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Bürgerinitiative Seit zehn Jahren für die Umwelt da

Zum zehnjährigen Bestehen der Bürgerinitiative im Elb-Havel-Land wurde in Havelberg auf Erreichtes zurückgeschaut.

Von Andrea Schröder 27.08.2019, 09:28

Havelberg l Der beabsichtigte Bau eines Steinkohlekraftwerkes bei Arneburg war der Grund für die Bildung einer Bürgerinitiative dagegen. Zehn Jahre später wurde beim Jubiläum in Havelberg auf Erreichtes zurückgeschaut und über Aktuelles gesprochen. In den 1970er Jahren wurde der Bau eines Kernkraftwerkes nahe Arneburg auf den Weg gebracht. Dann kam die politische Wende in der DDR und dieser Kraftwerksbau ist heute Geschichte. Die Idee des Bau eines Steinkohlekraftwerkes entwickelte sich und nahm in den 2000er Jahren immer mehr Gestalt an. Gegen diese Pläne im inzwischen entstandenen Industrie- und Gewerbepark Arneburg (IGPA) formierte sich Widerstand. Im Jahr 2009 gründete sich die Bürgerinitiative (BI) gegen das Steinkohlekraftwerk.

Daran erinnerte Gregor Noack, als die BI Mitglieder und Freunde zur Feier des zehnjährigen Geburtstages in der Domkurie D8 in Havelberg willkommen hieß. Die BI hat sich umbenannt in BI Klima- und Umweltschutz Elb-Havel-Land und wird geleitet vom Vorstand Gregor Noack aus Kamern und Norbert Kühnel aus Havelberg. Beide dankten allen Mitstreitern und den ehemaligen Vorstandsmitgliedern für ihr jahrelanges Engagement. Dass der Bau von Steinkohlekraftwerken politisch heute nicht mehr gewollt ist, war damals nicht abzusehen. Die BI hat vorher erreicht, dass die Pläne nicht umgesetzt werden konnten.

„Es waren damals viele, auch junge aktive Leute, die sich aus verschiedenen Gründen gegen den Bau gewehrt haben. Sie kamen aus der direkten Umgebung des IGPA und aus dem ostelbischen Bereich“, berichtete Ingrid Nakelski im Gespräch mit der Volksstimme aus der Anfangszeit. Mit verschiedenen Aktionen taten sie ihren Unmut kund. Die roten Kreuze an Häusern und Straßen waren ein äußeres Zeichen. Es gab Benefizkonzerte, Elbebadetag, eine Demo am Bahnhof in Stendal, Fackeln an der Elbe und auch „Frau Harke“ wurde mit eingebunden. Briefe mit der Begründung, warum ein Steinkohlekraftwerk nicht in die Region an Elbe und Havel gehört, wurden an Gemeinde- und Stadträte verschickt, eine Liste mit 300 Unterschriften von Ärzten an den damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer übergeben. Insgesamt wurden um die 7000 Unterschriften gegen den Kraftwerksbau gesammelt. Letztlich wurden die Kreistagsmitglieder überzeugt, auch sie lehnten das Vorhaben ab.

Steinkohle aus Australien sollte bei Arneburg in Energie umgewandelt werden. Allein dieser Fakt ist der Wahnsinn, wenn man an die Transportwege denkt. Aber auch Monsterkühltürme, Erwärmung der Wassertemperatur der Elbe und die Feinstaubbelastung zählten zu den Argumenten gegen solch ein Kraftwerk.

Aktuell geht es etwa darum, keine Müllverbrennung im IGPA zuzulassen, sagte Gregor Noack. Die BI begleitet die Sitzungen des Planungsverbandes und verfolgt Änderungen entsprechender Flächennutzungspläne sehr genau. Fachleute stehen zur Seite. Unterstützt hat die BI auch den Kampf gegen die Massentierhaltung in Schwarzholz und Wasmerslage.

450 Mitglieder zählte die BI in den Hochzeiten. Jetzt sind es um die 100, die sich dafür einsetzen, Natur und Umwelt in der Elb-Havel-Region zu erhalten und zu schützen und nicht durch große Industrien zu zerstören.

Zum Jubiläum konnten die Gäste Feinstaubmessgeräte bauen. Norbert Kühnel hat bereits eins bei sich zu Hause. Im Prinzip sind es sieben Drähte, die verkabelt werden müssen. Ein Rechner und eine gute Internetverbindung sind weitere Vor- aussetzungen. Erreicht werden soll, dass die Luftüberwachung in unserer Region vorangebracht werden soll. „Noch sind wir ein großer weißer Fleck auf der Karte“, machte Norbert Kühnel deutlich. Mehr dazu gibt es im Internet unter www.luftdaten.info. Wer einen Bausatz oder Infos zur BI haben möchte, kann eine Mail an vorstand@gegenkohle.de schreiben.