Fachleute aus Berlin nahmen sich der Verschleißteile an und pressten neue Messingstopfen in die Klöppel Dom: Glocken läuten schöner als je zuvor
Die Glocken vom Dom läuten wieder und das schöner als je zuvor. Von der Berliner Spezialfirma "Schmidt Glockentechnik" wurden sie, im Auftrag der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, in den vergangenen Wochen in der Werkstatt hergerichtet.
Havelberg l Für die Gottesdienste in christlichen Kirchen sind Glocken seit jeher wichtig. Mit Glockengeläut ruft die Kirche die Gemeinde zusammen. Es begleitet die Menschen auf ihrem Weg zum Gottesdienst und ebenso wieder nach Hause. Das Geläut ist eine Jahrhunderte alte Tradition, und viele Menschen verbinden damit bedeutsame Anlässe in ihrem Leben, zum Beispiel Taufen, Hochzeiten oder Trauerfeiern. Die Glocke fasziniert die Menschen. Sie fühlen sich mit ihr emotional verbunden.
Abgenutzte Klöppel
Der Klang der Havelberger Domglocken war aber über die Jahre sehr schlecht geworden. Der Berliner Glockentechniker Andreas Kupsch, der im "Oberstübchen" des Doms tätig war, erklärte das so: "Im Klöppel der Glocken - hier im Dom sind es eine große, eine kleine und eine mittlere - befindet sich ein Messingstopfen. Der Zahn der Zeit lässt diesen regelrecht zerbröseln, und er nutzt sich auch ab. So kommt es dann dazu, dass nur noch das Eisen des Klöppels gegen die eiserne Glocke schlägt. Da wir es hier ja nicht mit historischen Bronzeglocken, die damals vor dem Krieg alle ,konfisziert\' wurden, zu tun haben, ist der Ton dann nur noch ein peitschender Klang".
Erster Stopfenwechsel
Der Fachmann hat die Klöppel ausgebaut und die Messingstopfen neu eingepresst. Der Auf- und Abstieg zum Arbeitsplatz erfolgte nie mit leeren Händen, denn es muss immer gut überlegt sein, was benötigt wird und was wieder zurück in den Werkstattwagen kann. Bei der großen Glocke, die etwa zwei Tonnen wiegt, hat der Klöppel aber auch schon ein Gewicht von einhundert Kilogramm. "Bei der Montage war mein Kollege mit hier oben und nun erzeugen die neu bestückten Klöppel wieder einen wärmeren und angenehmen Klang der Glocken", so Andreas Kupsch.
So ein Messingstopfen im Klöppel darf sich ruhig abnutzen, denn es ist ein Verschleißteil. An den Domglocken wurden die Stopfen aber erst zum ersten Mal gewechselt. Die Glocken kommen, ebenso wie die der Havelberger Stadtkirche, aus der "Turmuhrenfabrik und Glockengießerei J. F. Weule, Bockenem - Harz".
Oberhalb der Läuteglocken befinden sich noch zwei weitere "Glöckchen", die für den Viertel- und den Vollstundenschlag zuständig sind.
Firma hat viel zu tun
Für die Berliner Glockentechniker war der Havelberger Dom, vom Arbeitsaufwand her, nichts Ungewöhnliches. "Allein in Berlin gibt es über 300 Kirchengemeinden, und da haben wir in Bezug auf Glocken sehr viel Arbeit. Aber auch an der neun tonnenschweren Glocke im Magdeburger Dom, an den Glocken des Schlosses Sanssouci, am Berliner Dom, der Dresdner Frauenkirche und an vielen anderen mehr haben wir schon gearbeitet", berichtete Andreas Kupsch.