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Tierschutz Kröten auf gefährlicher Wanderschaft

Naturfreunde haben an Straßen bei Bülstringen und Calvörde etliche tote Kröten entdeckt. Der Landkreis will Schutzmaßnahmen prüfen.

Von Anett Roisch 21.03.2019, 00:01

Bülstringen/Wieglitz/Wegenstedt l Wenn der Frühling kommt, ist die Ruhezeit vorüber. In ihren Höhlen haben die Amphibien im Land mehr als vier Monate Winterstarre gehalten. Sobald die ersten warmen Märztage kommen, kriechen sie aus ihren Verstecken und machen sich auf den Weg zum Laichen. Diese Wanderungen können die Amphibien jedoch das Leben kosten, wenn sie Straßen überqueren müssen.

Einige Naturfreunde beobachteten auf der Landesstraße 24 zwischen Bülstringen und Calvörde viele bereits überfahrene Amphibien und meldeten ihre Beobachtungen dem Natur- und Umweltamt des Landkreises Börde und der Naturparkverwaltung Drömling.

Auch Marcus Gramzow sorgt sich um das Leben der Kröten und schilderte seine Eindrücke: „Ich befuhr am Abend des 14. März gegen 19.30 Uhr bei regnerischem Wetter auf dem Heimweg von Wolfsburg nach Meitzendorf die Landesstraße 24 über die Ortschaften Wegenstedt über Calvörde und Bülstringen.“ Dabei stellte der Naturfreund fest, dass insbesondere zwischen Wegenstedt und Calvörde sowie zwischen Calvörde und Wieglitz sowie im weiteren Verlauf nach Bülstringen eine große Zahl an Fröschen beziehungsweise Kröten auf der Straße hockend saßen. „Viele der Tiere waren bereits überfahren, wahrscheinlich haben die wenigsten Tiere diesen Abend überlebt“, beschrieb der Meitzendorfer.

Gramzow fragte, weshalb sich an keiner Stelle an dieser Straße entsprechende Krötenzäune beziehungsweise Sammelstellen befinden. Und weshalb keine Beschilderung für die Krötenwanderung aufgestellt sei. Er wies auf diesen Missstand im Bezug auf den Arten- und Naturschutz hin und forderte den Landkreis Börde zur Prüfung und Ergreifung von Maßnahmen auf, die dem Schutz dieser Tiere dienen.

Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde haben die genannten Straßenabschnitte teilweise bereits am Montag in Augenschein genommen. „Diese Amphibienwanderungen sind der Unteren Naturschutzbehörde bislang nicht bekannt gewesen. Der betroffene Bereich erstreckt sich über eine Länge von sieben Kilometern. Nach fachlicher Notwendigkeit wird über weitere Maßnahmen entschieden. Über die Maßnahmen und den Zeitpunkt der Entscheidung kann noch keine Auskunft geben werden, da das laufende Verfahren noch nicht abgeschlossen ist“, informierte am Dienstag Birgit Heß, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit beim Landkreis Börde.

Am Mittwochmorgen sahen sich Mitarbeiter des Umweltamtes noch einmal vor Ort um. „Wir haben nichts gefunden, was auf eine Massenwanderung hinweist. Die sieben Kilometer lange Strecke muss auf ein paar hundert Meter eingegrenzt werden“, erklärte Sachgebietsleiterin Katrin Windel.

„Mehr als ein paar hundert Meter können wir überhaupt nicht leisten. Wir haben im gesamten Landkreis noch nicht mal sieben Kilometer Krötenzäune zu stehen. Dass Kröten überfahren werden, passiert sicher an ganz vielen Stellen im Landkreis. Wenn Massenwanderungen stattfinden und die dann auch belegt sind, werden Maßnahmen ergriffen, aber eben nicht auf der Länge von sieben Kilometern“, ergänzte Peter Wölk, zuständig für den Artenschutz in der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde.

Es könnte – nach seinen Ausführungen – nicht ausgeschlossen werden, dass diese Krötenwanderung nur eine einmalige Sache war. Informationen wären nötig, um zu wissen, ob die Amphibien von rechts nach links oder andersrum wandern. Die Kapazitäten seien mit den vorhandenen Zäunen bereits ausgereizt. Nur Restbestände von Zaunmaterial wären vorhanden. Erschwerend komme dazu, dass es sich um eine Landesstraße handelt und der Landkreis deshalb nicht zuständig ist.

„Mit Hilfe von Herrn Gramzow wollen wir die Strecke auf geringe Bereiche reduzieren, damit wir dort eventuell etwas aufstellen können“, sagte Wölk, der sich gerade vor Ort umgesehen hatte. Weitere Möglichkeiten wären – nach Ansicht von Wölk – mit dem Naturschutzbund oder mit der Landesstraßenbaubehörde Kontakt aufzunehmen und um Unterstützung zu bitten. „Es gibt nur einen Bundesfreiwilligen bei uns, der täglich die vorhandenen Zäune kontrollieren muss. Ich kann ihm nicht die Aufgabe zum Zaunaufbau übertragen“, erklärte Wölk.

Ulf Damm, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung, betreut Krötenzäune bei Lemsell und Böddensell. Er schlug vor, dass engagierte Naturfreunde unter fachlicher Anleitung die Zäune aufstellen könnten. Sabine Wieter, Mitarbeiterin des Naturparks, bot sich an, für einen neu aufgestellten Zaun die Kontrolle und das Einsammeln der Amphibien zu übernehmen. „Sehr gern möchte ich mich an derartigen Schutzmaßnahmen beteiligen und biete meine Unterstützung beim Sammeln und Transportieren der Tiere oder anderen erforderlichen Hilfeleistungen an“, sagte Marcus Gramzow.