Kamerasuche Drohne rettet bei Kümmernitz Kitze vor dem Mähtod
Tierschutz auf dem Acker wurde mit moderner Technik bei Kümmernitz praktiziert. Mit Hilfe einer Drohne konnten vier abgelegte Kitze vor dem Mähertod bewahrt werden.

Vehlgast-Kümmernitz - Für die Landwirte im Elb-Havel-Winkel ist jetzt die Zeit der Grasmahd gekommen. Der viele Regen im Mai hat mit dafür gesorgt, reichlich Futter auf die Wiesen zu bringen, das nun dringend gemäht werden muss, damit gutes Heu beziehungsweise Grassilage für die Tiere der Bauern eingebracht werden kann. Jetzt ist allerdings auch die Zeit, in der die Rehe ihre Kitze bekommen und diese zum Schutz vor allen nur möglichen Feinden gut getarnt im hohen Gras ablegen, berichtet der Kümmernitzer Hans-Günther Rose von der Jägerschaft Vehlgast-Kümmernitz. Er ist zugleich auch als Ortsbürgermeister für die Ortschaft zuständig.
Schutzmechanismus in ersten Wochen
„Die jungen Kitze sind dort eigentlich absolut sicher, da sie in ihren ersten Lebenswochen noch keinen Eigengeruch abgeben. Das ist sozusagen ein Schutzmechanismus für die Tiere. Da sie aus dem Grund aber bei Gefahr keine Fluchtreaktion zeigen, sondern still im hohen Gras liegen bleiben, droht ihnen unausweichlich der Mähtod“, macht er deutlich. Hier stellt sich somit ein Problem des Tierschutzes, welches nur in Kooperation zwischen Landwirt und Jäger gelöst werden kann. Im Kümmernitzer Bereich wurde dieses jetzt zum vergangenen Wochenende gemeinsam erfolgreich praktiziert.
Erster Einsatz für nagelneue Technik
Der Jagdpächter und Inhaber der Vehlgast Agrar GmbH, Sebastian Lüder aus Hildesheim, geht dieses Problem ab sofort mit modernster Technik an. Er hat eine Drohne mit Wärmebildtechnik angeschafft – deren Gesamtwert beläuft sich auf immerhin rund 6000 Euro –, um in seinem Vehlgast-Damerower Jagdrevier die Kitzrettung aus der Luft zu starten. Am Mittwoch vergangener Woche wurde die teure Neuanschaffung geliefert, zwei Tage später folgte gleich ihr erster Einsatz. Sebastian Lüders Angestellter und ausgebildeter Revierjäger Yannick Wachholz aus Kümmernitz erwarb dazu den „Drohnen-Führerschein“.
Landwirte müssen Mähtermine an Jäger melden
Zum ersten Mal kam die Drohne auf Bitten des Reviernachbarn Hans -Günther Rose im Kümmernitzer Revier zum Einsatz, da ihn Landwirt Thomas Flader über den geplanten Mähtermin rechtzeitig informierte. „Dazu sind alle Landwirte übrigens verpflichtet, da sie immer davon ausgehen müssen, dass sich in ihrem hohen Gras Kitze befinden. Wenn sie den Mähtermin nicht an Jäger melden, machen sie sich strafbar“, betont er. Alle Jäger wären zudem auch zur Hege verpflichtet, „das schließt den Schutz des Wildes vor Gefahren ein. In den Jahren zuvor versuchte ich immer mit Vergrämungsmittel, Flattertüten oder durch Absuche mit meinem Jagdhund das Problem mit den im Gras versteckt liegenden Kitzen zu lösen“, so Rose. „Aber mit nur mäßigem Erfolg“, fügt der passionierte Jäger hinzu. „Denn auch ein Hund kann keine Witterung zu einem Neugeborenen aufnehmen.“ Die heutige Mähtechnik allerdings sei so rasant, dass den Kitzen keine Chance bliebe.
Mit Kamera auf der Suche nach Wärmequellen
Der Aufbruch im Kümmernitzer Bereich erfolgte am Freitag in den frühen Morgenstunden, gerade als es einigermaßen hell geworden war, weil der Temperaturunterschied zwischen dem Erdboden und dem warmen Kitzkörper dann noch recht groß ist und von der Wärmebildtechnik gut erfasst werden kann. „Es ist für alle drei Beteiligten, neben Revierjäger Yannick Wachholz, dem zuständigen Jäger meinerseits und der Biologiestudentin Anna Prophet aus Kümmernitz, ein mit Spannung erwartetes Ereignis gewesen“, berichtet Hans-Günther Rose. „Denn der Tierschutz lag uns allen sehr am Herzen und wir hofften natürlich, in dem Feld alle Rehkitze zu finden.“ Während „Pilot“ Yannick Wachholz die Drohne auf etwa 60 Meter Höhe brachte und auf dem Monitor während des Fluges nach Wärmequellen suchte, stand das „Rettungsteam“ auf Abruf bereit.
Vier Kitze umgesetzt
Die ersten beide Kitze, die so aufgespürt wurden, waren schon etwas älter und suchten der Mutter folgend ihr Heil in der Flucht. Vier weitere Kitze drückten sich im hohen Gras flach an die Erde, konnten aber dem Auge der Wärmebildkamera nicht entgehen. In all diesen Fällen kam dann das über Sprechfunk gesteuerte Team zum Rettungseinsatz. Im angrenzenden Wald abgelegt, würden die Ricken ihre Kitze durch Rufe schnell wieder orten können, erläuterte Yannick Wachholz diesen Schritt.
Begeistert von dieser Wärmebildtechnik und dem morgendlichen Erfolg, schmeckte den drei Kitzrettern das verspätete Frühstück dann umso besser.
Drohnenabsuche auch in der Zukunft
Hans-Günther Rose informierte im Gespräch mit der Volksstimme darüber, dass die Drohne mit Wärmebildkamera auch andere Flächen im Vehlgast-Kümmernitzer Bereich absuchen soll. „Und wie ich hörte, beabsichtigt Sebastian Lüder, dies auch in den Folgejahren beizubehalten. Für die Drohne und die Versorgung der Wärmebildkamera möchte er bis dahin noch einige Akkus mehr anschaffen, weil einer mal gerade für eine halbe Stunde reicht.“

