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Protest Bauern fordern Fairness für die Zuckerrübe

Weil sie sich von der Politik benachteiligt fühlen, haben Rübenanbauer aus der Region auf Schloss Hundisburg demonstriert.

Von André Ziegenmeyer 09.02.2019, 00:01

Hundisburg l „Wir haben einen gemeinsamen Markt, also sollten wir auch dieselben Spielregeln haben“, betonte Heinrich-Hubertus Helmke vom Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ). Gemeinsam mit Landwirten aus der Region, Mitarbeitern der Zuckerfabrik Klein Wanzleben und Dienstleistern im Bereich der Zuckerproduktion protestierte er am Freitag auf Schloss Hundisburg.

Der Grund: „Es gibt eine Entwicklung, die den Wettbewerb in Europa verzerrt“, so Helmke. Es gehe nicht darum, dass die letzte Ernte schlecht ausgefallen sei. Dass der Zuckerpreis im Keller sei, sei auch nicht das Thema. „Über beides beklagen wir uns ausdrücklich nicht. Damit können Landwirte umgehen“, hielt Heinrich-Hubertus Helmke fest.

Der Protest hatte vielmehr eine politische Dimension: „Rübenanbauer erhalten in einigen anderen EU-Mitgliedsstaaten Sonderbeihilfen. Außerdem gibt es dort eine andere Gesetzgebung zu Pflanzenschutzmitteln“, sagte Helmke. So etwas führe zu Ungleichheit.

Als Beispiel nannte Claus-Friso Gellermann von der Nordzucker AG, die auch das Werk in Klein Wanzleben betreibt, die sogenannten Neonicotinoide. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Insektenbekämpfungsmitteln. Laut Gellermann hat die Europäische Union beschlossen, sie zu verbieten. Doch im Nachgang hätten zwölf EU-Staaten Sondergenehmigungen eingeführt.

„Wir haben kein Problem mit Auflagen. Aber wenn, dann müssen sie für alle gelten“, betonte Heinrich-Hubertus Helmke. Wenn ein Mittel gefährlich sei und nicht eingesetzt werden dürfe, dann müsse das überall gleich gehandhabt werden - „von Finnland bis Sizilien“.

Er stellte zugleich klar, dass es nicht das Ziel des Protests sei, Sonderbeihilfen auch in Deutschland einzuführen. Im Gegenteil: Es gehe um die Abschaffung dieser Beihilfen in der kompletten EU. „Wir sind in der Börde absolut wettbewerbsfähig“, hielt Claus-Friso Gellermann fest. Das liege nicht nur an der Qualität der Böden. Die Landwirte seien hochqualifiert und mit der benötigten Spezialtechnik ausgerüstet. Doch ein politisch verzerrter Wettbewerb, könne trotzdem zu Schwierigkeiten führen. „Wenn der Zuckerrübenanbau nicht wirtschaftlich bleibt, dann steht seine Existenz auf dem Spiel und die Fabriken werden schließen“, betonte der Landwirt Rainer Knackstedt aus Dedeleben.

„Was zu Wettbewerbsverzerrungen beim Anbau führt, führt auch zu Verzerrungen bei der Zuckerproduktion und -vermarktung“, sagte Claus-Friso Gellermann. Auf diese Weise gefährde man die Zuckerfabriken und vernichte Arbeitsplätze.

Nicht zuletzt, so Knackstedt, seien Zuckerrüben auch für die Vielfalt bei der Fruchtfolge wichtig. Das bedeutet: Damit Böden nicht ausgelaugt werden, müssen hintereinander verschiedene Kulturen angebaut werden. Dabei sei die Zuckerrübe von Bedeutung, weil sie effizient mit den vorhandenen Ressourcen umgehe.

Die Kundgebung in Hundisburg war nicht die erste. Ähnliche Veranstaltungen fanden bereits an den niedersächsischen Zuckerfabriken in Schladen, Nordstemmen und Clauen statt. Als nächstes ist ein Protest in Uelzen geplant. „Wir versuchen, mit der Bundespolitik ins Gespräch zu kommen. Denn die vertritt uns in Brüssel“, führte Heinrich-Hubertus Helmke aus.

Anlass der Veranstaltung in Hundisburg war eine Regionalversammlung des Zuckerrübenanbauverbandes Magdeburg in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Nordzucker. Diese findet traditionell einmal im Jahr statt, und zwar im Haus des Waldes auf Schloss Hundisburg. Der DNZ ist durch Referenten vertreten. „Es geht darum, Rückschau auf die Kampagne zu halten und einen Ausblick auf das nächste Anbaujahr zu geben“, informierte Heinrich-Hubertus Helmke. Etwa 65 Teilnehmer aus der Region waren mit dabei. Die Protestkundgebung fand im Anschluss statt.