jahr sowieso nicht lohnen…“