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Bundeswehr Brasilianer lernt von Havelberger Pionieren

Ein Offizier aus Brasilien ist für vier Monate zu Gast bei den Havelberger Pionieren. Dort wird er zum Kompaniechef ausgebildet.

Von Andrea Schröder 11.04.2017, 15:30

Havelberg l Vier Monate lang gehört Hauptmann Aracaty Andrade Saraiva zum Panzerpionierbataillon 803 Havelberg. Der Offizier aus Brasilien wird zum Kompaniechef ausgebildet. Er ist nicht der erste ausländische Soldat, der bei den Panzerpionieren zu Gast ist. Gerade hat ein Offizier aus China das Bataillon wieder Richtung Heimat verlassen. Der Hauptmann war drei Monate hier, hat verschiedene Lehrgänge besucht und wurde zum Bataillonskommandeur ausgebildet. Auch aus dem nigerianischen Bundesstaat Niger war schon ein Offizier in Havelberg und bereits ein weiterer aus Brasilien.

„Wir haben öfter einen solchen Auftrag zur militärischen Ausbildungshilfe. In der Regel handelt es sich dabei um Pionieroffiziere“, sagt Hauptmann Stefan Gäde, Presseoffizier im Panzerpionierbataillon. Das Truppenpraktikum ist Bestandteil der militärischen Ausbildungshilfe und dient der Vorbereitung von Soldaten aus Nicht-Nato-Mitgliedsstaaten auf Verwendungen in den jeweiligen Truppengattungen beziehungsweise der Ergänzung einer im Heimatland vorausgegangenen Ausbildung.

Die Verständigung mit Aracaty Andrade Saraiva klappt bestens. Er spricht schon gut Deutsch. Die Sprache hat er sich in den zurückliegenden sechs Monaten im Bundessprachenamt in Hürth angeeignet. Nun praktiziert er sie tagtäglich in der Zusammenarbeit mit den Pionieren. „Er legt Wert darauf, dass wir mit ihm Deutsch und nicht Englisch sprechen“, sagt Stefan Gäde.

Der Brasilianer wird bis Ende Juli alle Stabsabteilungen und Kompanien des Bataillons durchlaufen und kennenlernen. Dabei erfährt er von den Aufgaben eines Einheitsführers im deutschen Heer. 2001 ist Aracaty Andrade Saraiva in die Armee seines Heimatlandes eingetreten. Er stammt aus dem Nordosten des Landes. Seine Einheit befindet sich im Süden Brasiliens, in Porto Uniao im Bundesstaat Santa Catarina.

Im September kam er mit seiner Frau, die ihn bei seinem Deutschlandaufenthalt begleitet, an. Von Hürth aus besuchten sie Städte wie Köln und Koblenz. Jetzt hat es beide in die kleine Hansestadt an der Havel verschlagen. Der erste Eindruck ist ein sehr guter. Bei ersten Spaziergängen schauten sie sich schon um. „Die Kultur, Geschichte und Musik in Deutschland ist sehr interessant. Das wollen wir kennenlernen“, sagt Aracaty Andrade Saraiva. Als er am 30. März in Havelberg angekommen ist, fand gerade ein Offiziersabend auf der Plattenburg mit Kulturprogramm statt.

Ein guter Einstieg nicht nur ins Bataillon, sondern auch in die Jahrhunderte alte Geschichte der Region. Offiziere werden das Ehepaar, das auf der Stadtinsel ein Zuhause auf Zeit gefunden hat, auch mit zu ihren Familien nehmen, so dass Kontakte entstehen. Ausflüge sind geplant. Auf jeden Fall möchte der Hauptmann die Hauptstadt Berlin kennenlernen. Im Gegenzug will er mit seiner Frau zu einem brasilianischen Abend einladen und kochen. Am heutigen Mittwoch trifft er sich gemeinsam mit Kommandeur Oberstleutnant Markus Schulze Harling mit Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski.

An erster Stelle steht natürlich die militärische Ausbildung. „Deutschland ist eine militärische Weltmacht. Hier will ich die Organisation des Heeres kennenlernen und Erfahrungen sammeln. Brasilien hat auch deutsches Gerät wie den Dachs und den Biber gekauft, wir benutzen diese Fahrzeuge“, erzählt der Offizier. Und auch, dass das Hauptanliegen der brasilianischen Armee nicht die Verteidigung des Landes, sondern die Hilfe in Katastrophenfällen ist, wenn zum Beispiel Flüsse über die Ufer treten und Hänge abrutschen. „Das passiert öfter bei uns, den Menschen zu helfen, ist unsere Aufgabe.“

Über so viele Monate in Deutschland leben zu können, macht ihn froh. „Europa ist für Brasilien ein Traum.“ Das hat nicht nur mit Geschichte, Kultur und Musik zu tun, sondern auch damit, alle vier Jahreszeiten tatsächlich zu erleben. „Als wir im September angekommen sind, fielen die Blätter von den Bäumen. Dann kam der Winter. Jetzt ist Frühling, und auch den Sommer werden wir hier erleben.“