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Stadtjubiläum Film-Ausflug in die Vergangenheit

Haldenslebens Vergangenheit vor dem Vergessen bewahren und stattdessen auf DVD veröffentlichen: Das ist die Idee eines neuen Filmprojekts.

Von André Ziegenmeyer 08.12.2015, 00:01

Haldensleben l Lautlos zieht der Festumzug aus dem Jahr 1966 über die Leinwand. Wenig später ist Moderator Adi auf dem Haldensleber Marktplatz zu sehen - zusammen mit vielen Menschen in prachtvollen Kostümen. Szenen und Erinnerungen wie diese sind es, die das neue Projekt bewahren soll.

Bei der Stadtverwaltung läuft die Vorbereitung für Haldenslebens 1050. Geburtstag auf Hochtouren. Mit verschiedenen Aktionen soll er 2016 groß gefeiert werden. „Dabei wurde viel über den Umzug zur 1000-Jahr-Feier im Jahr 1966 geredet, weil das ein besonderes Ereignis war“, erklärt Astrid Seifert von der Abteilung Stadtmarketing und Kommunikation. Im Besitz des Haldensleber Museums befindet sich ein alter Schmalfilm über die Ereignisse von damals. „Es kam die Idee auf, diesen Film zu digitalisieren“, fährt Astrid Seifert fort. Damit kam ein Vorhaben ins Rollen, das nun immer weitere Kreise zieht.

Zum einen soll es am 5. März um 19 Uhr in der Kulturfabrik eine Filmvorführung unter dem Titel „Rückblick auf die 1000-Jahr-Feier 1966“ geben. Darüber hinaus soll eine DVD entstehen, die Haldenslebens Geschichte zur Schmalfilm-Zeit zusammenfasst. Auf Anregung von Bürgermeisterin Regina Blenkle kam dafür der Kontakt zur Magdeburger Firma „Eulenspiegel Multimedia“ zustande. Inhaber Lars Eichhorn hat in dieser Hinsicht bereits Erfahrung. Er war schon in verschiedenen Städten unterwegs, um historische Filme zu digitalisieren und für die Nachwelt zu erhalten – zum Beispiel in Magdeburg und in Zerbst. In Haldensleben möchte er nun das Gleiche tun. Bisher sind insgesamt vier Filme aus den Beständen des Museums aufbereitet worden. Zu Beginn stellte sich dabei ein Versehen ein. „In der Kassette mit der Aufschrift ‚1000 Jahre Haldensleben‘ lag ein Film über den Drömling“, erklärt Museumsleiter Ulrich Hauer. Über dieses „Missgeschick“ ist Fred Braumann, der Leiter des Naturparks Drömling, aber keineswegs traurig. Auch er verfügt nun über historische Aufnahmen. Zu sehen sind Arbeitseinsätze im Land der tausend Gräben – manchmal unter Einsatz von Schaufel und Muskelschmalz, manchmal auch unter Zuhilfenahme von Sprengstoff.

Die anderen Filme zeigen unter anderem den Abriss der Haldensleber Handschuhfabrik oder den Transport einer neuen Glocke in den Kirchturm von St. Marien. Bei diesen Schlaglichtern der Geschichte soll es allerdings nicht bleiben. Die DVD soll möglichst viele Informationen bieten. Deshalb ist nun die Mithilfe der Haldensleber Bürger gefragt. Denn Lars Eichhorn hat ein Herz für Amateurmaterial: „Amateurfilmer hatten keinen Auftrag. Es ist herrlich ungefiltertes Material, das einfach zeigt, wie es war.“ Und selbst, wenn es dem Filmer gar nicht um die Stadt als solche ging: Ein Zeitzeugnis sind die Aufnahmen trotzdem.

Wer mag, kann sein eigenes Material leihweise zur Verfügung stellen. Nach der Digitalisierung wird es zurückgegeben. Ein Vorteil liegt dabei auf der Hand: „Wenn wir solche Filme jetzt nicht konservieren, wird es irgendwann schwierig“, erläutert Lars Eichhorn. Das liege unter anderem am Material selbst, das irgendwann zu reißen beginne. „Viele haben auch nicht mehr die nötigen Abspielgeräte“, ergänzt Judith Vater vom Museum. „Außerdem brauchen wir Zeitzeugen, die uns die Geschichten dazu erzählen, die uns sagen, was wir sehen“, so Lars Eichhorn. Schließlich seien die Filme in der Regel ohne Ton.

Sein Betrieb sei in der Lage, auch schadhaftes Material zu digitalisieren. Zum Dank bekommen alle Teilnehmer eine DVD umsonst. Bei dem Filmprojekt handelt es sich um eine Gemeinschaftsaktion der Stadt, des Museums sowie des Kreis- und Stadtarchivs Haldensleben. Die DVD soll bis Nikolaus 2016 fertig sein. Material nehmen das Archiv und das Museum entgegen. Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es darüber hinaus auch im Rathaus.

Bei einer Vorführung der bisherigen Filme im Museum war neben der ehemaligen Museumsleiterin Sieglinde Bandoly auch Gerhard Luthe dabei. Er ist der Vater von Archivleiterin Sandra Luthe und selbst ambitionierte Hobbyfilmer: „Das Projekt hat mich überzeugt. Ich werde mein Material zur Verfügung stellen.“