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Unfallstatistik In der Börde kracht es öfter

Mehr Fahrzeuge, mehr Unfälle, mehr Tote - die Unfallstatistik des Polizeireviers Börde offenbart alarmierende Zahlen.

Von Juliane Just 13.05.2020, 01:01

Haldensleben l Fast 5300 Mal sind Polizisten im vergangenen Jahr zu Unfällen im Landkreis Börde ausgerückt. Damit hat es über 200 Mal mehr gekracht als noch im Vorjahr. Allgemein sind fast alle Unfallzahlen im Vergleich zum Jahr 2018 erhöht. Dabei sind zwölf Personen verstorben – eine besorgniserregende Zahl.

„Jeder Verkehrstote ist einer zu viel“, sagt Matthias Lütkemüller, Pressesprecher des Polizeireviers Börde. Im Vergleich zum Jahr 2018 verloren drei Personen mehr ihr Leben bei Verkehrsnfällen. Gründe dafür sind schwer zu finden. Die Unfälle waren über den gesamten Landkreis verteilt, es gab Unfälle infolge von Drogen und Alkohol, aber auch in Folge von zu hoher Geschwindigkeit oder Unachtsamkeit. Das Alter der Verkehrsopfer liegt zwischen 34 und 78 Jahren.

Die Unfallstatistik listet neben den verstorbenen Personen aber auch 169 Schwerverletzte sowie 482 Leichtverletzte auf. Als schwer verletzt gilt jeder Mensch, der nach einem Verkehrsunfall mindestens 24 Stunden in einem Krankenhaus verbringen muss. Die Anzahl der Schwerverletzten bedeuten einen Zuwachs von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die Zahl der Leichtverletzten hingegen ging um 17 Prozent zurück.

Lässt sich daraus schließen, dass die Unfälle schwerer werden? Ja, meint Matthias Lütkemüller: „Die permanente technische Entwicklung der Fahrzeuge sorgt für eine gewisse Sicherheit. Wenn dann etwas passiert, sind die Unfälle heftiger.“ Dabei sind vor allem die Unfälle außerorts meist jene mit den Verkehrstoten. Eben dort, wo erhöhte Geschwindigkeiten erlaubt sind. Aber auch innerorts haben die Unfälle im Vergleich zum Vorjahr zugenommen.

Bei der monatlichen Übersicht wird deutlich, dass der Monat Mai der mit den meisten Unfällen war. Im Juli und August sind jeweils drei Personen gestorben. „Die Kurve verschiebt sich in jedem Jahr ein bisschen. Im Frühjahr haben wir oft Wildunfälle, im Winter zeigt sich der erste Schneefall oft in der Statistik“, erklärt der Polizeipressesprecher. Doch auch die extremen Sommer der vergangenen beiden Jahre schlagen sich nieder. „Je länger es heiß ist, desto mehr lässt die Konzentration bei den Autofahrern nach“, sagt Matthias Lütkemüller.

Die Hauptunfallursache bleibt die Geschwindigkeit. Mehr als 500 der Unfälle des Jahres 2019 sind darauf zurückzuführen. Doch dabei handelt es sich nicht immer um Raser, warnt der Polizeisprecher. „Es handelt sich oftmals um Fahrfehler, bei denen die Geschwindigkeit eine Rolle gespielt hat“, erklärt Matthias Lütkemüller. So könne ein Fahrer bei erlaubten 50 Stundenkilometer bei schwieriger Witterung von der Straße abkommen. Dann hat er die Geschwindigkeitsbegrenzung zwar eingehalten, die Unfallursache lässt sich aber trotzdem auf die Geschwindigkeit zurückführen. Bei Auffahrunfällen innerorts sei es ähnlich.

Weitere Unfallursachen sind fehlender Abstand (379 Unfälle), die falsche Straßenbenutzung/Überholen (298), Vorfahrtvergehen (419) oder Alkohol- sowie Drogenkonsum. Letztere sind mit 84 Unfällen auf das ganze Jahr beziffert. „Viele Unfälle geschehen vor allem wegen Unaufmerksamkeit“, so Lütkemüller.

Ob junge oder ältere Fahrer bei Unfällen hinter dem Steuer sitzen, verrät die Polizeistatistik ebenfalls. So haben die 18- bis 24-Jährigen 7 Prozent der Unfälle im Jahr 2019 verursacht. Fahrer im Alter von 25 bis 64 Jahren haben weniger Unfälle verursacht als noch 2018. In der Altersgruppe ab 65 Jahren verusachten 18 Prozent der Menschen Unfälle.

„Das ist eine normale demografische Entwicklung. Die Bevölkerung wird älter, demnach nehmen auch immer mehr ältere Leute am Verkehr teil“, erklärt Matthias Lütkemüller. Trotzdem appelliert er an ältere Fahrzeugführer, ihr Verhalten zu hinterfragen. Bin ich noch in der Lage, ein Auto sicher zu führen? Kann ich noch genug sehen? Bin ich eine Gefahr? „Man darf auch nicht vergessen, dass das Auto für viele ältere Menschen die einzige Mobilitätsmöglichkeit im ländlichen Raum ist“, so Lütkemüller.

Mit der Statistik offenbaren sich der Polizei auch Unfallschwerpunkte im Landkreis. Dabei sind vor allem drei Kreuzungen auffällig. So kracht es an der B 245 in Haldensleben am Bahnübergang Klinggraben zur L 42 oft. Außerdem ist die B 71 in Ebendorf in Höhe der Star-Tankstelle ein Unfallschwerpunkt. Problematisch ist auch die B 189 in Dolle mit Fahrtrichtung in Colbitz. Etwa 100 Meter vor dem Kreisverkehr kracht es häufig. „Wir beraten, was man an diesen Schwerpunkten verändern könnte, damit weniger Unfälle passieren“, sagt Lütkemüller. Gerade an diesen Stellen seien Fahrer zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen.

Ob sich die Corona-Pandemie in der Unfallstatistik niederschlagen wird, kann der Polizeisprecher noch nciht abschätzen. „In den ersten vier Wochen des Shutdowns war durchaus spürbar, dass viel weniger Unfälle passiert sind“, sagt er.