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Landkreis Börde Corona raubt die schönen Momente

Viele Freizeitangebote fallen dieses Jahr für Kinder und Jugendliche weg. Ein Besuch beim Haldensleber Jugendtreff Kids & Co.

Von Theresa Schiffl 23.11.2020, 23:01

Haldensleben l In der Haldensleber Freizeiteinrichtung Kids & Co. läuft durch die Coronapandemie vieles anders: Bei dem Jugendtreff war 2020 ein ruhiges Jahr. Es gab keinerlei Veranstaltungen oder Ausflüge. Aktivitäten, die das Leben bunt machen und für besondere Momente sorgen. Wie geht es Kindern und Jugendlichen mit den Einschränkungen?

Bei Kids & Co. gelten strenge Hygieneregeln. Regelmäßiges Händewaschen, Hände desinfizieren und Mundschutz auf den Gängen sind hier Normalität. Die Acht- bis Zehnjährigen spielen im Erdgeschoss gerade Darts. Es herrscht reger Trubel. Trotz der vielen Einschränkungen wirken die Kinder ausgelassen und fröhlich. Jeder, der seine Pfeile wirft, muss eine Maske tragen. An ihrem Patz dürfen sie die Kids abnehmen. Mitarbeiter Bernd Struck berichtet, dass das im Großen und Ganzen gut funktioniere. Nur manchmal müsse er und seine Kollegen die Mädchen und Jungen auf das Tragen der Maske hinweisen.

Und was beschäftigt die Kinder aktuell? Einige belastet es, dass sie bei den Freizeitaktivitäten sehr stark eingeschränkt sind. Die zehnjährige Maja erzählt: „Es ist doof. Dominik und ich spielen eigentlich ganz viel Fußball.“ Das sei in letzter Zeit einfach zu kurz gekommen. Über die Schulschließungen hat sie sich nicht gefreut. Außerdem fehlt ihr der Tanzunterricht.

Deutlich wird aber, dass sich die Kinder Gedanken um ihre Mitmenschen machen. „Ich finde es traurig, dass schon so viele Menschen gestorben sind“, sagt der achtjährige Finn. Andere Gedanken hat Leon, dem momentan eine Person ganz besonders fehlt. „Ich möchte so gerne meinen Vater wieder sehen. Aber das geht momentan nicht, da er in einem Risikogebiet wohnt“, erklärt der Neunjährige.

Wieder andere Sorgen gibt es ein Stockwerk weiter oben bei der zwölfjährigen Lilli und der 17-jährigen Josi. Die beiden basteln an Plakaten für das Projekt „Stadtteildetektive“. Sie kleben Bilder von Dingen, die sie in Haldensleben stören, auf ein Plakat. Doch an der aktuellen Situation können sie damit wenig ändern und müssen sich mit den Regeln abfinden. Für Josi sind einige der Maßnahmen kräftezehrend. „Es ist anstrengend an Masken, Hände desinfizieren und an die Chips für Einkaufswagen zu denken“, erzählt sie und seufzt genervt.

Momentan arbeitet sie als Praktikantin in einem Kindergarten. Sie ist im zweiten Lehrjahr an der Berufsschule. Bei ihr hat das Homeschooling mit einer Internetseite ganz gut funktioniert. Das kann Lilli, die Schülerin an der evangelischen Sekundarschule ist, nicht behaupten: „Es war schwierig und gab Probleme mit der Internetverbindung.“

Der Lockdown war ebenfalls eine große Herausforderung. Josi berichtet, dass sie einem Spaziergang alleine nicht wirklich etwas abgewinnen konnte: „Ich brauch jemanden zum Quatschen.“ Es sei wahnsinnig schwer, sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten. „Ich habe mich manchmal mit einer Freundin und noch mit zwei Kumpels getroffen. Aber wir haben dann immer weit auseinander gesessen“, erzählt Josi. „Ich hab sonst viele Filme und Serien auf Netflix geschaut. Ich war viel drinnen“, sagt Lilli. Das habe sich auch ein bisschen an ihrem Gewicht bemerkbar gemacht.

Und dann kam die positive Nachricht: Der Jugendtreff Kids & Co. durfte am 16. Juni wieder öffnen. „Ich bin vor Freude in die Luft gesprungen“, sagt Josi und strahlt über das ganze Gesicht. „Ja, ich auch“, sagt Lilli zustimmend.

„Die Älteren waren nach der Öffnung von Anfang an verständnisvoll. Sie waren einfach froh, dass sie sich wieder hier treffen konnten“, berichtet Bernhard Struck. Bei den jüngeren Kindern sei das etwas schwieriger gewesen. Er versuchte, ihnen auf spielerische Art und Weise zu verdeutlichen, wie sich Aerosole verteilen: Dafür befüllte der Jugendbetreuer eine Sprühflasche mit Wasser und zeigte damit, wie sich der feine Nebel verteilt. „Dann habe ich ihnen erklärt, was für einen Unterschied das Tragen einer Maske ausmacht“, erörtert der Jugendbetreuer. Die Kinder seien total verblüfft und überrascht gewesen. Mittlerweile funktioniert es daher bei den Kleineren auch ganz gut mit dem Einhalten der Regeln.

Die strengen Hygienemaßnahmen sind ein Grund, warum manche Aktivitäten wie eine Abenteuerreise oder eine Schatzsuche nicht umsetzbar sind. Aber immerhin können sich die Kinder und Jugendlichen treffen. „Wir haben auch extra Kartenspiele laminiert, damit sie gut zum Desinfizieren sind“, sagt Struck und lächelt. Bernd Struck scheint es auch zuzusetzen, dass er mit den Kindern nicht so Veranstaltungen machen kann wie sonst. Er freut sich schon darauf, wenn wieder mehr Aktivitäten stattfinden können.