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Fledermäuse Langohren sehen mit ihren Ohren

Zur Fledermauswanderung hatte das Haus der Flüsse eingeladen. Der Sandauer Peter Busse konnte sogar zwei dieser Tiere zeigen.

Von Ingo Freihorst 26.09.2019, 01:01

Sandau l Das war schon ein toller Zufall! Peter Busse und Fabian Sieg aus Klietz konnten den Naturfreunden, welche sich vom Haus der Flüsse in Havelberg auf Fahrrad-Exkursion in den Sandauer Stadtwald begeben hatten, die größte als auch die kleinste heimische Fledermausart präsentieren.

Aktuell ist bei den kleinen fliegenden Säugetieren Paarungszeit, weshalb die Männchen in ihren Quartieren in der Dunkelheit die Weibchen mit ihrem Gesang anlocken. In einem herabgenommenen Holzbeton-Kasten – dieser war von Peter Busse vorab zersägt worden, so dass man ihn öffnen konnte – fand sich ein Abendsegler-Männchen. Dessen geschwollene Hoden zeigten, dass auch dieser auf Weibchen wartete. Angefasst werden können diese Tiere wegen ihrer spitzen Zähne nur mit Handschuhen, denn die Abendsegler ernähren sich vorwiegend von Insekten, deren harten Chitin-Panzer sie zuvor knacken müssen.

Solch Abendsegler kann ein Gewicht von bis zu 40 Gramm aufweisen. Die kleinste heimische Art, die Mückenfledermaus, bringt es hingegen auf maximal acht Gramm. Solch Exemplar fand Fabian Sieg im nächsten Kasten – das Tierchen ist gerade mal daumengroß.

Peter Busse betreut aktuell 550 Kästen – und das alles ehrenamtlich. Da ist er froh, wenn er auf Helfer wie den Klietzer zurückgreifen kann. Denn zum Beispiel fürs Monitoring müssen alle Kästen zeitgleich kontrolliert werden.

Vom Abendsegler zeigte Peter Busse auch die Flughaut, welche bei kleineren Verletzungen sogar wieder nachwächst. So kann es passieren, dass die Tiere von Eulen oder Greifvögeln angegriffen werden. Schlimmer sind allerdings Verletzungen durch Katzen – auch das kam leider schon vor.

„Fledermäuse sind Profis der Nischen“, erklärte der Sandauer. Zum einen jagen sie in der Nacht, wo kaum Feinde lauern. Und jede Art hat sich spezialisiert: So verspeist die Fransenfledermaus vorwiegend Spinnen, sie greift diese dazu aus ihrem Netz. Laufkäfer werden vom Großen Mausohr gefressen, es hört diese im Laub rascheln.

Langohrfledermäuse hören äußerst gut – ihr Hörbild ist bald besser als das Sehen beim Menschen – und sammeln Insekten von den Blättern. Dazu bedienen sie sich hoher Frequenzen von bis zu 100 Kilohertz. Zum Vergleich: Der Abendsegler bringt es auf maximal 20 kHz.

Es gibt baum- und felsbewohnende Arten, letztere sind auch in Häusern anzutreffen. Die Breitflügelfledermaus „wohnt“ zum Beispiel in der Dämmung oder unter der Dachhaut.

Der kleinräumig strukturierte Stadtwald mit Eichen, Buchen und Kiefern ist ein Refugium für die Tierchen. Reine Kiefernwälder bieten weniger Lebensräume als Alteichenbestände. Leider werden von der Forstwirtschaft inzwischen auch Höhlenbäume gefällt – und zwar für Spanplatten. Sogar die Kronen verbleiben oft nicht mehr im Wald, weshalb dann die Humusbildner fehlen.