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Coronavirus Rolli-Bad in Haldensleben hat mit drastischen Besuchereinbußen zu kämpfen

Von Juliane Just Aktualisiert: 20.4.2021, 09:18

Haldensleben. Normalerweise ist das Rolli-Bad ein Ort für Freizeit, für Spaß und Sport, für Abc-Schwimmer. Inzwischen ist es seit Mitte Dezember wieder verwaist. Wo sonst an nahezu 365 Tagen geplanscht und geschwommen werden kann, gab es im Jahr 2020 nur an 146 Tagen die Möglichkeit. Das teilen die Stadtwerke als Betreiber des Rolli-Bades mit. An insgesamt 219 Tagen, von Mitte März bis Ende August und ab Mitte Dezember 2020, waren die Türen geschlossen. Das hat drastische Auswirkungen auf die Besucherzahlen.

Etwas mehr als 27.000 Besucher zählte das Rolli-Bad insgesamt. Das sind 64 Prozent weniger als noch 2019 - da waren es knapp 76.000 Gäste. An 31 Tagen war der Schwimmbadbereich ausschließlich für das Schulschwimmen geöffnet. Ende August, nach mehr als fünf Monaten, wurde das Sport- und Freizeitbad für Schulen, Vereine und Kurse geöffnet. Diese Kompromisslösung hat es laut den Stadtwerken ermöglicht, 6200 Schüler am Schwimmunterricht teilnehmen zu lassen.

„Für uns war und ist es eine herausfordernde Zeit. Das gesamte Team ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, die Becken stehen seit Beginn des Jahres trocken und eine Wiedereröffnung in den kommenden Wochen sehen wir aufgrund der aktuellen Lage unrealistisch“, sagt Bärbel Lehmann, Bereichsleiterin der Stadtwerke. Insgesamt acht Mitarbeiter stemmen normalerweise den Ablauf des Bades. Mit der Bad-Schließung sind Seepferdchen-Kurse, Aqua-Fitness und Meerjungfrauenschwimmen wieder passé.

Sanierung mit Schließung erst 2022

Doch auch wenn das Rolli-Bad wieder öffnen könnte, nimmt dies einige Zeit in Anspruch. Dafür benötigt es laut Bärbel Lehmann mindestens drei Wochen Vorlauf. Die Befüllung der Schwimmbecken die nötige Wasseruntersuchung durch das Gesundheitsamt sowie der organisatorische Teil nehme viel Zeit in Anspruch.

Erschwerend hinzu kommen geplante Sanierungsarbeiten im Saunabereich, bei den technischen Anlagen und der Rutsche. Diese sollten eigentlich im Januar 2021 beginnen. Damit hätte man die coronabedingte Zwangspause für die Bauarbeiten nutzen können. Doch aufgrund der geplanten Fördermittel aus dem Städtebauprogramm sind die Stadtwerke von der Zusage des Landesverwaltungsamtes angewiesen. Nun soll die Sanierung erst im Januar 2022 beginnen.

Durch die Schließung des Rolli-Bades sanken 2020 die Umsatzerlöse laut den Stadtwerken um 323.000 Euro auf 118.000 Euro. Dem gegenüber stehen verringerte Personalkosten in Höhe von 173.000 Euro. Außerdem sanken die Kosten für Strom, Wärme, Wasser, Abwasser, und Material um 112.000 Euro sowie sonstige Aufwendungen in Höhe von 38.000 Euro. Trotzdem steht am Ende des Jahres 2020 ein Minus von insgesamt 391.000 Euro.

Wo sollen die Schüler schwimmen lernen?

Das Problem daran ist der Schwimmunterricht für die Kleinen. Es gibt zahlreiche Schulen im Umkreis, die ihre Schüler zum Schwimmunterricht nach Haldensleben schicken. Der ist in Sachsen-Anhalt in der Grundschule verbindlich und fest im Lehrplan verankert. Im Jahr 2019 verzeichneten die Stadtwerke insgesamt 15.200 Schulschwimmer. Doch wenn das Bad 2021 für zehn Monate geschlossen wird, wo soll diese Masse an Schülern schwimmen lernen?

Derzeit wird der Schwimm- unterricht im Landkreis Börde in zwei Bädern absolviert – in Oschersleben und Haldensleben. Die Oschersleber Einrichtung ist wie das Rolli-Bad eine Sport- und Freizeiteinrichtung. Insgesamt 23 Grundschulen aus dem Kreisgebiet nutzen bereits die dortige Halle für ihren Schwimmunterricht, 33 die Haldensleber. Bereits im Januar 2020 bezweifelte Oscherslebens Stadtsprecher Mathias Schulte, dass das Schwimmbad den kompletten Ausfall kompensieren könne. Er betonte jedoch auch, dass eine neue Schwimmhalle in Oschersleben gebaut werden und die Voraussetzungen 2022 andere sein könnten. „Trotzdem bleibt die Frage, ob es sinnvoll und logistisch machbar ist, die Kinder mitunter weite Anreisewege auf sich nehmen zu lassen“, sagt Mathias Schulte.

Wird der Schwimmunterricht dann also wegen fehlender Alternativen ausfallen? Laut einer Studie von 2019 konnte jedes dritte Kind in Sachsen-Anhalt nicht schwimmen. Mit dem Ausfall des Schwimmunterrichtes kann es gefährlich werden, warnt die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Dort ist die Sorge vor vermehrten Badeunfällen mit Lebensgefahr groß.