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Jugendarbeit Vandalismus in Weferlingen

Kaputte Bäume, Schmierereien an historischen Gemäuern und öffentlichem Eigentum - eine Spur von Vandalismus zieht sich durch Weferlingen.

Von Carina Bosse 26.05.2020, 06:00

Weferlingen l Eine Lanze für die Jugend bricht Maria Bade, Mitarbeiterin für Jugendarbeit in der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen. Die jüngsten Vandalismusvorkommnisse in Weferlingen beschäftigt sie ebenso wie Hans-Werner Kraul Bürgermeister der Einheitsgemeinde, und Weferlingens Ortsbürgermeister Dirk Kuthe.

Darum hat sie gemeinsam mit Jaqueline und Jonas vom Jugendrat aus Oebisfelde um einen Vor-Ort-Termin in Weferlingen gebeten.

Im Amtsgarten sind die im Zusammenhang mit den Zerstörungen aufgetretenen Vermüllungen längst aufgeräumt, doch die Spuren eines mannshohen „Angriffs“ auf einen Baum sind noch deutlich erkennbar, auch wenn die mutwillig zerstörte und abgerissene Rinde längst beseitigt ist. Die stolze Kastanie, die in diesem Jahr noch viele Blüten trägt und ihre weite Krone schützend über einer Sitzgruppe spannt, wird die heftige Zerstörung wohl nicht überleben.

Und wer hat den Baum geschützt? Der Ortsbürgermeister ist überzeugt davon, dass mehr als ein Jugendlicher bei der Tat dabei war, nicht aktiv, aber sie haben zugeschaut, wie öffentliches Gut zerstört worden ist, ohne ein Wort zu sagen. Das frustriert. Es soll ein Video geben, das die Zerstörung belegt, wurde Dirk Kuthe zugetragen. Er weiß um den Verursacher und hofft, dass das Video dazu beiträgt, dass derjenige zur Rechenschaft gezogen werden kann.

Auch wer für die Graffiti-Schmierereien an zahlreichen Stellen im Ort in der jüngsten Zeit verantwortlich zeichnet, ist bekannt. Doch es sei schwierig bis unmöglich, die Sprayer zur Rechenschaft zu ziehen, sagt der Ortsbürgermeister. Mit einem Rucksack auf dem Rücken, in denen sich die Farben befinden, sind sie gesehen worden, doch eine Handhabe gegen sie sei schwer, wenn sie nicht direkt bei ihren Taten erwischt werden.

Maria Bade sieht ein Problem darin, dass die Weferlinger Jugend keine Möglichkeit hat, sich in einem Raum zu treffen. „Man muss aufeinander zugehen“, sieht sie als Mitarbeiterin in der aufsuchenden Jugendarbeit auch ein Stück weit Verantwortung bei sich. In Oebisfelde gelinge das nicht zuletzt durch die Jugendbegegnungsstätte, die seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich betrieben wird.

„Coronabedingt wurde die Zeit daheim immer länger. Manche wissen einfach nicht, was sie tun sollen. Es herrscht Verunsicherung, viele flüchten von zu Hause, aus den eigenen vier Wänden, und das nicht nur aus Langeweile“, versucht Maria Bade eine Erklärung.

Doch eine Entschuldigung, darin sind sich die Bürgermeister mit ihr und den beiden jungen Leuten aus Oebisfelde und Breitenrode einig, darf das für blinde Zerstörungswut nicht sein. Der überaus größte Teil der jungen Leute benimmt sich anständig und kommt mit der schwierigen häuslichen Situation zurecht.

„Erstmal müsste ein Raum geschaffen werden, ein Angebot für die Weferlinger, wo sie sich treffen können“, sagt Jaqueline vom Jugendrat aus Oebisfelde. Die 15-Jährige hält Gespräche mit jenen, die dabei sind, aber nichts unternehmen, für wichtig und einen ersten Schritt, damit solche Zerstörungen unterbleiben. Wenn sich die Jugendlichen untereinander erziehen und im Auge behalten, sei schon viel gewonnen, zeigt sie sich überzeugt. Auch in Oebisfelde komme es immer mal wieder vor, aber Angebote der Jugendarbeit wie ein Graffiti-Projekt aus dem Jahr 2017 können hilfreich sein. Für solche Projekte braucht es allerdings wieder eine Möglichkeit, sich zu treffen.

„Es darf nicht passieren, dass die Arbeit vieler von einigen wenigen Unbelehrbaren zunichte gemacht wird“, positioniert sich Hans-Werner Kraul. Als Weferlinger Bürger ist auch er wütend über einige wenige, die dem Ortsbild ihren wüsten Stempel aufdrücken und dafür noch nicht einmal belangt werden können.

Jaqueline und Jonas sehen eine Möglichkeit zur Verständigung und Vermeidung von Vandalismus darin, in den Jugendgruppen, die sich zum Beispiel im Amtsgarten treffen, das Gespräch zu suchen und so ein Bewusstsein für begangenes Unrecht zu schaffen. „Es bringt nichts, mit den Fingern auf die jungen Leute zu zeigen“, so die 15-Jährige. Um die jungen Leute zu erreichen, könne ein Instagram-Account helfen. So einen gibt es für die Jugendbegegnungsstätte in Oebisfelde auch. Er erreicht eine kleine, aber konstante Zahl an jungen Leuten, die wiederum Freunde und Mitschüler mitziehen können.

Der Ortsbürgermeister bietet einen Dialog mit der Jugend an. Im Haus der Generationen und Vereine gebe es ausreichend Platz dafür. „So können wir erfahren, was die jungen Leute wollen, wofür sie sich interessieren und was die nächsten Schritte sein können“, so Dirk Kuthe. Doch das Zusammensetzen könne nur ein kleiner Schritt sein, das Problem der Zerstörung und Vermüllung sieht er damit längst noch nicht gelöst.