Beide Schönhauser Annahmestellen ziehen mäßiges Fazit Dieses Jahr wird alles Getreide getrocknet
Gerade noch rechtzeitig, bevor Sonntagnacht wieder Regen einsetzte, haben die Landwirte das letzte Getreide von den Feldern geholt. Die beiden Annahmestellen in Schönhausen – Baro-Lager und Landhandel Guderjahn – haben bis in die späten Abendstunden die Fuhren angenommen.
Schönhausen. Zehn Tage länger als gewöhnlich dauerte die Getreideernte in diesem Jahr. "Wenn überhaupt, hatten die Bauern zuletzt ja immer nur wenige Abendstunden, um überhaupt dreschen zu können", berichtet Holger Schneider vom Baro-Lager in der Schönhauser Bahnhofstraße gestern. Rund 40 Landwirte der Region liefern hier ihr Getreide ab. "Es gibt nur noch wenige Nachzügler, die noch ein paar Fuhren bringen, aber die Ernte ist so gut wie abgeschlossen."
Das Fazit dieses Jahres: Weniger Getreide mit schlechterer Qualität. Bei Roggen reichte es zuletzt nur noch als Futter für Tiere. Der Weizen, der spät gedrillt worden ist und deshalb auch später reif war, hatte die wenigsten Einbußen und kann zu Mehl verarbeitet werden. "Fast alles Getreide war so nass, dass wir es zur Trocknungsanlage an unseren Hauptsitz nach Bülstringen bei Haldensleben fahren mussten", informiert Holger Schneider. 5000 Tonnen Getreide passen in das Schönhauser Lager. Voll ist es in diesem Jahr nicht.
Auch die zweite Annahmestelle in Schönhausen, der Landhandel von Frank Guderjahn, konnte in diesem Jahr nicht so viel lagern, sondern musste das Korn sofort zum Trocknen wegfahren. "Zum Glück für die Landwirte mussten sie in diesem außergewöhnlich nassen Jahr erst Trocknungskosten ab 16 Prozent Feuchtigkeit zahlen, üblich sind die schon ab 15 Prozent. Aber dieses Jahr wurde ja gar nichts richtig trocken eingebracht, nur an den ersten Tagen im Juli", berichtet Frank Guderjahn. Auch ihn beliefern rund 40 Unternehmen. Vor allem die Rapsernte sei besonders schlecht ausgefallen, "im Durchschnitt wurden 20 Doppelzentner pro Hektar eingebracht, in guten Jahren sind es 40 Doppelzentner".
Das einzig Positive in diesem Jahr: "Der Getreidepreise sind recht hoch. Für einen Doppelzentner Weizen gab es zwischen 18 und 20 Euro. Allerdings sind auch Dünge- und Pflanzenschutzmittel deutlich teurer als in früheren Jahren", schränkt Frank Guderjahn ein. Und Holger Schneider ergänzt die Gründe für die guten Preise: "Die Lagerbestände sind knapp. Außerdem spielt auch die Verunsicherung an den Agrarmärkten durch die Schwankungen an den Aktienbörsen eine Rolle." Das Baro-Lager liefert nicht nur an deutsche Mühlen, sondern auch nach Skandinavien, Belgien und Holland.
Angenommen werden in der Bahnhofstraße auch ein paar "Exoten" wie Erbsen, Lupinen und Hafer. Auch bei diesen Früchten hat das trockene Frühjahr und der viele regen während der Erntezeit Spuren hinterlassen – die Erträge sind ähnlich schlecht wie bei Getreide, berichtet Holger Schneider.