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Befragung Wie soll sich die Stadt entwickeln?

Beim Stadtentwicklungskonzept für Havelberg sind Meinungen und Vorschläge von Bürgern gefragt. Kinder haben sich bereits beteiligt.

Von Andrea Schröder 16.02.2021, 00:01

Havelberg l Daumen hoch für den Abenteuerspielplatz Slawendorf (Klasse 1a) und den kleinen Spielplatz am Dom (Klasse 2a), weil es sich dort schön spielen lässt, für die Bushaltestelle im Mühlenweg (Klasse 1b), weil die Fahrgäste an dieser weniger frequentierten Haltestelle einen geschützten Wartebereich vorfinden, für den Weg am Weinberg (Klasse 2b) als wunderschönem Wanderweg inmitten der Natur und den sicheren Schulweg Birkenweg (Klasse 3b), weil Fußgänger dort sicher über die Straße gelangen. Das sind Beispiele für Orte in Havelberg, die Grundschüler als positiv wahrnehmen. Die Mädchen und Jungen der acht Klassen von 1 bis 4 waren im Rahmen der Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) 2035 für Havelberg aufgefordert, jeweils einen Ort zu benennen, der ihnen gefällt, und einen, der nicht gefällt.

Die Ergebnisse sind auf einem von vier Plakaten zu sehen, mit denen am Montag die Ausstellung zum ISEK im ehemaligen Modehaus Steuer in der Scabellstraße auf der Stadtinsel eröffnet wurde. Zu den Orten, die den Kindern negativ aufgefallen sind, gehören zweimal Bereiche des Schulhofes an der Grundschule (Klasse 2a und 3a), weil sie trist wirken, die Bänke farblos sind und das Pflaster uneben ist. Der Klasse 4b ist der Gehweg am Camps negativ aufgefallen, weil er von Älteren und Menschen mit Behinderung wegen der schlechten Pflasterung kaum nutzbar ist. Dagegen finden die Kinder den Radweg am Camps sehr schön. Die Klasse 4a hat das Schulzentrum sowohl als positives als auch negatives Beispiel benannt. Positiv finden sie das sanierte Schulgebäude für Schüler ab Klasse 5. Schlecht finden sie dagegen den Zaun, der eine Gefahr für Fußgänger und Radfahrer darstellt. Kritisiert wird zudem, dass es dort keinen Radweg gibt.

„Ich finde es interessant, mit welchem stadtplanerischen Blick die Kinder an diese Aufgabe herangegangen sind. Sie haben die Barrierefreiheit und den Nahverkehr mit einbezogen. Genau das brauchen wir für die Beteiligung am ISEK“, sagt Simon Grimm vom Büro „Die Raumplaner“ aus Berlin, das im Auftrag der Hansestadt die Fortschreibung des Konzeptes begleitet.

Ein weiteres Plakat zeigt die Sicht der Raumplaner von außen auf Havelberg. Es gibt jeweils acht Positiv- und acht Negativ-Beispiele. Positiv ist ihnen etwa das Haus der Flüsse aufgefallen, das sich mit seiner modernen Architektur gut in die bestehende Struktur einfügt und als Info-Zentrum ein wichtiger touristischer Ankerpunkt ist. Die engen Gassen der Altstadt gefallen, ebenso die Havelstegbrücke, der Dom, die Altstadt am Markt, die Auenlandschaft, die verschiedenen Wasserlagen, die Spülinsel sowie die Orte Vehlgast und Garz.

Zu den negativen Wahrnehmungen gehören in der Uferstraße „der gewerbliche Neubau am Rande der Altstadt“, der fehlplatziert und überdimensioniert wirkt und sich nicht gut in die Umgebung einfügt, der Leerstand der alten Sekundarschule, eine brachliegende Fläche in der Uferstraße und der Leerstand in der Altstadt. Der Bereich Ecke Semmelweisstraße/Robert-Koch-Straße wirkt nach Ansicht der Raumplaner verloren und wenig einladend.

Den Besonderheiten und Rahmenbedingungen Havelbergs widmet sich ein weiteres Plakat. Auf einem vierten erfährt der Betrachter, was das ISEK ist, wie der Zeitplan für Havelberg angedacht ist und welche Handlungsfelder typisch sind für solch ein Konzept. Die Ausstellung wird in den nächsten Monaten bis zum Herbst stets aktualisiert.

Wie berichtet, gibt es einen Arbeitskreis mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen, der einzelne Themen behandelt. Im Dezember standen Daseinsfürsorge und Bildung im Mittelpunkt. Das nächste Mal geht es Mitte März um Wirtschaft, Tourismus und Verkehr. Ganz wichtig beim ISEK ist die Bürgerbeteiligung. Hier sind alle zum Mitmachen aufgerufen. Im Internet und auf einem Fragebogen, der im Rathaus erhältlich ist, können Bürger noch bis zum 14. März mitteilen, wo sie Handlungsbedarfe sehen und welche Ideen sie für die Entwicklung der Stadt vorschlagen.

„Wir hoffen, dass sich viele Bürger aus allen Altersgruppen beteiligen“, sagt Kämmerin und Bauamtsleiterin Petra Jonschkowski. Das sollten Leute sein, die hier schon lange leben, aber gern auch neu hinzugezogene. „Vielleicht haben sie Erfahrungen und Ideen aus den Städten, in denen sie vorher lebten. Allerdings sollte dabei die Größe der Stadt mit ihren rund 6500 Einwohnern beachtet werden. „Mc Donalds werden wir hier nicht herbekommen“, hofft sie auf realistische Ideen. Um Verständnis bittet die Kämmerin dafür, dass keine anonymen Meinungen angenommen werden. „Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir sonst nicht wüssten, wie wir das werten sollen. Es stünde immer die Frage, ist die Meinung wirklich ernst gemeint.“

Alles zum ISEK, auch die Plakate der Ausstellung und die Bürgerbeteiligung, sind gut auf der Stadtseite www.havelberg.de zu finden.