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Domkurie Altes Haus erhält alten Glanz zurück

Morgens ist es derzeit zwar noch recht kühl, aber es wird schon wieder vielerorts gebaut. So auch in der Havelberger Domherrnstraße 7 (D7).

Von Wolfgang Masur 06.05.2016, 23:01

Havelberg l Die Hausbesitzer Gundula Kersten und Norbert Kühnel lassen die Fassade und das Haus selbst fach- und denkmalgerecht sanieren. Und das ohne Fördermittel!

Norbert Kühnel kam 2008 zum ersten Mal mit seiner Lebensgefährtin Gundula Kersten in die Hansestadt, in die sich beide verliebt hatten, und nach dem Kauf der Immobilie wurde zunächst auf dem Grundstück eine alte Scheune erhalten. Die wenigsten Scheunen werden noch in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt. Da stellt sich für manchen Besitzer die Frage, ob der Erhalt weiterhin sinnvoll ist. „Von Amts wegen her kam auch die Empfehlung zum Abriss, denn sie sah alt und gerupft aus, das Dach war zum Teil eingestürzt. Balken waren stark angegriffen und im Inneren türmte sich Unrat. Der Wind rüttelt an der mehr als zweihundert Jahre alten Konstruktion. An der alten Scheune hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen“, schildert Norbert Kühnel, der dem historischen Gebäude aber wieder neues Leben einhauchte.

Die restaurierte Scheune ist auf dem Grundstück der D7, dem Nachbarhaus der vom Verein „denkMal und Leben“ sanierten Domherrnstraße 8 (D8), zu finden. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Scheune waren aufwendiger, als man es gedacht hatte.

Die ehemaligen Wohnhäuser der Havelberger Domherren und ihrer Bediensteten wurden etwa um 1722 erbaut. Der Dachstuhl der D7 ist noch etwas mächtiger als der des Nachbarhauses und der massive Anbau, mit einer großen Toreinfahrt, wurde 1911 errichtet.

Hier, in der ehemaligen Praxis von Dr. Gerda Mann, haben sich Gundula Kersten und Norbert Kühnel im ersten Obergeschoss bereits ihre gemütliche Wohnung eingerichtet. „Die D7 war in den Anfangsjahren rundherum ein frei stehendes Fachwerkhaus. Die vordere Fassade, die zum KMG-Klinikum gelegen ist, haben später ,reiche‘ Bewohner aus Ziegelsteinen erneuern lassen. So wie wir es finanziell schaffen, wird das Haus nach und nach saniert. Den Westgiebel und die Hinterfront, hier wurde das Fachwerk instand gesetzt und teilweise erneuert, haben wir schon fertiggestellt“, so der Bauherr.

Den restlichen Zustand seines Hauses schätzt er als nicht so schlimm ein, wie den der D8 zum Sanierungsbeginn. Den Erhalt der D8 hat Norbert Kühnel übrigens mit „angeschubst“, denn er ist stellvertretender Vereinsvorsitzender von „denkMal und Leben“.

Unter dem Motto: „Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten“, so hieß es schon in den Sprüchen Salomons, wird nun Stück für Stück der Rest der D7 saniert.

Bei den Innen- und Außenarbeiten legen die Bauherren auch großen Wert darauf, dass alles auf Ökobasis saniert wird. Die Innenwände werden zum Beispiel mit Lehmputz versehen und an der Fassade wird mit Kalkputz, ohne Zementzusatz, gearbeitet. „Der Farbanstrich besteht aus Kalk, Wasser und Pigmenten, eben so, wie es früher war. Die Fenster werden noch aufgearbeitet und gestrichen. Das passiert dann auch noch mit den Türen“, blickt Norbert Kühnel voraus.

Eigentlich wollte er die Fassade der D7 schon zur Bundesgartenschau 2015 Havelregion aufgefrischt haben, aber die Genehmigung ging leider viel zu spät ein.

An der Vorderfront wurde das Gerüst schon ein Stück weitergestellt und nur der Vor­anstrich, es kommt noch ein Anstrich drauf, macht das historische Haus schon zu einem Hingucker. Etwa 250 000 Euro und sehr viel Eigenleistung noch dazu, haben die Bauherren schon investiert und weitere Kosten stehen noch bevor. „Aber wenn eines Tages alles fertig und chic ist, haben wir nicht nur ein altes Haus gerettet, sondern auch etwas sehr Schönes für uns und für die Nachwelt geschaffen“, sind sich Gundula Kersten und Norbert Kühnel sicher.