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Bahnhof Schönhausen Erinnerungen an das Stellwerk

Die Modelleisenbahnfreunde basteln weiter am Schönhauser Bahnhof samt Umfeld. Nun kam ein weiteres Detail dazu.

Von Manfred Jann 04.01.2016, 23:01

Schönhausen l Wo einst das Schönhauser Stellwerk „B 2“ stand, kann man nur noch erahnen. Schon vor Jahren wurde es abgerissen. Nun ist es wieder da: im Maßstab 1:87 und damit passend zur Anlage der Schönhauser Modelleisenbahnbauer. Diese haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Schönhauser Bahnhof, so wie er in den 70-er, Anfang 80-er Jahren bestanden hat, nachzubauen. Das Stellwerk im Miniformat hat Manfred Jann angefertigt. Er kennt jedes Detail. Denn bis zur Schließung des Stellwerkes „B 2“ an der Bundesstraße 107 im Sommer 1998 hat er dort als Fahrdienstleiter gearbeitet. 15 Jahre lang war dies sein Arbeitsplatz, im Zuge des Baus der ICE-Strecke ist es wie alle anderen zwischen Stendal und Wustermark überflüssig geworden. Die Technik aus dem Jahre 1936 war nicht mehr zeitgemäß.

Manfred Jann erinnert sich gern an die Zeit auf dem Stellwerk in Schönhausen. In seinen 15 Dienstjahren gab es nur einen einzigen schweren Unfall. In der Nacht zum 9. Juni 1990 entgleisten einige Waggons eines Güterzuges bei der Ausfahrt in Richtung Rathenow. Die Unfallursache ist nicht eindeutig bekannt geworden. Möglicherweise war es eine aufgeweitete Weiche. Problematisch war ein umgestürzter Kesselwagen mit giftigem Acrylnitril. Extra aus den Niederlanden hinzugezogene Spezialisten pumpten die Flüssigkeit in einen anderen Waggon zum Abtransport. Aus einem anderen Wagen waren Fässer mit ebenfalls giftigem Speziallack beschädigt und ausgelaufen. Wohl erstmals in der Geschichte des Schönhauser Bahnhofs musste Erdreich abgetragen und entsorgt werden.

Weniger gefährlich, aber um so amüsanter war ein Fall, als eine einzelne Lok vor dem Einfahrsignal hielt und der Lokführer am Fernsprecher mitteilte, er müsste auf dem Bahnhof bleiben, weil aus dem Dieselmotor Öl ausliefe. „Dafür, dass ich die Lok ,beiseite‘ nahm, bekam ich gehörige Schelte vom Dispatcher in Stendal, von wegen Umweltschutz, Verseuchung des Erdreiches und so“, erinnert sich Manfred Jann. Erst als er versicherte: „der hat doch einen Eimer untergehangen“, beruhigte sich der Dispatcher.

In einer Nachtschicht kurz nach der Wende knallte ein wohl übermüdeter Autofahrer in die geschlossene Schranke der B 107. Da der Zug noch weit entfernt war, konnte der erschrockene und auf einmal hellwache Autofahrer den Pkw noch schnell vom Bahnübergang fahren. Da die Schranke nicht beschädigt wurde – lediglich die Frontscheibe des Autos war hin – dürfte der Vorfall für den Autofahrer nicht allzu große Folgen gehabt haben.

Vor gut zehn Jahren, Ende November 2005, wurden beide Stellwerke auf dem Bahnhof abgerissen.

Um das Stellwerk „B 2“ nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen, baute es Manfred Jann vor einigen Jahren nach und schenkte es jetzt den Schönhauser Modelleisenbahnern. Sie bauen seit ein paar Jahren an dem Modell. Der Vorsitzende Klaus Werner freute sich über dieses schöne Weihnachtsgeschenk. Jetzt im Winter ist wieder etwas mehr Zeit, um weiter an den Details zu feilen.