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Erinnerungen Blasorchester musste seinen Bus schieben

Die Erinnerungen von Besuchen auf Havelberger Pferdemärkten sind bei vielen Menschen hellwach.

Von Wolfgang Masur 22.08.2016, 23:01

Havelberg l Als in der Havelberger Volksstimme der historische Beitrag über den „Fotoclub 73“ aus der Wilhelm-Pieck-Stadt Guben erschienen war, übernahmen die Kollegen der Genthiner Volksstimme diese Geschichte auch für ihre Region. Prompt sprach in Tucheim ein Bürger den dort wohnenden Gerhard Müller mit den Worten an: „Hast du dich heute in der Zeitung auf dem alten Foto vom Havelberger Pferdemarkt wiedererkannt?“.

Das hatte Gerhard Müller nicht, denn er hatte die Zeitung an diesem Tag noch gar nicht gelesen. Aber dann war seine Freude sehr groß, denn auf dem fast vierzig Jahre alten Foto war er mit dem früheren Blas­orchester Tucheim zu sehen.

Gerhard Müller setzte sich mit dem Autoren des Artikels, Wolfgang Masur, in Verbindung und ließ seiner Freude über die Zeilen freien Lauf. „Wir waren mit unserem Ensemble nur zwei Mal in Havelberg und es hat allen immer sehr gut gefallen. Die vielen Menschen und das ganze Flair waren für uns beeindruckend.

Auf dem zum Artikel gehörenden Foto bin ich der mit der Brille unter dem linken Ellenbogen des Chorleiters. Unser damaliger Chef Eugen Jung unterhält sich rechts mit Klaus Schröder“, so Gerhard Müller. Im Hintergrund ist der Schollener Chor zu sehen, der auf dem Foto gerade singt. Für Eugen Jung war es damals der letzte Auftritt in der Domstadt Havelberg.

Vom Havelberger Pferdemarkt erzählte der heute 65-jährige Gerhard Müller noch Folgendes: „Einmal hatten wir Pech mit unseren Bus, der auf der Straße drehen musste und dabei von der Straße, die damals in einem sehr schlechten Zustand war, abkam. Wir mussten alle aussteigen und schieben.

Aber die positiven Erlebnisse überwiegen natürlich. Zu Ostzeiten war man ja auch privat auf dem Havelberger Pferdemarkt und ich kann mich noch gut an die vielen Autos auf den angrenzenden Wiesen erinnern. Dort wurde schon mit irgendwelchen Dingen gehandelt und oft hatten die Autobesitzer Probleme, ihren Wagen für die Heimfahrt wiederzufinden.

Zu DDR-Zeiten hatten wir in Tucheim auch eine Tankstelle, die dafür bekannt war, dass man dort Tag und Nacht seinen Tank auffüllen konnte. Das hatte sich, gerade zur Pferdemarktzeit in Havelberg, weit herumgesprochen und so holten zum Beispiel Durchreisende aus Karl-Marx-Stadt den Tankstellenbetreiber nachts aus dem Bett.

Gerade für uns Jugendliche, später aber auch noch, war der Havelberger Pferdemarkt mit Abstand das größte Erlebnis im Jahr“.

Gerhard Müller ist der Blasmusik treu geblieben und das Blasorchester Tucheim gibt es heute noch. Jetzt heißt es aber „Original Fienerländer Musikanten“. Davon stellte Gerhard Müller ein Foto zur Verfügung, mit dem Zusatz: „Auf dem Foto bin ich der ,Vollschlanke‘, hinten, zwischen den Bäumen“.