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Technik-Nutzung Die Scheu vor den Medien nehmen

Im DRK Seniorenzentrum in Althaldensleben werden die Bewohner an die Nutzung moderner Technik herangeführt.

Von Juliane Just 11.08.2019, 01:01

Althaldensleben l Schnell wischt sie mit ihren Fingern über das Display ihres Smartphones. Manchmal vielleicht ein bisschen zu schnell, weil sie es so gewohnt ist. Dann greift Seniorin Anneliese Kunow ein, wischt noch einmal zum letzten Bild zurück, um es genauer zu betrachten. In Zoé Döring, die im Althaldensleber DRK Seniorenzentrum ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert, hat sie eine gute Trainerin in Sachen Medien gefunden.

Die rasante Entwicklung der medialen Welt geht auch an den Senioren nicht vorbei. „Die Nachfrage ist nicht hoch, aber sie wird in den kommenden Jahren sicher steigen“, sagt Giedre Gabertiene, Leiterin des sozialen Dienstes in der Einrichtung. Um sich auch langfristig auf eine Mediennutzung der Senioren einzustellen, werden landesweit Projekte angeschoben. Die FSJlerin Zoé Döring hat eines davon genutzt, um die Bewohner an das Thema heranzuführen.

Dafür nahm sie an einem Modellprojekt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) teil. Beim sogenannten „FSJ digital“ erweitern die Teilnehmer ihr Wissen um digitale Inhalte und Projekte. Anschließend sind sie in der Lage, den Klienten wie Senioren, Kindern und Menschen mit Beeinträchtigung eine Tür zur Digitalisierung zu öffnen.

In vierwöchigen Schulungen hat Zoé Döring einen Internet- und Computerführerschein gemacht. Dabei wurden ihre Kenntnisse im Umgang mit Medien als auch deren geeignete Vermittlung im Seniorenheim geschult. Nach der Ausbildung erhielt sie einen Tablet-PC, um mit den Senioren zu arbeiten. „Ich habe nach Apps gesucht, die das Gedächtnistraining unterstützen“, sagt sie. Anschließend brachte sie ihren Tablet-PC mit zu den Senioren. Mehrere Spiele standen auf dem Tagesprogramm. Über den Bildschirm mussten sie zum Beispiel abgebildete Dinge mit dem geschriebenen Wort kombinieren. „Die Bewohner hatten erst einmal Zweifel, doch am Ende haben sie sich begeistern lassen“, sagt die 19-Jährige.

Eine ihrer Ideen, die gut funktioniert hat, hatte mit Tieren zu tun. Über eine Lautsprecherbox spielte sie den Senioren Tiergeräusche vor. Sie mussten raten, welche Tiere sich hinter den Geräuschen verstecken. „So lernen die Senioren einen spielerischen Umgang mit den Medien“, sagt Zoé Döring.

Das Konzept fördert die generationsübergreifende Arbeit. Die jungen Absolventen sind in der digitalen Welt aufgewachsen und nutzen sie selbstverständlich. Die älteren Menschen hingegen erhalten einen einfachen und begleiteten Zugang zu den Möglichkeiten der digitalen Welt, die ihnen ansonsten vollständig verschlossen bleiben würde.

In Sachsen-Anhalt gibt es bereits mehrere solcher digitalen Projekte für Seniorenheime. Eine Initiative der Barmer Krankenkasse setzt beispielsweise auf therapeutische Videospiele. Insgesamt sollen in Sachsen-Anhalt fünf Einrichtungen mit der sogenannten „MemoreBox“ ausgerüstet werden. Dabei können die Senioren eine Sonntagsfahrt mit dem Motorrad, einen Ausflug auf die Kegelbahn oder ins Tanzlokal unternehmen, ohne auch nur einen Schritt vor die Tür zu setzen.

Auch in der Tagespflege des DRK Köthen wird ein ähnliches Konzept getestet: Mit dem sogenannten „Bike Labyrinth“ können Pflegebedürftige virtuell fast die ganze Welt bereisen. „Das Thema Internet gewinnt bei ambulanten und teilstationären Wohnformen an Bedeutung“, sagt DRK-Landesgeschäftsführer Carlhans Uhle.