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Insektenforschung Faltersammlung nun in Hamburg

Der Havelberger Entomologe Bernd Heinze übergab jetzt seine umfangreiche Insektensammlung einem Hamburger Museum.

Von Ingo Freihorst 31.07.2018, 16:11

Havelberg l Seit über 30 Jahren sammelt der Havelberger Bernd Heinze einheimische Schmetterlinge. Das Wort „Sammler“ hört er aber nicht so gern. Denn das Sammeln ist nur ein Teil von vielen Aufgaben, welche ein Entomologe (Insektenforscher) zu erledigen hat. Zu einer ernsthaften, wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Insekten gehören auch Beobachtungen in der Natur, Bestimmen und Registrieren, Fotografieren, Zusammenfassen der Ergebnisse in einer Kartei oder Datenbank sowie jährliche Meldungen der Übersichten an Spezialisten. Ferner die Zucht von Insekten, Publikationen in Fachzeitschriften, die Öffentlichkeitsarbeit, Zuarbeit zur Erstellung von Roten Listen und zu Projekten von Behörden und Vereinen, Kartierungsarbeiten für Planungsvorhaben, Mitarbeit im entomologischen Verein, Teilnahme an Fachtagungen und Exkursionen sowie Kontakte zu anderen Entomologen.

Mancher wird sich daran erinnern, dass über die Arbeit von Bernd Heinze und seiner „Forscher-Kollegen“ aus der Region öfters berichtet wurde – wie im Rahmen der europaweiten Falternacht. Zudem wurde 2014 ein großer Teil seiner Sammlung in der Dom-Kurie D8 der Öffentlichkeit präsentiert.

Der Fang von Insekten, das Präparieren, Bestimmen und Einordnen in die Sammlung ist für die entomologische Arbeit unerlässlich, da es der einzige exakte und überprüfbare Nachweis solcher Vorkommen ist.

Um dies zu gewährleisten, muss jedes Präparat eindeutig gekennzeichnet sein. Das geschieht mit mindestens zwei Etiketten am Präparat. Auf diesen müssen folgende Angaben stehen: Fundort, Datum, Art des Nachweises (am Licht, als Larve, gekeschert...), Name des Sammlers und des Bestimmers sowie der Name des Tieres (Gattung, Art). Das ist wichtig, damit auch andere Wissenschaftler mit dem Exemplar etwas anfangen können.

So muss das Anlegen einer Sammlung von Anfang an mit dem Ziel verbunden sein, diese zu einem späteren Zeitpunkt an ein geeignetes Museum oder Institut für eine wissenschaftliche Bearbeitung zu übergeben und somit für Experten zugänglich zu machen. Solange sich eine Sammlung in Privatbesitz befindet, ist das nicht möglich, da oft die Existenz einer solchen Sammlung nicht bekannt ist.

Deshalb übergab Bernd Heinze jetzt seine Sammlung an das Zoologische Museum Hamburg zur weiteren fachgemäßen Aufbewahrung. Das Museum ist ein eigenständiges Institut der Uni Hamburg, informierte der Leiter der Insektensammlung Dr. Martin Husemann. Etwa vier Millionen Insekten umfasst die Sammlung, darunter viele Mollusken.

In den 60 Insektenkästen des Havelbergers befinden sich etwa 6500 Präparate aus verschiedenen Schmetterlingsfamilien. Auch solch kleine Sammlung kann für Wissenschaftler interessant sein und deshalb ist ihre sichere Aufbewahrung, deren Schutz vor Schädlingsbefall, Licht und Feuchtigkeit, aber auch der Zugang für Interessierte zu gewährleisten. Immerhin befinden sich in der Sammlung auch so manche für die Region interessante Arten. – Wie ein Eulenfalter, welcher eigentlich nicht in Deutschland sondern in Afrika vorkommt und vermutlich mit Pflanzen eingeschleppt wurde. Oder die auf einer Rose entdeckte Raupe eines Baumwollfalters.

An mehreren großen Museen sind Projekte zur Digitalisierung des Sammlungsbestandes angelaufen, wodurch der Informationsaustausch weltweit möglich wird, ohne die Präparate zu verschicken. Das ist als Nebeneffekt auch ein Beitrag, durch die Angabe der Fundorte die Region um Havelberg etwas bekannter zu machen.