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Gesundheitswesen Von der Krankenschwester zur Hausärztin

Schackensleberin Anika Wenig beginnt mit 25 mit dem Studium und übernimmt mit 40 eine Landarztpraxis

27.04.2021, 11:37

Constanze Arendt-Nowak Schackensleben

Schackensleben l Dass die Wahl auf einen sozialen Beruf fallen sollte, das war der heute 40-jährigen Anika Wenig schon früh klar, aber nicht, dass sie jetzt die Hausärztin für viele Patienten in und um Schackensleben sein sollte. „Ich habe zunächst eine Ausbildung als Krankenschwester gemacht und anschließend auch drei Jahre im Krankenhaus auf der Intensivstation gearbeitet“, berichtet sie. Diese Beschäftigung brachte zwar Spaß, war aber auch mit einem Drei-Schicht-System verbunden.

Zwischendurch auch mal Halsschmerzen behandeln

Bei Anika Wenig setzte aus diesem Grund ein Denkprozess ein, an dessen Ende sie sich entschloss, im Alter von 25 Jahren ein Studium zu beginnen und sich das Rüstzeug für eine Laufbahn als Ärztin anzueignen. Die Fachrichtung Onkologie hatte es ihr angetan, weswegen auch zunächst der berufliche Mittelpunkt das Krankenhaus bleiben sollte. „Man ist in diesem Fachbereich stark mit den Patienten verwachsen und begleitet sie lange auf ihrem Weg“, erklärt die Schackensleberin die Hintergründe. Eines Tages aber habe ihr ihr Chefarzt den Rat gegeben, dass sie auch mal zwischendurch wieder die Halsschmerzen behandeln müsse, die wieder gut werden.

Das war dann wohl die Initialzündung für die heimatverbundene junge Frau, die ihre Wurzeln in Groß Santersleben hat, den Weg zur Hausärztin mit eigener Praxis einzuschlagen. „Ich wollte auf jeden Fall in der Region hier bleiben“, sagt sie. Mit der Förderung durch die Kassenärztliche Vereinigung war die Verpflichtung verbunden, mindestens für drei Jahre eine Praxis zu übernehmen. „Aber selbst zeitlebens sollte das hier kein Problem sein“, fügt sie hinzu, nachdem sie auch schnell eine Praxis – sozusagen vor der eigenen Haustür – gefunden hatte.

„Die Patienten haben von der Übernahme kaum etwas gemerkt“

Anstatt von Null auf Hundert in eine neue Praxis einzusteigen, nutzte sie das letzte Jahr ihrer Assistenzarztzeit, um den Arbeitsalltag in der Praxis von Dr. Barbara Pasemann kennenzulernen. Seit August 2019 lief sie als Assistenzärztin mit. Nach Anika Wenigs Facharztprüfung im Juli 2020 bereiteten die beiden Ärztinnen die Übergabe der Schackensleber Arztpraxis vor, Anika Wenig war angestellt. „So hatte ich nicht nur den Vorteil, dass ich die Patienten schon kannte, weil ich hier aufgewachsen bin und hier wohne, sondern auch, dass ich sie schon vor der Praxisübernahme mitbetreut habe“, blickt Anika Wenig zurück. Seit dem 1. April dieses Jahres steht an dem Schild neben dem Praxiseingang nur noch der Name von Anika Wenig.

„Die Patienten haben von der Übernahme kaum etwas gemerkt“, so Anika Wenig. Die Abläufe in der Praxis hat sie etwas umgestellt, aber das war ein laufender Prozess. So gibt es jetzt unter anderem auch Terminsprechstunden, die den Patienten die Sicherheit gibt, dass sie kaum Wartezeiten haben. Außerdem legt die junge Ärztin auch verstärkt Wert auf die Vorsorge.

Hausarztalltag ist heute familienfreundlicher

„Dafür, dass es nicht so geplant war, ist mein Weg sehr gut verlaufen“, resümiert sie und freut sich, dass sie auch ihre zwei kleinen Kinder in der Kindertagesstätte direkt gegenüber gut versorgt weiß. „Die Tätigkeit als Hausärztin ist auch familienfreundlicher geworden, es gibt verschiedene Möglichkeiten, unter anderem kann man sich anstellen lassen“, erklärt sie . Für sie selbst war von Anfang an die Selbstständigkeit die einzige Option, auch wenn für die „Ärztin aus Leidenschaft“ die Betriebswirtschaftslehre noch einige Tücken aufweist. Für ihre älteren Patienten treibt sie noch ein Wunsch um: Um die Wege zu verkürzen und weniger beschwerlich zu machen, wäre es schön, wenn die Bushaltestelle an der Prokon-Halle, also fast vor der Praxistür, wieder aktiviert werden würde.