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Neujahrsempfang Hohe Börde startet ins Lutherjahr

Zum Neujahrsempfang lud die Hohe Börde nach Wellen. Für die Bürgermeisterin Anlass, Bilanz nach sieben Jahren Einheitsgemeinde zu ziehen.

Von Constanze Arendt-Nowak 16.01.2017, 00:01

Wellen / Hohe Börde l Eine um 300 Personen auf insgesamt 18 704 gestiegene Einwohnerzahl, 1325 geborene Kinder sowie 542 geschlossene Ehen sind nur eine Auswahl der Zahlen, die der Hohen Börde eine gute Entwicklung seit Gründung der Einheitsgemeinde am 1. Januar 2010 bescheinigen. Bürgermeisterin Steffi Trittel konnte den zahlreichen Gästen des Neujahrsempfangs aber auch nicht ohne Stolz davon berichten, dass über 70 junge Paare einen Zuschuss beim Kauf eines Hauses im Rahmen des kommunalen Förderprogramms „Jung sucht alt“ erhielten.

Mehrere Baugebiete seien entwickelt und 30 Millionen Euro in die Infrastruktur der Hohen Börde investiert worden. Die Krönung sei die Einweihung der Bebertaler Umgehungsstraße B 245 nach einer Planungszeit von fast 20 Jahren gewesen. Die Bürgermeisterin selbst bestritt an diesem Tag den ersten Tag ihrer zweiten Amtszeit.

Beispiele zeigen, dass die Gemeinde in den sieben Jahren einen Weg gefunden hat. Laut Bürgermeisterin ist die oft propagierte Fernsteuerung bei der Entwicklung der Dörfer und eine falsche Zentralisierung ausgeblieben. Das sei nicht zuletzt auch den engagierten Gemeinderäten zu verdanken. Außerdem haben neue Strategien und Konzepte Infrastrukturverbesserungen und Erneuerungen ermöglicht.

Engagierte Bürger und Vereine haben unterdessen die Selbstverantwortung in den Dörfern übernommen. „Unsere Vereine sind als Kraftquell der Dörfer bekannt, haben teilweise eine lange Tradition und sind beliebt bei Jung und Alt, bei Männern und Frauen. Unsere Gemeinde hat 140 Vereine“, so Steffi Trittel. Sie verwies darauf, dass es der Gemeinde immer noch möglich ist, zur Förderung des Vereinslebens 2,50 Euro je Einwohner an die Ortschaften zu zahlen. Hinzu komme die Übernahme von Betriebskosten der Sportlerheime und Sporthallen durch die Gemeinde und eine unentgeltliche Nutzung der Dorfgemeinschaftseinrichtungen.

Als bis heute „unverzichtbaren Verein“ rückte sie die Feuerwehr in den Fokus. Häufig müssen die Kameraden nicht nur zu Bränden, sondern viel mehr zu Rettungseinsätzen nach Verkehrsunfällen und zur Beseitigung von Umweltschäden ausrücken. „Der zunehmende Einsatz auf der Autobahn 2 fordert die freiwilligen Kräfte erheblich. Die kommunale Finanzierung der Feuerwehren muss durch das Land für diese Leistungen aufgestockt beziehungsweise muss eine Autobahnzulage erwogen werden“, unterstrich sie mit Verweis auf das Ehrenamt. Es sei nicht richtig, dass diese Belastung des überregionalen, europäischen Verkehrs ohne zusätzliche Unterstützung allein von den Gemeinden gestemmt werden soll.

Doch es gibt auch noch einige „Baustellen“ in der Hohen Börde. So beschäftigt beispielsweise die Schulentwicklungsplanung nach wie vor die Gemeinde. Am Ende sollten nach Aussage von Steffi Trittel vier Schulstandorte stehen. Das sei nicht allein eine Frage der künftigen Finanzierung, sondern auch eine Entscheidung für stabile Strukturen in einer gesicherten Zukunft.

Der Kampf gegen die Bürokratie bei der Breitbandförderung, den Stark-III-Anträgen sowie den Anträgen der Leader-Förderung machen den Alltag und die Umsetzung neuer Ziele zusätzlich schwer. Die Zukunft der medizinischen Versorgung auf dem Lande bereitet ebenso Kopfzerbrechen. „Reformen sind hier dringend notwendig- vor allem vor dem Hintergrund des Versprechens: Gleiche Verhältnisse in Stadt und Land“, schlug Steffi Trittel den Bogen zu Reformator Martin Luther.

Dieser wird 500 Jahre nach seinem Thesenanschlag in Wittenberg auch seine Spuren in der Gemeinde Hohe Börde hinterlassen. „Luther im Garten“ heißt eine Veranstaltungsreihe, die das ganze Jahr 2017 über kulturelle Begegnungen eröffnen wird. Verkünden werden das auch 500 Blumenzwiebeln, die im Frühjahr in jedem Dorf blühen werden. Den Abschluss von „Luther im Garten“ bildet die Pflanzung von 500 Bäumen am Reformationstag.

Die Aktivität in der Vergangenheit und in der Zukunft begeisterte nicht zuletzt auch den Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht, der bekanntlich in Wellen zu Hause ist. „Wir brauchen Menschen, die Verantwortung übernehmen, anpacken und gestalten, um unser Land voranzubringen“, sagte er in seinem Grußwort. Ebenso freuten sich die Justizministerin des Landes, Anne-Marie Keding, sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Behrens über den Gemeinsinn, der die Gemeinde bestimmt.

Gemeinsam mit Abordnungen der dörflichen Gemeinschaft feierten die Vertreter von Bund, Land, Landkreis und aus den Nachbargemeinden noch mehrere Stunden. In vielen Gesprächen fand sich ein Ansatz für neue Ideen.