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Schulsozialarbeit Offener Protest mit rotem Kreuz

Auf dem Schulhof der Flechtinger Grundschule steht ein rotes Kreuz - ein Protestzeichen für den Erhalt der Schulsozialarbeiterstelle.

Von Carina Bosse 11.04.2019, 01:01

Flechtingen l „Wir kämpfen für den Erhalt unserer Schulsozialarbeit. Wir wollen unsere Frau Domagala behalten.“ Vielstimmig setzen sich am die Viertklässler der Grundschule Flechtingen stellvertretend für die ganze Schüler- und Lehrerschaft dafür ein, dass ihre Schulsozialarbeiterin bleiben kann.

Aber leichter gesagt als getan. Schulleiterin Ines Warschewske hatte die Nachricht von der Kündigung für Svenja Domagala zum Schuljahresende ebenso überrascht wie den Träger der Stelle, den Paritätischen Wohlfahrtsverband. Viel zu kurzfristig hatte der Landkreis, der die finanziellen Mittel ausreicht, informiert, kritisieren Lehrer und Eltern gleichermaßen.

Über das Programm „Bildung und Teilhabe“ sind neun Schulsozialarbeiter an Grundschulen im Landkreis über zwei Jahre beschäftigt. Es läuft jedoch zum 31. Juli 2019 aus, eine Verlängerung oder Alternative ist derzeit nicht in Sicht. Recht kurzfristig ohne vorherige Information wurde den Stelleninhabern vergangenen Monat gekündigt.

„Hier wird wieder einmal am falschen Ende gespart, und zwar in einer Art und Weise, die keinem gut zu Gesicht steht“, so Schulfördervereinsvorsitzender Volker Fickendei-Weidemann. Er setzt sich mit vielen anderen Eltern für einen Erhalt ein. „Das Ende werden wir nicht einfach hinnehmen“, sagt Mirko Günther, Geschäftsbereichsleiter Kinder- und Jugendhilfe des Paritätischen Sozialwerkes. Gemeinsam mit Politik und Verwaltung wolle der Träger nach einer Lösung suchen, um die Schulsozialarbeit an den neun betroffenen Grundschulen über den Sommer hinaus erhalten zu können.

Wie wichtig den Flechtinger Grundschüler Svenja Domagala ist, haben sie im Foyer der Grundschule vielfach zum Ausdruck gebracht. Und auf dem Schulhof steht das große rote Kreuz für alle Vorbeikommenden sichtbar. Darauf steht auch, dass die Schulsozialarbeit erhalten bleiben muss.

„Sie hilft überall mit. Schade, wenn das wegfällt“, sagt Marvin aus der 4. Klasse. Für ihn sei Frau Domagala schon fast wie ein Lehrer, eben fester Bestandteil des Kollegiums und schulischen Alltags. Neo hat gar im Zuge des SchmaZ-Projektes der Volksstimme ein Interview zum Thema mit dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde geführt. „Die Wertigkeit der Schulsozialarbeiter wird nicht erkannt, deshalb läuft es aus“, lautet sein Fazit. Lucas kommt fast täglich mit Frau Domagala zusammen, er bekommt dank Absprachen klarer Regeln mit ihr sein Verhalten gut in den Griff.

„Sie leistet uns überall Hilfe, hat einen Kummerkasten aufgehängt, wo wir unsere Probleme aufschreiben können“, berichtet Alexander. Auch die Leitung des Schülerrates liegt in ihren Händen, ergänzt Neo. Nicht zu vergessen der alljährliche Fußballwettstreit mit anderen Grundschulen der Region, der den Kindern viel Spaß macht und gleichzeitig ihren sportlichen Ehrgeiz herauskitzelt. Paula schätzt die Angebote der Schulsozialarbeiterin, ob Sozialtraining, Gesund und fit, Kochen, Yoga oder Bewegung, ergänzen Noah und Marlon. Das Thema Mobbing kennen dank Svenja Domagala auch alle Flechtinger Schüler. In Rollenspielen wurde vermittelt, wie man mit Drangsaliererei umgeht. Die Schüler wissen nun was es heißt, sich gegenseitig zu achten und zu respektieren.

Ziel aller Bemühungen soll es sein, die Sozialarbeiterstellen an den Grundschulen für ein Jahr zu erhalten und sie dann in ein Europäisches Förderprogramm für Schulsozialarbeit zu integrieren. Dafür wollen die Flechtinger am Mittwoch, 16. April 2019, mit den anderen betroffenen Grundschulen vor der Kreistagssitzung in Haldensleben am Landratsamt protestieren.

Wie sehr das Thema auch die Eltern beschäftigt, berichtet Ines Warschewske. „Gerade hat eine Mutti bei mir angerufen und den Vorschlag gemacht, dass wir zu unserem Frühlingskonzert am Freitag gemeinsam mit den Gästen ein Plakat für die Demo gestalten“, sagt sie. Stifte und Papier werden also sicher bereitliegen und warten auf kreative Vorschläge, um den Protest in Worte zu fassen.