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Tag der Archive Firmengeschichte(n) auf der Spur

Ausgewählte Schätze zum Thema Kommunikation zeigt das Haldenslebener Archiv am 8. März. Dann ist der Tag der Archive.

Von Jens Müller 06.03.2020, 00:01

Haldensleben l „Welchen Aufwand die Firmen damals betrieben haben, um sich zu präsentieren“, schwärmt Katrin Jobke beim Anblick Dutzender historischer Briefbögen altbekannter Haldensleber Unternehmen. Auf den vielfach colorierten und reich verzierten Papieren, die sie vorsichtig auf den neuen Buchscanner legt, finden sich nicht nur detailreiche Darstellungen von einstigen Fabrikgebäuden, sondern auch Anschriften und Telefonnummern, Angaben zu Inhabern, zu Gründungsdaten und hergestellten Produkten. Bei diesem Anblick schlägt nicht nur das Herz der Mitarbeiterin im Kreis- und Stadtarchiv Haldensleben höher. Auch Archivleiterin Sandra Luthe freut sich über diese Stücke, die in hochaufgelösten Fotokopien und nach verschiedenen Themenkomplexen geordnet nun der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Zum bundesweiten Tag der Archive, der am Sonntag zum zehnten Mal begangen wird, gibt das Haldensleber Kreis- und Stadtarchiv mit seiner neuen Ausstellung „Historische Briefköpfe Haldensleber Unternehmen vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur frühen DDR-Zeit“ Einblicke in ihren reichhaltigen Fundus. Die in 20 Bilderrahmen und mehreren Vitrinen ausgestellten Dokumente sollen nicht nur interessante Informationen zur heimischen Industrie- und Wirtschaftsgeschichte liefern, sondern den Besuchern auch die Vielfalt von Firmen und deren Produkte „Made in Haldensleben“ in Erinnerung rufen - sei es zu den Keramischen Werken, zu Albrechts Handschuhfabrik, der Weinkellerei & Likörfabrik Krausse & Co. oder der Dampfbier-Brauerei Roemer.

„Ziel soll es auch sein, die Menschen für unsere Arbeit zu interessieren und vielleicht selbst zu diesen Themen weiterzuforschen“, sagt Sandra Luthe, die mit ihren Kollegen einlädt, am Sonntag einen Blick hinter die Kulissen der Archivarbeit zu werfen.

So reiht sich nicht nur die neue Ausstellung in das diesjährige Motto des Tages – „Kommunikation. Von der Depesche bis zum Tweet“ – ein. Die Archivmitarbeiter haben in den vergangenen Wochen auch zur Postgeschichte der Stadt recherchiert und zeigen zum Tag der offenen Tür unter anderem Schriftstücke, Postkarten und Fotos zur ersten Telegrafenverbindung, der ersten Telefonverbindung und zur Geschichte der Postämter in der Stadt. Im Lesesaal werden darüber hinaus ausgewählte Archivalien, Urkunden und andere Zeitdokumente ausliegen, in denen Interessierte stöbern und lesen können. Wer möchte, kann zwei alte Schreibmaschinen ausprobieren.

Wie Sandra Luthe erklärt, sind die Archivmitarbeiter zudem immer an Schriftstücken, Dokumenten, Fotos und Postkarten über die Geschichte von Unternehmen aber auch von Vereinen interessiert. Auch Fotos und Plakate von Festen und Veranstaltungen, die einen Bezug zur Stadt- und Kreisgeschichte haben, werden gern angenommen und für die Nachwelt aufbewahrt. So wie nahezu alle amtlichen Dokumente aus der Stadt und dem Landkreis.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Archivmitarbeiter in Haldensleben sowie in den Außenstellen in Oschersleben und Wolmirstedt gefragte Ansprechpartner sind: „Die meisten Anfragen bekommen wir zu alten Bauunterlagen“, erklärt Sandra Luthe. Oft benötigen Ingenieurbüros diese Pläne, um bei geplanten Umbauarbeiten keine bösen Überraschungen zu erleben. An zweiter Stelle folgen bereits private Anfragen zur Familien- und Ahnenforschung sowie Recherchen von Orts- und Vereinschronisten. „Wer nach historischen Quellen sucht, kann gern telefonisch oder per E-Mail mit uns Kontakt aufnehmen, wir stellen dann alle Unterlagen zur Verfügung. Gern können auch Kopien mitgenommen werden“, so Sandra Luthe, die allerdings für die Recherche im eigenen Haus soviele Informationen und Hinweise wie möglich benötigt.

„Oft ergeben sich im Gespräch viele Ansatzpunkte. Jeder auch noch so kleine Baustein hilft uns da weiter“, beschreibt sie diese Art von Detektivarbeit, die auch immer wieder etwas Neues zutage fördert. „Das macht diese Arbeit so spannend. Das macht einfach Spaß. Hier ist es nie langweilig.“.

Doch obwohl das Magazin des Archivs fast aus allen Nähten platzt, kann es bei privaten Nachforschungen manchmal nicht immer helfen: „Wir haben ja nicht über jeden Einwohner eine persönliche Akte“, muss die Leiterin mit diesem Irrglauben aufräumen. Hilfe kann sie mit ihren insgesamt elf Kollegen jedoch beispielsweise jenen anbieten, die in der DDR geboren wurden und nun beim Arbeitgeber nachweisen müssen, ob sie geimpft sind. „Bei uns sind die medizinischen Unterlagen des Landkreises archiviert. Darunter befindet sich auch die Impfkartei“, so die Archivleiterin. Auch ehemalige Heimkinder oder Betroffene von Zwangsadoptionen und Zwangsumsiedlung, die um Entschädigungen kämpfen, könnten wichtige Unterlagen hier finden, um damit ihre Ansprüche nachzuweisen.