1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Im Huckepack zum Laichgewässer

Amphibienschutz Im Huckepack zum Laichgewässer

Ein Amphibienschutzzaun wurde jetzt an der Straße zwischen Schollene und Ferchels aufgestellt.

Von Ingo Freihorst 28.02.2021, 11:26

Ferchels l Steigen so wie jetzt die Temperaturen in den Nächten wieder in den zweistelligen Bereich und herrscht nasse Witterung, beginnt auf Straßen und Wegen in der Nähe von Gewässern wieder ein heimliches Gewimmel: Die Amphibien wandern zu ihren Laichgewässern. Müssen sie dabei Straßen überqueren, ist der Weg für sie lebensgefährlich. Weshalb Tierschützer Amphibienschutzzäune errichten, um die Tiere an diesen aufzusammeln und dann über die Straße zu tragen.

Dies geschah jetzt auch an der von Schollene nach Ferchels führenden Straße. Der 900 Meter lange grüne Zaun wurde von Mitarbeitern der Außenstelle Ferchels des Mittelelbe-Biosphärenreservats aufgestellt.

„Bevor der Zaun aufgestellt wurde, war der Untergrund gemulcht worden,“ berichtete Mitarbeiterin Gabriela Ecke. Das Aufstellen ging dank etlicher Helfer rasch vonstatten: Mit dabei waren neben vier Mitarbeitern auch Anna Faschinger sowie der Neuwartenslebener Stefan Groß, welche ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren. Nach dem Aufstellen wurde unten am Zaun noch Erde angeschüttet.

Die Eimer werden natürlich täglich kontrolliert, ansonsten würden sich Krähen oder Waschbären freuen. Anderntags fanden sich bereits 11 Erdkröten, 19 Teichmolche und 83 Grünfrösche in den Eimern, welche alle 12 bis 15 Meter entlang des Zaunes eingegraben werden. Die Zahlen werden digital erfasst, so gibt es einen Überblick: 2010, im ersten Jahr, wurden hier 1061 Amphibien eingesammelt, zumeist Moorfrösche und Erdkröten. Danach kam mit 6971 Tieren ein Rekordjahr, 2012 wurden 4196 Tiere eingesammelt, danach waren es 3967. Bis 2017 blieben die Zahlen ähnlich, im heißen und trockenen Jahr 2018 folgte ein tiefer Einbruch: 1321 Tiere. 772 Amphibien waren es 2019 nur noch und im Vorjahr lediglich 569 – darunter nur noch ein Moorfrosch.

Das sieht immer putzig aus: Die größeren Krötenweibchen tragen die kleineren Männchen im Huckepack auf dem Rücken. Bei den Erdkröten gibt es von Natur aus weniger Weibchen, weshalb sich die Männchen an ihrer „Eroberung“ festklammern.

Je nach Witterung bleibt der Zaun etwa vier Wochen stehen.