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Flüchtlingshilfe Eiche erinnert an friedliches Miteinander

Einige Jahre lang gibt es in Klietz die Erstaufnahmeeinrichtung, nun wird sie geschlossen.

Von Ingo Freihorst 09.04.2018, 01:01

Klietz l  Zur Erinnerung an diese Zeit wurde jetzt ein Baum gepflanzt. „Dieser Baum ist ein Symbol, er soll an die Zeit des friedlichen Zusammenlebens mit den Flüchtlingen in Klietz erinnern“, erklärte Jördis Wellmann zu Beginn der Pflanzaktion auf dem Festplatz. Die Traubeneiche hatte der Sportverein Preußen Klietz gestiftet, die Vereinsmitglieder Ferry Behrens und Lutz Wetter pflanzten den Baum ein. Jedes Kind – sowohl Vereinsmitglieder als auch Flüchtlingskinder – durfte dann einmal zum Spaten greifen und die Erde in das Pflanzloch füllen.

„Es gab viele Gemeinsamkeiten zwischen unseren Sportlern und den Campbewohnern“, blickte Jördis Wellmann zurück. Vor allem die Kinder kannten keine Berührungsängste, viele Freundschaften seien entstanden. – Sie halten teils immer noch, auch wenn die Asylbewerber nun woanders wohnen. Auch an diese gelebte Menschlichkeit soll der Baum erinnern.

Nicht umsonst wurde der Festplatz auserkoren, hatten sich hier doch Einheimische und Flüchtlinge zu gemeinsamen Festen getroffen – nicht nur beim Dorffest, sondern auch bei den Traditionsfeuern des Fördervereins der Wehr. Wobei denn auch mal arabische Diskomusik erklang.

Der Sportverein Preußen hat besonders innige Beziehungen zu den Campbewohnern aufgebaut: Weil die Kinder dort nicht so recht Platz für Ballspiele oder andere sportliche Betätigung hatten, stellten die Preußen während ihres Judotrainings den Flüchtlingskindern die halbe Halle zur Verfügung. Dabei blieb es natürlich nicht aus, dass der eine oder andere auch beim Judo mitmachen wollte. Sogar Wettbewerbe wurden ausgetragen, wie im Kraftsport.

Derzeit befinden sich noch knapp 100 Asylbewerber im Klietzer Camp. Sie werden durch das DRK betreut, welches auch bei der Baumpflanzaktion unterstützte. Mit dabei waren auch die Akteure vom Flüchtlingsnetzwerk, was über das einstige Begegnungscafé in der Winterkirche entstanden war. Das Café existiert mangels Nachfrage nicht mehr, doch die Kontakte bestehen noch immer. Neben Jördis Wellmann sind Susanne Wachholz, Jaqueline Hagemann und Ans Briesenick jeden Donnerstag im Erstaufnahmelager, um Deutschunterricht zu geben, bei Behördengängen zu helfen oder auch in Rechtsfragen zu beraten – zum Beispiel wenn – wie so oft – die Asylanträge abgelehnt werden.

Im Anschluss lud Förster Ferry Behrens zu einem Waldrundgang auf dem benachbarten Fledermauspfad, danach saßen Flüchtlinge, ihre Helfer und die Preußen-Sportler gemütlich beim Picknick auf dem Festplatz zusammen. Dass es in Stendal Sorgen wegen der geplanten Erstaufnahmeeinrichtung gibt, konnte hier so recht niemand verstehen.