Kita Sandau Bauprojekt viel teurer als geplant
Fast saßen sie auf gepackten Spielzeugkisten. Doch so schnell müssen die Sandauer „Sonnenkäfer“ nun doch keine Baufreiheit schaffen.
Sandau/Kamern l Denn die Bauarbeiten im Kindergarten des Elbestädtchens können doch nicht Mitte September beginnen.
Vor einer Woche, als die Beschlussvorlagen für den Hauptausschuss geschrieben wurden, war alles noch klar: Die Mitglieder hätten die Vergabe der Bauleistungen für die zahlreichen Maßnahmen im Sandauer Kindergarten empfehlen können und der gesteckte Zeitplan wäre einzuhalten. Doch daraus wird nichts, wie Bauamtsleiter Ulf Wabbel erklärte. Für das Stark-V-Projekt – eines von insgesamt fünf Maßnahmen im Elbe-Havel-Land, das zu 100 Prozent vom Land gefördert wird – waren 318.000 Euro bewilligt. „Diese Summe war gut durchdacht und auskömmlich berechnet“, so Ulf Wabbel. Doch das seit wenigen Tagen vorliegende Ausschreibungsergebnis fiel anders aus und macht einen Strich durch die Rechnung: 474.000 Euro machen die günstigsten Angebote aller Gewerke, die sich an der Ausschreibung beteiligten, aus. Also 155.000 Euro mehr! „Der Markt regelt den Preis. Derzeit haben wir eine starke Konjunktur, die Firmen sind voll mit Aufträgen. Das ist nicht nur im Elbe-Havel-Land so, sondern bundesweit.“
Durch das Zusammenstreichen von verschiedenen Dingen, die im Kindergarten geplant sind, ist die Summe nicht auf die bewilligten 318.000 Euro zu reduzieren.
Eine Möglichkeit wäre, andere Stark-V-Maßnahmen abzuschmelzen, um so die fehlenden 155.000 Euro aufzubringen. Verwaltung und Hauptausschuss waren sich schnell einig: Bei den anderen Kita-Sanierungen in Kamern, Klietz und Schollene wird nicht gestrichen. Sie haben absolute Priorität!
Also bleibt nur übrig, die Umstellung der Straßenbeleuchtung in allen Orten auf LED zu reduzieren. 470.000 Euro waren dafür vorgesehen. Das sei zwar auch bedauerlich, weil dadurch die laufenden Kosten in den Haushalten der Gemeinden deutlich reduziert worden wären, aber das wäre „das kleinere Übel“. Und es bleibe ja auch noch etwas Geld für das LED-Projekt übrig.
Bis zur Sitzung des beschließenden Verbandsgemeinderates am 6. September soll ein veränderter Beschluss gefasst werden. Der betrifft auch gleich das nächste Projekt mit: den Kamernschen Kindergarten, der ebenfalls ab Herbst umfassend saniert werden sollte. Dafür sind Baukosten in Höhe von 257.000 Euro ermittelt und bewilligt worden. „Es ist davon auszugehen, dass auch hier die Kosten wohl um bis zu 50 Prozent steigen“, vermutet der Bauamtsleiter.
Nach längerer Diskussion entschied sich der Ausschuss auch gleich für die Empfehlung, dass bei der Änderung des Antrages auf Stark-V-Fördermittel Kamern mit zu berücksichtigen ist, um zumindest etwas Zeit zu sparen.
Das bedeutet, dass der Antrag für das LED-Projekt um 155.000 Euro für Sandau und 130.000 Euro für Kamern abgeschmolzen wird. Ist das von der Bank genehmigt, kann der Antrag auf Kostenerhöhung für die beiden Kindergärten noch einmal bei der Investitionsbank eingereicht werden.
Und erst, wenn es dafür eine Zusage gibt, kann der Auftrag zunächst für Sandau ausgelöst werden.
Wie lange das dauert? „Das wäre Lesen im Kaffeesatz“, will Ulf Wabbel sich nicht festlegen, hofft aber auf eine zügige Bearbeitung bei der Investitionsbank. „Zum Glück wurde in Aussicht gestellt, dass unsere insgesamt 1,2 Millionen Euro Fördermittel doch nicht bis zum Frühling 2018 verbaut werden müssen, das wäre niemals zu schaffen.“ Dass es wegen der Verzögerungen wie geplant in Kamern auch noch im Herbst losgeht, sei unwahrscheinlich, für Sandau hofft man, doch noch im Herbst anfangen zu können.
Die Kinder bleiben also vorerst in ihrem „Sonnenkäfer“-Haus. Wenn dann alles bewilligt ist, wird umgezogen, um Baufreiheit zu schaffen: Die Kindergarten- und die Hortkinder ziehen in die Grundschule, die Krippenkinder nach Klietz. Darüber hatte Bürgermeisterin Steffi Friedebold die Eltern bei Versammlungen in Sandau und Kamern informiert, und auch mit den Einrichtungen ist das abgesprochen.
Das „Storchennest“ hat so viel Kapazität, auch noch die Kamernschen Kindergarten- und Krippenkinder vorübergehend aufzunehmen, der Hort wird im Kamernschen Jugendklub untergebracht. Sollte es tatsächlich zu einer Überlappung beider Baumaßnahmen kommen, würde es im Klietzer Kindergarten zwar eng, „aber das ist machbar“, so Steffi Friedebold. Allen sei bewusst, dass die Situation nicht angenehm ist und vor allem auf die Eltern, die ihre Kinder nach Klietz fahren müssen, ein großer Aufwand zukommt.
Silvio Wulfänger ärgerte sich, dass die Krippenkinder nicht in Sandau bleiben können, bei den letzten Bauarbeiten 2015 sei das auch möglich gewesen, „wir hätten eine Lösung im Gemeinderaum oder der Kirche gefunden, aber wir als Stadt wurden von der Verwaltung gar nicht mit einbezogen“, kritisierte er die Verfahrensweise. Die Belastung für die Eltern mit der Fahrerei sei unzumutbar. Hauptamtsleiter Martin Schröder erklärte, dass das Gesundheitsamt die Schule für Kleinkinder vor allem wegen der Sanitäranlagen für ganz klar ungeeignet hält. Und auch vom Personal habe es uneingeschränkte Zustimmung zum Umzug nach Klietz gegeben. Die Erzieher wechseln mit den Kindern, die nicht aufgeteilt werden, sondern in den gewohnten Gruppen bleiben.