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Küchenspione Beste Ernte aus eigenem Garten

Für die Juli-Aktion der Küchenspione hat Marietta Rose aus Kümmernitz nicht nur Frisches aus ihrem Garten bereitgestellt.

Von Andrea Schröder 21.07.2018, 16:00

Kümmernitz l Die regionale Küche ganz traditionell oder Produkte der Saison modern interpretiert – die Küchenspione des Elb-Havel-Winkels haben bereits bei sieben Aktionen Profi- und Hobbyköche begleitet und dabei leckere Gerichte kennengelernt. Im Juli stand ein Wildgericht auf dem Speiseplan. Dafür traf sich eine der Küchenspione, die Leiterin der Havelberger Touristinformation Marina Heinrich, im Vorfeld mit Gastgeberin Marietta Rose zur Jagd. Denn die Kümmernitzerin hat nicht nur einen Grünen Daumen in ihrem paradiesischen Garten und ein Faible für gekonnte Dekorationen, sie geht, ebenso wie ihr Mann Hans-Günther Rose, auch gern zur Jagd. Gegen 19.30 Uhr trafen sich beide Frauen und hatten sich auf einen langen Abend eingestellt. Doch es ging ganz schnell. Um 21.08 Uhr war der Rehbock geschossen und die wichtigste Zutat für das Menü mit Maibock, jungen Kartoffeln, Bohnen und geschmolzenen Tomaten als Hauptgericht, heller Tomatensuppe mit Zimtbasilikum-Pesto vorweg und zum Nachtisch einer Erdbeer-Tarte mit Erdbeer-Mus gesichert.

Zur Kochaktion lag der Rehrücken in der Küche bereit, für viele der weiteren Zutaten für das Dreigänge-Menü ging es erst einmal in den Garten zur Ernte. Bis das soweit war, dauerte es jedoch. Denn die Küchenspione des Elb-Havel-Winkels Marina Heinrich, Tourismusmanagerin Jenny Freier aus dem Elbe-Havel-Land und Leader-Manager Björn Gäde sowie die Gast-Spione, die Lifestyle-Blogger Patricia und Stefan Kaiser von www.the-kaisers.de aus Potsdam, kamen aus dem Staunen nicht heraus. Zwei Tage nach den „Offenen Gärten der Altmark“ am Sonntag war noch alles hübsch dekoriert.

„Blau-Grün“ hatte Marietta Rose dieses Mal als Thema gewählt. „Man weiß gar nicht, was man zuerst fotografieren soll“, sagt Jenny Freier, die dieses Mal für die Fotos zuständig war und nicht mit am Kochtopf stand. Ob in der „Engeley“, in der Scheune, an und in den Blumenbeeten, am Teich oder auf der großzügigen Rasenfläche – überall finden sich liebevoll gestaltete Details, Rückzugsorte, Sitzplätze. Und natürlich Bäume, Büsche, Blumen, Obst, Gemüse und Kräuter. Marietta und Hans-Günther Rose luden die mit einem von der Havelberger Inseltouristik bereitgestellten Katamaran nach Vehlgast und von dort mit dem Auto nach Kümmernitz gefahrenen Gäste zunächst an einen Tisch, auf dem friesischer schwarzer Tee ganz traditionell mit Kluschel (Kandis) und Sahne sowie Häppchen mit selbst gebackenem Brot, selbst geräuchertem Wildschweinschinken und einer Paste aus Saubohnen standen.

Dabei erzählten Roses, dass sie hoch aus dem Norden, aus Jever (sprich Jefer), kommen und die Jagd der Grund dafür war, dass sie nun schon einige Jahre in Kümmernitz zu Hause sind. „Meine Mutter stammte aus Cottbus und wir hatten immer Kontakte in die DDR, sie war uns nicht fremd. Wir gingen zunächst in einem Revier in Zernikow in der Gemeinde Plattenburg zur Jagd. Dann mussten wir uns neu orientieren. An einem 1. Mai fuhren wir übers Land und entdeckten hier in Kümmernitz ein leerstehendes Haus. In Joachimshof pachteten wir ein Revier und so sind wir hierher gekommen“, erzählt Hans-Günther Rose. Sieben Jahre lang hatten sie einen Trabi als Jagdwagen. „Der ist mit uns durch dick und dünn gegangen und hat uns mit allen technischen Nickligkeiten überrascht.“ Marietta Rose ergänzt: „Zunächst hatten wir nicht geplant, unseren ersten Wohnsitz nach Kümmernitz zu verlegen, aber irgendwann wollten wir die 400 Kilometer nicht mehr fahren.“

Seit vier Jahren beteiligt sich die gelernte Floristin an den Offenen Gärten der Altmark. Zunächst an fünf Sonntagen, nun an vier Sonntagen im Jahr präsentieren Roses ihr kleines Paradies, am Ortsrand des kleinen Havelberger Ortsteiles gelegen. 500 Besucher sind das Minimum. Inzwischen haben sie Frauen über Minijobs angestellt, die mit dabei helfen, diesen Tag ansprechend zu gestalten. Denn es gibt stets selbst gebackenen Kuchen und den Kaffee aus Sammeltassen. Nun bleibt auch Zeit, sich mit den Besuchern zu unterhalten.

Mit den Küchenspionen – einer Aktion, die von der Lokalen Leader-Aktionsgruppe unterstützt wird, wurde auch schon ein neues Projekt angerissen, das im nächsten Jahr „Kunst im Gartensommer 2019“ in den Fokus stellen will (dazu demnächst mehr). Roses, deren Garten auf der Landesgartenschau in Burg vorige Woche als „Schaugarten“ ebenso wie der von Rolf Wernitz aus Sandau ausgezeichnet wurde, wollen sich da gern mit einbringen.

Die Ideen für Dekorationen sind offensichtlich grenzenlos bei Marietta Rose. „Was ich da so alles in meinem Kopf habe, kann ich gar nicht umsetzen.“ Somit sind die Aha-Effekte bei den Besuchern also auch für die nächsten Offenen-Gärten-Sonntage gesichert. Da sie aber nicht nur gern gärtnert, sondern auch gern kocht, hatte sie sich bei den Küchenspionen als private Gastgeberin beworben. „Bei der Zubereitung des Rehrückens nutzte Marietta Rose die Sous-Vide-Methode, bei der das mit den frischen Kräutern vakuumisierte Fleisch eine Stunde lang im entsprechenden Gerät zartrosa gar wird. Im Anschluss wird es kurz in der Pfanne knusprig gebraten. Kaisers aus Potsdam, die bereits zum zweiten Mal als Blogger mit von der Partie waren, genossen mit Töchterchen Marlena die gärtnerische Idylle und werden auf ihrem Blog bestimmt nicht nur davon schwärmen.

Die Küchenspione sind nominiert für den Tourismuspreis „Vorreiter 2018“. Für den Publikumspreis kann man hier abstimmen: www.sachsen-anhalt-tourismus.de/vorreiter-voting/