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Corona-Einsatz Bis zu 200 Telefonate täglich

Havelberger Soldaten helfen in Gesundheitsämtern in Sachsen-Anhalt und Berlin bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionen.

Von Andrea Schröder 10.01.2021, 05:00

Havelberg l Es ist alles noch recht spartanisch eingerichtet in dem frisch bezogenen Gebäude des ehemaligen Krankenhauses in Berlin Moabit. Hals über Kopf mussten Teile des Gesundheitszentrums Berlin Mitte, die bisher auf dem Messegelände die Nachverfolgung von Corona-Erkrankungen vorgenommen haben, über den Jahreswechsel dort einziehen. Am Dienstag, als der Kommandeur des Panzerpionierbataillons 803 Havelberg, Oberstleutnant Ralph Peter, die 30 Soldatinnen und Soldaten besucht, die dort seit Monaten mit unterstützen, haben sie zumindest schon ihre Schreibtische und auch die ersten Telefonanschlüsse in Funktion. Teilweise werden noch Mobiltelefone genutzt.

„Vieles muss hier improvisiert werden. Das Notfallkrankenhaus auf dem Messegelände soll aktiviert werden, deshalb mussten wir umziehen“, berichtet Maximilian Spiewack dem Kommandeur. Er ist seit Ende November als Zugführer im Gesundheitsamt im Einsatz, im Oktober war er schon einmal dort. Die Motivation der Soldatinnen und Soldaten ist gut. Gemeinsam mit Soldaten vom Wachbataillon Berlin und dem Bataillon für Elektronische Kampfführung aus Nienburg sind sie rund 50. Hinzu kommen 20 Mitarbeiter aus dem Gesundheitsamt, die täglich die Verbindung zu positiv auf Covid 19 getesteten Menschen aufnehmen. Maximal 200 Anrufe schaffen sie am Tag.

Der Charme des früheren Schwesternheimes des alten Krankenhauses ist nicht nur am rustikalen Treppengeländer erkennbar. Auch eine alte Personenwaage etwa oder Heizkörper im Flur erinnern an längst vergangene Zeiten. „Hier entsteht das Gesundheitszentrum für Berlin“, berichtet der Pandemiebeauftragte des Bezirksamtes Mitte Konstantin Keesmann. Der Stadtbezirk zählt rund 400 000 Einwohner, ist ein Brennpunkt.

Es gibt dort die meisten Pflegeheime, Hotels, Botschaften. Gerade steigt die Zahl der Infizierten wieder an. Die Labore melden die positiven Fälle ans Gesundheitsamt, das dann die Kontaktnachverfolgung vornimmt und die Menschen über die Quarantäne informiert, fragt, wo sie sich angesteckt haben könnten, wer Kontaktpersonen waren, und Tipps gibt, wo etwa allein stehende Menschen Essen bestellen könnten. Vom Test bis zum Anruf können drei, vier Tage vergehen.

Die Gespräche verlaufen sehr unterschiedlich, berichten etwa Ulrike Klein und Sarah Dittmann. Viele Menschen seien froh und dankbar, endlich das Ergebnis zu erfahren. Manche zeigen sich auch aggressiv am Telefon. Und manchmal ist der Betroffene schon verstorben, erfahren die Soldaten dann von Angehörigen. „Das ist schon belastend“, sagt ein Soldat. Gerade über die Feiertage jemand in Quarantäne zu schicken, fiel auch nicht leicht. Im Großen und Ganzen sind sie alle froh, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie unterstützen zu können. Deshalb haben sich etliche bereit erklärt, auch weiter mit dabei zu sein, wenn der Einsatz verlängert wird, berichtet Maximilian Spiewack. „Wir sind nah dran am Zeitgeschehen und können aktiv in der Krise helfen.“ Untergebracht sind die Soldaten aus Havelberg im Hotel außerhalb von Berlin Mitte. Da bietet sich auch Gelegenheit, das am Tag Erlebte im Gespräch mit anderen Kameraden zu verarbeiten.