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Beringung Adebare fliegen mit Ringen um die halbe Welt

Ein Jungstorch auf einem Horst in Havelberg wird künftig mit einer Kennzeichnung unterwegs sein.

Von Dieter Haase 25.06.2020, 10:45

Havelberg l Er wohnt in Havelberg, arbeitet als Schlosser in Tangermünde und reist „nebenbei“ – als Ehrenamtler – durch das ganze nördliche Sachsen-Anhalt, um zu Nestern von Störchen und Fischadlern hinaufzuklettern. Er ist seit 21 Jahren Beringer.

Mario Firla stieg – vorschriftsmäßig fast wie ein Bergsteiger gesichert – auf den alten Mast in der Rathenower Straße in Havelberg, auf dem sich ein Storchenhorst befindet. Seine Absicht: die Jungen im Nest zu beringen. Misstrauisch beäugte anfangs ein Elterntier die Kletteraktion des Mannes. Als dieser dann aber immer höher kam, suchte es schnell das Weite.

Beim Blick in den Horst hatte Mario Firla eigentlich etwas mehr erwartet. Denn er sah nur ein Jungtier darin. Zudem zwei nicht ausgebrütete und aus diesem Grund nicht mehr brauchbare Eier. „Schade“, meinte er später, „hier wären drei Jungstörche möglich gewesen. Aber auch für den einen heranwachsenden Storch lohnt sich die Klettertour den Mast zweimal hoch und runter.“ Denn seinen Erkennungsring mit Buchstaben und einer Zahlenkombination, die es nur einmal gibt, erhielt das Jungtier am Erdboden an einem seiner Beine so angebracht, dass es ihn später nicht verlieren kann. In einem großen Rucksack sicher eingepackt, hatte es Mario Firla zuvor vom Mast heruntergehievt. Auf die gleiche Art führte der Weg dann wieder nach oben zum Horst.

„Mit einem Spektiv lässt sich die Zahlenkombination, die in der Beringungszentrale auf Hiddensee gespeichert ist, gut ablesen, so dass bei Rückmeldungen der Weg des Tieres beziehungsweise dessen Aufenthalt gut nachvollzogen werden kann“, erklärt der Beringer. „Wenn Rückmeldungen erfolgen, dann ist das schon eine spannende Sache und eine Freude für mich.“ So zum Beispiel über die Sichtung eines von ihm beringten Storches in Polen oder über das Foto eines Fischadlers im Norden Senegals, auf dem der Ring an dem Tier sehr gut erkennbar und somit ablesbar war. Am weitesten, nämlich nach Südafrika, war ein Storch geflogen, den der Havelberger vor zwölf Jahren beringt hatte. „Leider wurde er dort aber nur tot aufgefunden.“

Es sei nicht unbedingt üblich, dass er hier in der Region sein Ehrenamt ausübe, erklärt Mario Firla. Die Aktion in Havelberg sei eine Ausnahme gewesen, „denn eigentlich sind hier Armin Wernicke und Manfred Kuhnert zuständig. Zu meinen Hauptgebieten zählen bei den Störchen der Altkreis Kalbe (Milde) und das Gebiet zwischen Werben und Wahrenberg. Für die Fischadler ist das Gebiet nördlich der A2 mein ‚Revier‘“, berichtet er. Am Montag und Dienstag der kommenden Woche will er wieder junge Fischadler beringen – auf der anderen Seite der Elbe.