Gefälschte Corona-Impfpässe Verdacht auf falsche Impfpässe in Apotheke in Haldensleben
Immer wieder tauchen Meldungen von gefälschten Impfpässen in Bezug auf die Corona-Immunisierung auf. Um Fälschungen zu erkennen, können Apotheker mithilfe einer Software die Chargennummer des Impfstoffs überprüfen. Sind in Haldensleben gefälschte Impfpässe im Umlauf?

Haldensleben - Betrugsmaschen, um mit einem gefälschten Impfausweis an ein Impfzertifikat aus der Apotheke zu kommen, gibt es einige. So werden etwa schwer leserliche Unterschriften von Ärzten gefälscht, eine Chargennummer des Impfstoffs erfunden oder gar ein komplett erdachter Impfausweis im Internet gekauft. Doch den Fälschern soll es nun deutlich schwerer gemacht werden: Eine Softwareerweiterung für Apotheken macht nun zumindest das Überprüfen der angegebenen Chargennummer unkompliziert möglich. Fälschern soll so schneller auf die Spur gekommen werden. Wurden damit bereits Impffälscher in Haldensleben enttarnt?
Wie hoch die genaue Zahl von Impffälschern in Haldensleben bisher ist, lässt sich nicht sagen. „Eine statistische Erhebung für das Jahr 2021 kann ich Ihnen nicht zur Verfügung stellen. Die Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik behält sich die Innenministerin vor“, sagt Matthias Lütkemüller, Polizeisprecher. Die Fälschung eines Impfpasses würde bei der Polizei als Urkundenfälschung behandelt, ob sie in diesem Jahr gesondert erfasst wurden, könne er nicht sagen.
Verdachtsfälle in der Roland-Apotheke in Haldensleben
Die Haldensleber Apotheken sind bisher nicht auf gefälschte Impfpässe gestoßen. „Nein, wir hatten solche Fälle noch nicht“, heißt es aus der Ohre-Apotheke. „Aber wir nutzen seit vergangener Woche die Software, um die Chargennummern der Impfstoffe zu überprüfen.“ Auch die Beber-Apotheke hat bisher keine verdächtigen Impfpässe feststellen können.
Nicht viel anders sieht es in der Roland-Apotheke aus. „Bisher sind bei uns noch keine gefälschten Impfpässe aufgetaucht. Wir hatten schon hin und wieder einen Verdachtsfall, der sich aber zum Glück nicht bestätigte“, teilt Alfred Schmidt schriftlich auf eine Volksstimme-Anfrage mit. „Ganz unabhängig von einem Verdacht muss sich jeder, der einen Impfpass vorlegt und ein Zertifikat erhalten möchte, mit seinem Personalausweis ausweisen. Das ist ein einfacher, aber effizienter Schritt, um Fälschern beziehungsweise Besitzern gefälschter oder verfälschter Impfausweise, eine hohe Eingangshürde in den Weg zu stellen.“ Wer dennoch einen verdächtigen Impfausweis vorlege, müsse davon ausgehen, dass die Beschaffenheit, Daten und Einträge eingehender untersucht und analysiert werden würden.
„Es geht in dieser Überprüfung vor allem um Schlüssigkeit der Daten und um Authentizität des Dokumentes. Kammern und Polizei unterstützen die Apotheken, in dem sie über Merkmale informieren, auf die besonders zu achten ist. Die Apothekerkammer informiert zudem zeitnah über Verdachtsfälle aus dem Kammerbezirk und sensibilisiert damit benachbarte Apotheken“, so Schmidt.
Fälschung vom Corona-Impfpass ist eine Straftat
Die Roland-Apotheke geht nach einem bestimmten Schema vor, um Impfpässe zu überprüfen. „Das erste Kriterium ist, die Echtheit des Passes und die Übereinstimmung mit den Personenangaben, mit denen des Personalausweises festzustellen. Da Blanko-Impfpässe relativ leicht beschaffbar sind, kommt der Beurteilung der fachlichen Kriterien eine sehr hohe Bedeutung zu. Diese sind: korrekte Impfabstände, authentische Impfaufkleber mit Sicherheitsmerkmalen, nachprüfbare Arztdaten, Echtheit des Arztstempels“, teilt Schmidt mit. Da es laut dem Apotheker prinzipiell leichter ist, einen neuen Impfausweis zu beschaffen, würde bei Ausweisen, in denen ausschließlich die Corona-Impfung vermerkt ist, genauer hingeschaut. „Das bedeutet aber keinesfalls, dass neue Impfpässe unter einem Generalverdacht stehen; denn es hat sich gerade in der Zeit der Corona-Impfung gezeigt, dass viele Patienten vorher gar keinen Impfausweis hatten.“ Weitere Kriterien für gefälschte Impfpässe: Einleger oder nachträglich eingeheftete Seiten in dem gelben Büchlein.
Das Überprüfen der Impfpässe oblag bis zur vergangenen Woche ausschließlich den Augen der Apotheker. Deswegen ist man auch in der Roland-Apotheke über die neue Funktion der Software zur Erstellung der Impfnachweise froh. „Dieses Tool ist sehr nützlich und wird von uns gern eingesetzt, um festzustellen, ob die eingetragenen Chargennummern des Impfstoffes überhaupt existieren. Ältere Fälschungen mit Fantasie-Chargen lassen sich damit problemlos herausfiltern“, so Schmidt. Allerdings dürfe man sich damit nicht zu sehr in Sicherheit wiegen, denn für ihn steht fest, dass sich Fälscher diesen neuen technischen Möglichkeiten anpassen werden. „Die Fälschungsbekämpfung sollte daher den Fälschern möglichst immer einen Schritt voraus sein.“
Für Alfred Schmidt gibt es daher auch nur einen Weg, um mit Impffälschern umzugehen: „Es handelt sich um eine Straftat. Eine Anzeige ist die konsequente und vorgeschriebene Reaktion darauf.“