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Feuerwehr Einsatzstärke bereitet Sorgen

Die Einsatzstärke zählt zu den Sorgen und Problemen der Havelberger Feuerwehr, berichtete Wehrleiter Ulrich Ziegler dem Ordnungsausschuss.

Von Andrea Schröder 01.06.2017, 18:00

Havelberg l Im Gerätehaus war am Dienstagabend Treff für die Sitzung des Ausschusses für Ordnung, Umwelt und Tourismus. Stadtwehrleiter Ulrich Ziegler begrüßte die Gäste und berichtete von seinem größten Problem, das ihn in der Havelberger Feuerwehr bewegt: die Einsatzstärke. Die liegt aktuell bei 28 Frauen und Männern. Zu wenig, um rund um die Uhr voll einsatzfähig zu sein. Er unterlegte dies anhand von Zahlen, die für bestimmte Tages- und Nachtzeiten und an Wochenenden eine unterschiedliche Einsatzbereitschaft belegen.

So sind am Tage im Schnitt neun Kameraden verfügbar, vor allem an Führungskräften wie Verbands-, Zug- und Gruppenführern fehlt es jedoch in dieser Zeit. Auch Maschinisten und Atemschutzgeräteträger sind nicht jederzeit verfügbar. Etliche Kameraden sind Tages- oder Wochenpendler, arbeiten außerhalb. Ein glücklicher Umstand ist die Unterstützung durch Kameraden von der Bundeswehr. Diese wiederum fahren oftmals abends und am Wochenende nach Hause, stehen also auch nicht jederzeit zur Verfügung. Und als vor kurzem ein Großteil des Bataillons wegen einer 14-tägigen Übung nicht in der Kaserne weilte, waren dies bange Tage für die Feuerwehr, berichtete Ulrich Ziegler.

Er appellierte eindringlich an die Stadträte, Werbung für eine aktive Mitarbeit in der Feuerwehr zu machen oder gar selbst Mitglied der Feuerwehr zu werden. „Das sind Ihre Sorgen, es ist Ihre Feuerwehr. Wir handeln im Auftrag des Bürgermeisters!“

Zwei Jahre dauert es, bis ein neues Feuerwehrmitglied überhaupt ans Feuer darf, erklärte der Wehrleiter. 150 Ausbildungsstunden sind zu absolvieren, „ehrenamtlich, in der Freizeit“. Atemschutzträger und Funker benötigen weitere Ausbildungen. Bis eine Führungskraft fertig ausgebildet ist, dauert es zirka sieben Jahre.

Neben Gefahrenabwehr und Brandbekämpfung zählen auch Öffentlichkeitsarbeit und Brandsicherheitswache etwa zu Bootskorso und Pferdemarkt zu den Aufgaben der freiwilligen Feuerwehr. Die Ausbildung findet wöchentlich statt. Insgesamt zählt die Havelberger Wehr 52 Mitglieder mit Alters- und Ehrenabteilung, Versorgungsgruppe und Jugendwehr.

Die Ausrückzeit für die Feuerwehr ist mit zwölf Minuten vorgegeben. „Das ist eine ganz schöne Herausforderung. Im Schnitt brauchen die Kameraden sieben Minuten davon bis zum Gerätehaus“, berichtete der Wehrleiter. Und während er darüber sprach, sprang im Gerätehaus der Alarm an. Das Gewitter sorgte für einen Einsatz. Auf der B 107 Richtung Sandau war ein Baum umgestürzt. Die Ausschussmitglieder konnten live miterleben, wie schon bald darauf erste Kameraden im Gerätehaus ankamen und ins Tanklöschfahrzeug sprangen. Martin Schröder, stellvertretender Wehrleiter, und Gerätewart Kevin Deich hatten klare Startvorteile, denn sie nahmen an der Ausschusssitzung teil. Knapp sechs Minuten nach der Alarmierung fuhr das Auto mit sechs Kameraden zum Einsatz.

Auf einer längeren Liste hatte der Wehrleiter Probleme der Havelberger Feuerwehr notiert, die zum Teil schon seit Jahren unter den Nägeln brennen. Etwa die Kennzeichnung der Hydranten. Von 164 sind nur 45 gekennzeichnet, machte er deutlich. „Das ist in Arbeit“, sagte Dieter Härtwig, Sachgebietsleiter im Ordnungsamt. Etwa in der Genthiner und in der Bahnhofstraße wurden entsprechende Schilder in 2,50 Meter Höhe an Laternen angebracht. Weiterhin zählte Ulrich Ziegler auf: Fehlende Bewegungs- und Stellflächen für Feuerwehrfahrzeuge im Stadtbereich durch parkende Fahrzeuge etwa im Bereich der Steigleitung zum Dom, im Bischofsberg und in der Weinbergstraße, defekte Löschwasserentnahmestellen wie Zisternen und Brunnen, unzureichender Zugang zur Havel im Bereich Calvarienweg und die fehlende Satzungspflicht für Anwohner zur Freihaltung von Hydranten.

Für das Gerätehaus wären unter anderem Brand- und Einbruchmeldeanlage, Notstromversorgung und Waschmöglichkeit für Fahrzeuge erforderlich.

Seinen Dank sprach der Wehrleiter den Mitarbeitern des Ordnungsamtes aus. „Die Zusammenarbeit hat sich gut entwickelt.“ Kämmerin Petra Jonschkowski versicherte, dass die Belange der Feuerwehr „absolute Priorität im Rathaus haben, auch beim Bürgermeister und bei mir“. Zwar stehe nicht für alles Geld zur Verfügung, doch wenn es um die Arbeit der freiwilligen Feuerwehr und die Sicherheit der Kameraden geht, werde das dafür Notwendige auch gekauft.