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Verkehr Zu viele Autos in Rottmersleben

Die Einwohner von Rottmersleben und Nordgermersleben sind vom aktuellen Verkehrsaufkommen in den Gemeinden einfach nur noch genervt.

Von Christian Besecke 18.09.2019, 10:00

Nordgermersleben/Rottmersleben l Nicht nur in Irxleben und Umgebung herrschen angespannte Verkehrsverhältnisse. Grund dafür sind etliche Baustellen, die den Autofahrern und dem Transportverkehr das Leben schwer machen. Über die Umleitungsstrecken quälen sich die Verkehrsteilnehmer mit ihren Fahrzeugen dahin, und es ist viel Geduld gefragt.

Gewiefte Fahrer umgehen daher die Problemstrecken weiträumig und stellen dann fest, dass andere Leute den selben Gedanken hatten. So ist die Situation in Rottmersleben zu beschreiben. Auf der Landesstraße 44, die sich innerorts Ackendorfer Straße nennt, sind in diesen Tagen die Auswirkungen zu beobachten. Fahrzeuge aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland rollen hier täglich lang. Kommt ihnen dann noch ein Erntefahrzeug in die Quere, dann staut sich im Ort ganz schnell einmal der Verkehr an der Abbiegung auf die Hauptstraße, die auch die L 24 ist.

Kommt gleichzeitig, wie am Montag geschehen, ein Unfall auf der Autobahn 2 dazu, dann sind die Auswirkungen in dem Ort sofort zu bemerken. Auf den Landesstraßen kommen Autos in Massen in den Ort und es wird eng. Auch die Nebenstraßen werden genutzt und in Rottmersleben herrscht Großstadtverkehr. Gern wird auch die erste Straße links aus Richtung Haldensleben genutzt. Das Navigationsgerät weist diese als kürzesten Weg aus. Erstaunt bemerken die Fahrer dann, dass sie auf der Schotterpiste des Gartenwegs befinden.

„Das hält viele Zeitgenossen aber nicht davon ab, mit gehöriger Geschwindigkeit hier entlang zu rauschen“, erzählt Anwohner Hermann Thormeier. Er hat das Pech, genau am Gabelpunkt des Gartenwegs und der Ackendorfer Straße zu wohnen. „Spätestens wenn auf beiden Seiten die Lkw langrollen steigt bei mir der Blutdruck“, sagt er. „Dann kann man in den eigenen vier Wänden sein Wort nicht mehr verstehen.“

Während er dies erzählt, springt ein Nachbar erschrocken auf dem Gartenweg beiseite und ein Pkw saust ohne zu bremsen an ihm vorbei, die Reifen überschütten den Mann mit Splitt. Seinen Hund hat er gerade noch vor dem heranrauschenden Gefährt retten können. „Nicht einmal hier kann man seine Kinder oder Enkel unbeaufsichtigt langgehen lassen“, sagt Thormeier. „An der Ackendorfer Straße empfiehlt sich das schon gar nicht.“

Wenn dort nicht gerade ein Stau entsteht, kommen nicht wenige Lkw und Pkw mit einem sprichwörtlichen Affenzahn in den Ort hinein gebraust. „Dass auf der Straße etliche Anwohner ihre Autos parken, ist geradezu Notwehr“, erläutert Hermann Thormeier. „Rücksichtslose Verkehrsteilnehmer sind dann gezwungen, endlich einmal abzubremsen.“

Gekracht hat es hier auch schon, allerdings liegen die Fälle nun schon etwas länger zurück. Einmal wurde ein Außenspiegel abgefahren, ein weiters Mal eine Pkw-Seite regelrecht aufgeschlitzt. Die Krönung stellt der Crash eines Kleintransporters mit einen geparkten Pkw dar.

„Es ist eigentlich ein Wunder, dass hier noch nicht mehr passiert ist“, stimmt der Rottmersleber Heinz Erth seinem Nachbarn zu. „Ich habe einen wahren Marathon absolviert, um das Problem an entsprechender Stelle deutlich zu machen“, sagt Thormeier. „Letztendlich wurde mir von der Polizei gesagt, dass in der Regel nur an speziellen Unfall- oder Gefahrenstellen Geschwindigkeitskontrollen erfolgen.“

Der Pressesprecher des Polizeireviers Börde, Matthias Lütkemüller, bestätigt dies gegenüber der Volksstimme. „Das ist sicherlich richtig und im Augenblick sind unsere Beamten auch vornehmlich vor den jeweiligen Grundschulen im Einsatz“, sagt er. „Allerdings nehmen wir solche Hinweise ernst und gehen diesen nach.“ Er empfiehlt die Kontaktaufnahme zu den Regionalbereichsbeamten. „Die Kollegen können in ihren Bereichen selbständig handeln und sind die Ansprechpartner für die Bevölkerung. Sie nehmen bei Bedarf auch Geschwindigkeitsmessungen vor.“

Auf ein Problem mit dem Verkehr in Nordgermersleben weist auch Fritz Bruhnke hin. Der pensionierte Lehrer bittet zu einem Vor-Ort-Termin vor seiner Haustür in der Bahnhofstraße. „Der Ernteverkehr beschert uns in diesem Jahr wieder eine Menge Arbeit als Anlieger“, sagt er. „Speziell der frisch geerntete Mais weht von vorbeifahrenden Lkw und Traktoranhängern auf die Straße.“ Die Reste müssen er und andere Nordgermersleber im Nachgang beseitigen.

„Das hat inzwischen schon wieder enorme Ausmaße angenommen“, sagt Bruhnke. Er deutet auf vorbeifahrende Transportfahrzeuge und sagt: „Kaum einer hat die Ladung ordnungsgemäß gegen den Wegflug abgesichert, somit kann die Krone der jeweiligen Ladung munter durch die Landschaft fliegen und bei uns vor der Tür landen.“ Es ist tatsächlich so, wie Bruhnke erzählt, nur die wenigsten Fahrer haben ihre Ladung mit einem Netz oder einer Plane abgedeckt. „Ich kann schlecht beurteilen, ob das Transportmittel gewichtsmäßig überladen ist“, sagt Fritz Bruhnke. „Das freie Umherfahren mit einer regelrechten Haube obenauf kann aber nicht rechtens sein.“

Mit der Vermutung liegt er durchaus richtig. Der Pressesprecher des Landkreises Börde, Uwe Baumgart, zitiert dazu die Straßenverkehrsordnung: „Der Paragraf 22 beschäftigt sich mit der Ladung“, führt er aus. „Die Ladung ist so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen oder herabfallen kann.“ Darunter fallen auch die von Fritz Bruhnke erwähnten Maistransporte durch Nordgermersleben.

Der Pressesprecher des Polizeireviers Börde bestätigt, dass seine Kollegen auch solche Verfehlungen im Auge behalten. „Wenn die Beamten vor Ort solche Transporte sehen, werden sie in der Regel auch gestoppt und der Fahrer zur Rechenschaft gezogen“, erklärt Lütkemüller. „Es kommt immer wieder vor, dass Netze und andere Sicherungsmaßnahmen nicht genutzt werden.“