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Wildtiere Kleine Jäger, große Probleme

In die Städte rund um Haldensleben pirschen sich immer mehr wilde Bewohner. Vor allem Waschbären sind ein großes Problem.

Von Juliane Just 12.01.2018, 00:01

Haldensleben l Dem Fuchs sind Landesgrenzen egal, dem Waschbär auch. Dass die Tiere zunehmend in den Städten des Bördekreises auf Nahrungssuche sind, ist für die Jägerschaft nichts Neues. Einige Populationen werden dabei zur Plage, andere ziehen sich zurück. Eine Übersicht:

Waschbären: Sie sind putzig anzusehen und gelten doch als Plage. Die Waschbärpopulation ist in den vergangenen Jahren im Bördekreis mangels natürlicher Feinde stark gewachsen. Laut Kreisjägermeister Heinrich Schulze wurden im Jahr 2000 noch knapp 2000 der Tiere geschossen, im Jahr 2016 waren es schon knapp 26.000. Im Landkreis wurden allein 2500 Tiere erlegt. „Der Waschbär ist derzeit vor allem in der Harzregion ein riesiges Problem, aber er breitet sich nach Norden immer weiter aus“, sagt er. Deswegen werden die Tiere mit äußerster Härte bejagt.

Waschbären sind auch deshalb eine Plage, weil sie immense Schäden an Grundstücken und Wohnhäusern verursachsen können. „Hat sich ein Tier einen Weg ins Haus gebahnt, hinterlässt er Verwüstung“, sagt Heinrich Schulze. Die kleinen Tiere verstecken sich in Dämmungen und fressen sich den Weg frei.

Die Tiere gelten als sogenannten invasive Art. Das bedeutet, dass sie in der Region nicht beheimatet sind, sich aber ausbreiten und damit die heimischen Ökosysteme gefährden. Im Kampf gegen diese Arten forderte Sachsen-Anhalt im vergangene Jahr eine finanzielle Beteiligung des Bundes.

Füchse: Die Fuchspopulation ist in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren leicht zurückgegangen. Rund 20.000 Tiere wurden geschossen, das sind 3700 weniger als im Vorjahr. Im Lankreis Börde erlegten Jäger insgesamt 2500 der Tiere. „Füchse werden stark bejagt“, sagt Kreisjägermeister Heinrich Schulze. Für den Fuchs gibt es auch keine Schonzeit.

Das besondere an den roten Jägern: Sie treten verstärkt in bewohnten Gebieten und seltener in freier Wildbahn auf. Grund ist der Nahrungsreichtum durch Abfall. Damit geht ein weiteres Problem einher: Unfälle mit Füchsen häufen sich in den letzten Jahren. Im vergangenen Jagdjahr 2016/2017 verloren 220 Füchse bei Unfällen ihr Leben.

Der rote Jäger ist außerdem dafür bekannt, Krankheiten wie Tollwut zu übertragen. Laut Heinrich Schulze ist dieses gefährliche Problem jedoch gebannt: „Seit 20 Jahren ist kein Problemtier mehr aufgetaucht.“ Das liegt an einer Immunisierung der Füchse mit Impfködern.

Wölfe: Der Wolf erobert sich die Natur zurück: In der Letzlinger Heide ist seit einigen Jahren ein Rudel beheimatet. „Wölfe sind jedoch nicht im Jagdrecht erfasst und dürfen von Jägern nicht geschossen werden“, erklärt Heinrich Schulze. Die Tiere haben einen großen Bewegungsradius, sodass sie auch schon Teilen des Landkreises und in der Nähe der Autobahnen 2 und 14 gesichtet wurden.

Marderhunde: Sie sind in Europa nicht heimisch, vermehren sich aber ebenfalls explosionsartig: Marderhunde. Die vorzüglichen Jäger zeigen sich jedoch selten in menschlichen Behausungen. Der Marderhund gilt als invasive Art, die hingegen künftig eingedämmt werden kann.

Schalenwild: Die sogenannten Schalenwildtiere – darunter zählen Rothirsche, Damwild, Rehwild und Schwarzwild – vermehren sich fast unaufhaltsam. Im letzten Jagdjahr wurden 100.000 Tiere in Sachsen-Anhalt zur Strecke gebracht. „Probleme bei diesen Wildarten sind die hohen Unfallzahlen und die Schäden für Natur und Landwirtschaft“, berichtet Heinrich Schulze. Eine scharfe Bejagung ist laut Kreisjägermeister zwingend erforderlich.

Biber: Angenagte Bäume und Staudämme verraten ihn: Der Biber breitet sich ebenfalls im Bördekreis aus. „Gerade an der Ohre entlang sind Biber sehr aktiv“, so Schulze. Im Gegensatz zu einigen anderen Tierarten steht er jedoch unter Schutz. Bereits in den vergangenen Jahren ist eine Diskussion entbrannt, wie viele Biber für eine Region tragbar sind.