Kiebitzberg Auf der Werft gibt es viel zu tun
Mit der Absage von Messen zu Beginn der Corona-Krise war die Kiebitzberg Gruppe Havelberg als eine der Ersten von Auswirkungen betroffen.
Havelberg l Die Messestände für die Internationale Tourismusbörse, die Anfang März in Berlin stattfinden sollte, waren gebaut. Da kamen die ersten Absagen von Großveranstaltungen wegen der Corona-Krise. Die ITB wurde ebenso abgesagt wie weitere Messen deutschlandweit. Betroffen davon auch die Möbelwerkstätten der Kiebitzberg GmbH & Co.KG in Havelberg. Gerade im Frühjahr ist der Messebau ein Schwerpunkt. Auch der Ausbau von Kreuzfahrtschiffen musste auf Sparflamme gesetzt werden. Die Firma reagierte mit Kurzarbeit. „Wir haben mit unseren Mitarbeitern gesprochen und teilen die Kurzarbeit so auf, dass es für jeden Kollegen nicht so schmerzlich wird“, erklärt Geschäftsführer Andreas Lewerken im Gespräch mit der Volksstimme.
Das Arthotel hingegen musste dann Mitte März komplett geschlossen werden. Da blieb für die 20 Mitarbeitenden keine andere Wahl, als auf Kurzarbeit zu gehen. „Hier sind wir auf Warteposition und hoffen, dass der Hotel- und Restaurantbetrieb bald wieder losgehen kann. Wir nutzen die Zeit, um alles zu wienern und Renovierungsarbeiten vorzunehmen. Handwerker sind zum Beispiel im Saal und im Gästehaus tätig.“
Einige Veranstaltungen und Familienfeiern sind bereits abgesagt. Noch besteht die Hoffnung, dass der Abend mit Schaupielerin Katrin Sass am 17. Mai, auf den sich viele bereits freuen, stattfinden kann, so Geschäftsführerin Renate Lewerken. Es wird nicht leicht, wieder zu starten.
Von Kurzarbeit betroffen ist auch die Niederlassung in Leipzig, wo die Arbeit im Vertrieb eingeschränkt ist. „Die Krise wird uns noch lange begleiten und es wird dauern, bis wieder alles gut ist. Die Frage ist, wie lange wir alle das durchhalten können. Die Wirtschaft erlebt einen großen Einbruch“, sagt Andreas Lewerken und blickt, wenn auch gedämpft, optimistisch in die Zukunft.
Auch wenn im Moment von den insgesamt rund 100 Mitarbeitern 30 Prozent in Kurzarbeit sind, rechnet er nach Ostern wieder mit mehr Aufträgen. Die Werft hat ohnehin voll zu tun. Das erste Solar-Fahrgastschiff für die Berliner Gewässer hat seine ersten Touren noch kurz vor Corona machen können. Das zweite steht kurz vor der Fertigstellung. Zudem gibt es verschiedene Projekte wie Steganlagen, schwimmende Saunen und kleinere Boote. „Wir haben weiterhin Aufträge von Kunden, auch für die Möbelwerkstätten. Ansonsten nutzen wir die etwas ruhigere Zeit jetzt, um Bereiche neu zu organisieren und neue Projekte anzuschieben.“
Zum Beispiel will sich Kiebitzberg – einer der größten privaten Arbeitgeber in und um Havelberg – mit Blick darauf, dass das Kreuzfahrtgeschäft vermutlich für längere Zeit einen Einbruch erlebt, wieder verstärkt der Ausstattung von Arztpraxen und Krankenhäusern widmen. „Das Bewusstsein der Menschen wird sich durch die Corona-Krise vielleicht dahingehend ändern, dass wieder mehr Wert auf regionale Kreisläufe gelegt wird. Und auch im Reiseverkehr wird es Änderungen geben. Damit werden Reiseziele auch in Sachsen-Anhalt interessanter. Wir machen auf jeden Fall weiter“, sagt Andreas Lewerken in Bezug darauf, dass manche Unternehmen sich überlegen werden, ob sie fortbestehen. Bei aller Hilfe, die der Staat zur Bewältigung der Corona-Krise anbietet, bleibt der Fakt, „dass man Geld nur einmal ausgeben kann. Wer einen Kredit aufnehmen muss, um die Krise abzupuffern, dem fehlt dann durch die Rückzahlungen Geld für Investitionen“, gibt er zu bedenken. Von der Politik hofft er auf schnelle Regelungen bei den Hilfen für Unternehmen ohne viel Bürokratie. „Wir wollten am 1. April 35 Jahre Kiebitzberg feiern. In all den Jahren haben wir immer pünktlich die Löhne bezahlt und können das auch jetzt. Wir suchen sogar weiterhin gute Mitarbeiter, stellen Tischler, Schiffbauer und auch Fachkräfte für den Servicebereich des Hotels ein“, denkt er positiv.