Mobilität Schlechte Bewertungen in Umfrage: Haldensleber Radfahrer sind genervt von Diebstählen
Haldensleben (tc)
An mangelnder Sicherung lag es jedenfalls nicht, dass der Tochter einer Facebook-Nutzerin das Fahrrad abhanden kam: Es war eigentlich sicher im Fahrradkeller eingesperrt, und fiel trotzdem Dieben in die Hände, berichtet sie in einer lokalen Gruppe des sozialen Netzwerks. Vier Wochen später fand die es wieder, auf der Suche nach einem neuen Fahrrad, in den Ebay-Kleinanzeigen. Zum Besichtigungstermin ging sie aber nicht alleine, denn als Begleitung brachte sie gleich die Polizei mit.
Aber nicht nur in sozialen Netzwerken beschweren sich Haldensleber über gestohlene Fahrräder. Beim Fahrradklima-Test machten sich bei einer Online-Befragung 60 Radfahrer Luft über Probleme. Vom 1. September bis zum 30. November 2020 konnten sie über die Fahrradfreundlichkeit der Stadt abstimmen. Unter 418 Orten mit einer ähnlichen Größe wie die Kreisstadt landete diese auf Platz 261. Mit Schulnoten von 1 bis 6 sollten verschiedene Aussagen zum Radfahren in Haldensleben bewertet werden. Eine der Fragen war, ob das Thema Fahrraddiebstahl in Haldensleben ein Problem sei. Mit einer Gesamtbewertung von 3,9 ist es das auch für die Teilnehmer der Umfrage. 58 Prozent vergaben sogar Noten zwischen vier und sechs.
Für Tourleiterin Nadine Oelze vom ADFC Kreisverband Jerichower Land, die täglich mit dem Rad in Haldensleben unterwegs ist, waren die Ergebnisse nicht sonderlich überraschend. Im Bereich Radverkehr gebe es in Zukunft noch viel Verbesserungsbedarf. Die schlechte Note bei den Fahrraddiebstählen habe aber vor allem mit falsch gesicherten Rädern und schlechten Schlössern zu tun, meint sie. „Ich sehe oft Räder, bei denen nur die Reifen zum Sichern mit einem Schloss blockiert wurden“, erzählt sie. Das reiche jedoch nicht aus.
Geringe Aufklärungsquote bei Diebstählen
Pressesprecher Matthias Lütkemüller vom Polizeirevier Börde meint: „Fahrraddiebstähle sind bei uns dennoch selten ein Thema. Haldensleben ist noch keine richtige Fahrradstadt.“ Und die Aufklärungsquote sei ebenfalls nicht hoch. Denn eine Anzeige eines Fahrraddiebstahls könne meistens nur gegen Unbekannt gestellt werden, da die Täter in den seltensten Fällen auf frischer Tat erwischt würden, so Lütkemüller.
Seine Einschätzung wird auch durch die Statistik für Fahrraddiebstähle untermauert: Im vergangenen Jahr wurden von den Polizeibeamten nur fünf Fälle aufgeklärt. Insgesamt wurden 2020 81 Diebstähle von Rädern angezeigt. 68 davon waren sogar besonders schwere Delikte, da die Fahrräder angeschlossen oder sogar eingeschlossen waren. Dennoch konnte im Vergleich zu 2019 mit 112 gemeldeten Diebstählen ein leichter Rückgang verzeichnet werden.
Kriminaloberkommissar Klaus-Dieter Würdig ist Sicherheits- und Präventionsberater beim Polizeirevier Börde und kennt sich daher bestens mit dem Sichern von Fahrrädern aus. Er gibt schon einmal den Tipp, sich einen Fahrradpass bei teureren Rädern zuzulegen. „Das ist dann ähnlich einer Mopedzulassung. Darin kann man besondere Merkmale des Rades, die Farbe, Kratzer oder Dellen angeben. Zusammen mit einem Foto erleichtert uns das die Arbeit“, erklärt er.
Rad an festem Gegenstand sichern
Und was sollen Radfahrer nun beim Abschließen beachten? Es gebe viele verschiedene Schlösser, von denen aber einige nicht so sicher seien, erklärt Würdig. „Eine Faustregel ist, dass man zehn Prozent des Radwertes für ein Schloss investiert“, erklärt er. Wichtig sei, das Rad immer an einem festen Gegenstand zu sichern, so der Kriminaloberkommissar, der auch selbst gerne Rad fährt.
Auch Wolfgang Danker vom Rad-Shop Danker erzählt, dass er schon Kunden hatte, deren Fahrräder gestohlen wurden. „Sie haben dann auch ein vernünftiges Schloss gekauft“, so Danker. Faltschlösser seien seiner Meinung nach am sichersten. Diese kennzeichnen sich durch beweglichen Glieder aus, die das Ansetzen von Sägen und Bolzenschneidern erschweren. Auch er betont noch einmal, wie wichtig es sei, das Rad immer an einem festen Gegenstand zu befestigen. „Andernfalls kann man es einfach wegtragen und dann das Schloss in Ruhe aufbrechen“, so Danker.