Kabarettisten aus Magdeburg lästern über die Bundestagswahl, die Euro-Krise und die Parteien "D-Kadenz" im neuen Hengstmann-Programm
Havelberg l Der 20. Auftritt der Hengstmänner in Havelberg war zugleich eine Premiere: Erstmals gastierten Tobias und Sebastian Hengstmann in der "heiligen Halle" des Schulzentrums, der neuen Aula. Alles war so neu, dass sogar der Techniker der Kabarettistengruppe Mühe mit dem Ausschalten des Lichtes hatte - statt eines Schalters gibt es nur noch ein Tastenfeld.
Zu Beginn des neuen Programmes namens "D-Kadenz" gab es erst einmal Zaubertricks zu sehen - mit Händen und Fingern. Drei Wochen nach der Bundestagswahl hätten alle Parteien ihr Schäfchen ins Trockene gebracht, bis auf die FDP. "Wer war denn noch mal Patrick Döring?" lautete denn auch eine schelmische Frage - er war der Generalsekretär der abgewählten Partei.
Festplattenkopie von der NSA
"Uns in Deutschland geht es so gut, dass wir uns einen Kabarettbesuch leisten können - und das sogar am Sonntagabend", erklärte Sebastian Hengstmann. Verpönt sei es, bei Billigdiscountern Klamotten zu kaufen, wegen der Kinderarbeit bei den Produzenten. Das alles habe mit der Globalisierung zu tun. Gäbe es diese aber nicht, müssten wir Deutschen nackt nach Mallorca in den Urlaub laufen. Die Nasa ist zum einen die Raumfahrtagentur der USA, zum anderen heißt so aber auch die öffentliche Nahverkehrsgesellschaft in Sachsen-Anhalt: Darum also seien die Fahrpreise hier so astronomisch hoch, schlussfolgerte Tobias Hengstmann.
Ganz ähnlich klingt die Abkürzung NSA, ein Geheimdienst aus den USA, der jüngst für Schlagzeilen sorgte. "Ich finde diese Überwachung gar nicht schlecht. Falls mir meine Festplatte mal abschmiert, lasse ich mir vom NSA eine Kopie schicken", warb Tobias Hengstmann um Verständnis für dieses Verfahren.
Natürlich war auch die latente Euro-Krise wieder ein Programmbestandteil der politisch-satirischen Kabarettisten aus Magdeburg. Alle Deutschen denken, die Griechen gehen mit 35 Jahren in die Rente, welche die Deutschen dann finanzieren. Und warum sind die Italiener so klein? - Weil ihre Mütter ihnen sagten, sie müssen arbeiten gehen, wenn sie groß sind...
"Dank" der allgegenwärtigen Handys haben viele sich heutzutage kaum noch etwas zu sagen. Dadurch konnte Tobias Hengstmann auch eine langjährige Beziehung beenden - "das war aber nicht so schlimm, es war ja nicht meine..."
"Andenpakt" wiederbeleben
Die Brüder wollten den "Andenpakt" wieder aufleben lassen, eine Gruppierung innerhalb der CDU. Denn deren alte Kader habe die Kanzlerin inzwischen alle weggebissen, eine Alternative zu ihr gibt es nun nicht mehr.
Natürlich kam die Sprache auch auf das Motto des Programms: Dekadent sei es, sich eine neue Yacht zu kaufen, weil die alte nass geworden sei. Einst hatte Außenminister Guido Westerwelle das Wort von der "spätrömischen Dekadenz" bei den Hartz-IV-Empfängern geprägt.
Als letzterer hatte Tobias Hengstmann natürlich auch wieder seinen Auftritt: Prolet Matze wurde vom Studenten Malte-Maria nach seinem Wahlverhalten befragt. Matze hatte alle Parteien gewählt.