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"Foto von damals" zeigt Schönfeld Einkaufen im Dorfkonsum

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 22.09.2012, 05:21

Das "Foto von damals" in der gestrigen Ausgabe zeigt den Schönfelder Dorfladen von Gerda Rollenhagen. Das berichteten mehrere Leser am Volksstimme-Telefon.

Schönfeld l "Das ist Tante Gerda, ein herzensguter Mensch!" Angela Berthold aus Schollene, aufgewachsen in Schönfeld, bekam gestern Gänsehaut, als sie das "Foto von damals" entdeckte und sie so an ihre schöne Kindheit erinnert wurde. Gerda Rollenhagen hatte viele Jahre den Dorfladen, es gab von jedem etwas und auch Getränke. "Ich bin als Kind mit einem Zettel von der Mutti oder Omi in der Hand und dem Bollerwagen, losgegezogen, um bei Tante Gerda einzukaufen. Sie war immer so nett zu uns Kindern. Zu Weihnachten hatte sie sogar ein bisschen Spielzeug im Angebot, das sie ins Schaufenster stellte. Wir haben dann mit großen Augen davor gestanden. Zu Silvester konnte man Salzheringe aus dem großen Fass kaufen."

Wenn mal was fehlte, konnte man auch sonntags klingeln

Marita Schulze aus Warnau war als Kind 1963 nach Schönfeld gezogen und erinnert sich auch noch an das Spielzeug zu Weihnachten, "vor dem haben wir ganz fasziniert gestanden. Und man konnte bei Frau Rollenhagen, die ja im Haus gewohnt hat, auch mal sonntags klingeln, wenn irgendwas fehlte. Es war ein richtig schöner kleiner Tante-Emma-Laden."

Mit dem Foto an Gerda Rollenhagen, die Ende der 90er Jahre verstorben ist, erinnert zu werden, erfreut auch Erika Styn. "Sie war zwar zwei Jahre älter als ich, aber wir sind auf dem Dorf ja zusammen aufgewachsen." Ganz so oft einkaufen war sie hier allerdings nicht, denn ihre Mutti, Frau Strasiewsky, hatte selbst einen Laden im Ort.

Schlangestehen bei Bäcker Ernst Benneckendorf

Und dann gab es noch einen kleinen Krämerladen von Benneckendorfs sowie den Konsum gegenüber von Gerda Rollenhagen, berichtet Inge Andersch. Schließlich lebten damals rund 400 Einwohner in Schönfeld, und auch die Camper vom See haben im Dorf eingekauft. Sie schwärmt auch von Bäcker Ernst Benneckendorf, "der hat so leckeres Brot gebacken".

Das bestätigt auch Marianne Riek. "Körbeweise wurde das Brot hier gekauft, wir Einheimischen haben manchmal gar nichts mehr abbekommen, weil alles vorbestellt war. Auch die Pfannkuchen, die es sonnabends gab, haben köstlich geschmeckt."

Stammkunden wurden etwas bevorzugt behandelt

Marianne Riek war sich zuerst nicht sicher, wer der Kunde auf dem Foto war, aber nach Rücksprache mit anderen Schönfeldern stand fest, dass es sich um Fredi Gember handelt. Auch er ist bereits verstorben, seine Frau, eine Klietzerin, lebt heute in Stendal. Gerda Rollenhagens Ehemann Helmut war damals in der LPG tätig, genau wie Marianne Riek. "Wenn wir damals Feierabend hatten, sind wir oft noch bei Rollenhagens vorbei. In der Tordurchfahrt haben wir uns auf Gemüsekisten gesetzt und die Männer tranken eine Flasche Bier und wir Frauen Brause." Die 73-Jährige erzählt weiter, dass Gerda Rollenhagen auch Eier aufgekauft hat, außerdem Obst und Gemüse. "Uns Stammkunden aus dem Dorf hat sie immer etwas bevorzugt behandelt, es kamen ja hin und wieder auch ein paar Auswärtige. Zu Weihnachten haben wir Familien mit Kindern dann auch mal zwei Apfelsinen mehr als per Zuteilung bekommen."

Auch eine Seniorin aus Garz will die Erinnerung an den Krämerladen und Gerda Rollenhagen nicht missen, "es war beim Einkaufen auch immer Zeit für ein Schwätzchen".

Ein nettes Wort hatte die Verkäuferin, deren Tochter heute in Berlin lebt, immer für die Kinder übrig: "Ich habe hier für meine Omi die Getränke eingekauft", erinnert sich Doreen Schmok noch an den Laden in der Dorfstraße.

Heute befindet sich hier ein Wohnhaus, eine Berlinerin hatte das Grundstück gekauft, berichtet Inge Andersch. Die Schaufensterscheibe erinnert noch immer an den beliebten Krämerladen.

Wann genau er eröffnet worden ist, konnten die Anrufer nicht sagen, "es gab ihn jedenfalls schon, als man noch mit Wertmarken einkaufen ging".