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Im Elbe-Havel-Land 660 Senioren haben in der Klietzer Turnhalle ihre Erstimpfung gegen Corona erhalten.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 13.04.2021, 15:11

Klietz

„Schon fertig? Das lief ja wie am Schnürchen!“ Ingrid Scholz (81) und ihr Lebensgefährte Wolfgang Schubert (85) aus Klietz warten nach dem Passieren der Impfstrecke noch 15 Minuten, dann laufen sie wieder nach Hause, sie wohnen quasi um die Ecke. Sie sind froh und erleichtert, wissen aber auch, dass die Impfung kein Freifahrtschein ist. „Wir bleiben vorsichtig. Der unsichtbare Feind ist ja nicht verschwunden.“ Ein Jahr lang haben sich die beiden Klietzer recht isoliert zurückgezogen, kaum Treffen mit Familien und Freunden, keine Ausflüge. Nur einen Besuch bei der 500 Kilometer entfernt lebenden Tochter zur Konfirmation der Enkeltochter im Oktober, als die Situation etwas entspannter war, wagten sie. „Ansonsten halten wir via Handy Kontakt, anders geht es ja gerade jetzt bei den wieder steigenden Zahlen nicht. Hoffentlich kann uns die Enkelin wie geplant in den Sommerferien besuchen.“

Auch Hannelore Pfeiffer aus Schönhausen ist „heilfroh, endlich geimpft zu sein. Nach dem ganzen Hin und Her bei der Anmeldung über die bundesweite Nummer für einen Termin in Stendal kam dann ja glücklicherweise die Info über das Impfangebot hier vor Ort.“ Sie hofft, dass die fortschreitende Impfung die Zahlen endlich sinken lässt, damit der Alltag zurück kehrt. Sie vermisst regelmäßige Familien- und Freundinnen-Besuche und die Treffen der Volkssolidarität im Schönhauser Rentnertreff.

Auch sie lobt die Organisation und spricht ein großes Dankeschön aus. Das gilt dem 25-köpfigen Impfteam unter Leitung von Sebastian Stoll mit Helfern von DRK, Johanniter-Unfallhilfe und Bundeswehr sowie zwei IT-Experten der Landkreis-Verwaltung. Und auch den knapp 20 ehrenamtlichen Helfern aus den Orten des Elbe-Havel-Landes, die die ankommenden Fahrzeuge zu den Parkplätzen weisen, am Eingang Fieber messen und dann auf dem Weg durch die Impfstrecke begleiten. Nach der Anmeldung geht es zum Aufklärungsgepräch zum Arzt. Dazu haben sich für den Termin in in Klietz die Ärzte Dr. Karsten Gilbrich und aus seiner Praxis außerdem Anastasia Bulatova (die Fachärztin für Orthopädie macht gerade eine Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin) sowie der Schollener Hausarzt Ben Güldenpfennig bereit erklärt. Nach der Aufklärung geht es in einen der insgesamt sechs Pavillons, wo impfbefähigtes Personal die Spritze verabreicht.

Aufbereitet werden die Spritzen im Schiedsrichterraum. Hier haben das Stendaler Apotheker-Ehepaar Sänze und zwei weitere Fachkräfte die ganze Zeit damit zu tun, aus den Ampullen mit dem Biontech-Impfstoff die sechs fertigen Spritzen aufzubereiten. Nach dem kaum spürbaren „Pieks“ warten die Senioren noch 15 Minuten, geht es ihnen gut, können sie gehen.

Lob und Dank

„Respekt! So eine perfekte Organisation – da kann man nur danke sagen“, würdigt auch Caro Giese aus Hohengöhren, die ihre Schwiegereltern begleitet hat. Dem pflichtet am Volksstimme-Telefon Jürgen Pesenecker aus Neuermark-Lübars bei, der seine 87-jährige Schwiegermutter begleitete: „Kompetent, freundlich, von der Anfahrt bis zur Abfahrt alles super gelaufen!“ Über das vielfach ausgeprochene Lob für das Team freut sich Sebastian Stoll. Der erste Beigeordnete des Landkreises Stendal gibt den Dank weiter an die Verbandsgemeinde. „Hier in der Klietzer Halle ist alles perfekt vorbereitet.“ Deshalb waren auch Bürgermeisterin Steffi Friedebold, die die Senioren am Eingang begrüßte, und Hermann Paschke sehr zufrieden, als am die letzte Impfung verabreicht worden ist. Lediglich am späten Nachmittag kam es noch zu Wartezeiten.

Das Team zieht nun weiter: heute Seehausen, morgen Osterburg, Freitag Havelberg, nächsten Dienstag Goldbeck und dann Mittwoch/Donnerstag Stendal – dann ist die erste Runde durch. In Tangermünde, Tangerhütte und Bismark war das Impfteam bereits vergangene Woche. „Damit haben dann 13525 Senioren ein Impf-Angebot erhalten und der Landkreis Stendal ist der Erste in Sachsen-Anhalt, der mit dieser Personengruppe fertig ist“, berichtet Sebastian Stoll. „Wir sind inzwischen ein sehr gut eingespieltes Team. In der ersten halben Stunde gibt es wegen der unterschiedlichen Bedingungen und dem Zusammenspiel der Helfer vor Ort immer ein bisschen Chaos, aber das findet sich ganz schnell und dann läuft alles reibungslos.“

Impfung zu Hause

Auch rund 30 Bewohner des Elbe-Havel-Landes, die aufgrund des Alters und des Gesundheitszustandes das Haus nicht mehr verlassen können, sind geimpft worden. Ihnen statteten die jungen Ärzte Johannes und Friedrich Gilbrich, die beide in Ausbildung zum Allgemeinmediziner sind und derzeit am Stendaler Krankenhaus arbeiten, einen Besuch ab. Sie wurden je von einem Soldaten begleitet, die für die Dokumentation der Impfung zuständig waren. In einer Kühlbox waren die Spritzen transportiert worden.

Am 18. Mai folgt dann das gleiche Prozedere in Klietz. Alle, die ihre Erstimpfung erhalten haben, kommen dann zur Zweit-Impfung erneut in die Halle. Dann sind auch die Ehrenamtlichen wieder dabei. Denn sie hatten Freude daran, zu helfen. So wie Elke Joachim, die am Eingang Fieber misst. „Alles läuft Dank der Organisation wie am Schnürchen. Natürlich sind die Senioren aufgeregt. Aber sie sind hier in guten Händen. Und mit der Impfung kommen wir nach über einem Jahr Corona ein Stück in Richtung Normalität voran.“