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Havelberger Sparten Flucht ins Gartenparadies

In Zeiten Ausgangsbeschränkungen lässt es sich im Garten gut aushalten und man kann trotz Arbeit den Frühling genießen.

Von Wolfgang Masur 29.05.2020, 13:00

Havelberg l „Wenn einem in der häuslichen Isolation die Decke auf den Kopf fällt – einfach raus in die Kleingartenanlage! Buddeln, pflanzen, sähen, sonnenbaden und dabei die Turbulenzen der letzten Wochen vergessen“, ist Andreas Mäß glücklich über den Start in die Gartensaison. Mit seiner Frau Eileen ist er in der Havelberger Kleingartensparte „Birkenweg“ dabei, Restarbeiten am Laubenanbau zu erledigen. „Wir haben den Garten, der 360 Quadratmeter groß ist, seit 1998. Alles, was man zum Kochen in der Küche benötigt, wird angebaut. Es bleibt immer genug Zeit zur Erholung. Andreas Mäß kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten. Er bringt gerade eine Drachenfigur zur Giebelseite der Laube, um sie dort anzubauen. An der Vorderfront schleichen zwei Kobras über die Dachkante. „Ich war früher mal beim Zirkus“, verrät er.

Auch in den Nachbarparzellen sind alle Beete bepflanzt. Überall grünt und blüht es. Die Sparte ist bekannt für Ordnung und Sauberkeit.

Draußen sein, im Garten werkeln, ins Schwitzen kommen, mit Familie und Freunden schöne Momente in der frischen Luft teilen – das ist auch das Programm der Eheleute Bärbel und Peter Welsch. Sie sind in der Kleingartensparte „Einigkeit“ dabei, ihren 400 Quadratmeter großen Garten auf Vordermann zu bringen. „Wir haben heute unsere Tochter Christiane, die in Hamburg lebt, als Helferin hier“, freuen sich die Senioren. Bärbel Welsch stammt aus dem Nachbarort Glöwen und wohnt erst seit dem vergangenen Jahr mit ihrem Mann in die Hanse- und Domstadt. „Der Arbeit wegen sind wir 2001 nach Hamburg gezogen und verbringen unser Rentnerdasein nun hier in Havelberg. Es gefällt uns sehr gut hier und wir fühlen uns wohl“, so die Hobbygärtnerin. „Gerade in der Corona-Zeit ist der Garten für uns wie ein Sechser im Lotto“, fügt Peter Welsch an. Neben Blumen sind hier auch in den Beeten Gemüsepflanzen aller Art zu finden, Obstbäume stehen ebenfalls im Gartenparadies. Den Senioren ist aufgefallen, dass brachliegende Gärten in der Anlage nun wiederbelebt werden und es daher wenig Leerstand gibt. Das Gespräch über den Gartenzaun darf nicht fehlen, aber Abstand wird hier natürlich auch gehalten.

Ähnlich sieht es auch in der Gartensparte „Schmokenberg“ aus. In der zurückliegenden Zeit sind hier neue Mitglieder ansässig geworden. Peter Steller, der seit 2012 den Vorsitz hat, zeigt sich zufrieden. „Zurzeit sieht es noch, etwas ,wild‘ aus, denn wir dürfen noch keine Hecken schneiden. Der Naturschutz steht bei uns mit an erster Stelle“, versichert er.

So wie alle Gartenfreunde hoffen auch Ingrid und Gerd Bauer – sie haben seit 1986 am Schmokenberg ihren Garten – auf einen nicht so trockenen Sommer. „Ich habe heute die erste Erdbeere geerntet. Demnächst werden die Zinnien gepflanzt“, so Gerd Bauer. Tomaten, Salat, Kartoffeln, Gurken, Blumen und auch Obst wachsen und gedeihen in dem 275 Quadratmeter großen Garten. „Mit den Erträgen kommen wir gut durch den Sommer, es gibt immer etwas Frisches zu Essen. Corona zeigt auch, wie wichtig es sein kann, sich selbst versorgen zu können.“ Es gibt sogar einen Imker in der Nähe. Der Havelberger Guido Zohm hat nur wenige Meter hinter der Gartensparte seine Bienen zu stehen.

In der Gartensparte Pritzwalker Straße/Ausbau ist der Name „Sonnenschein“ für die Senioren Brunhilde und Willi Häcker Programm. Sie sitzen vor ihrer hübschen Laube und genießen die wärmenden Strahlen. „Seit 1984 haben wir den Garten. Seitdem wir Rentner sind, genießen wir dieses Plätzchen besonders“, so die beiden 80-Jährigen. Ihre Parzelle liegt am Ende der Anlage, in der Carmen Neetz den Vorsitz hat. Häckers erzählen von ihren netten Nachbarn. „Die Hilfe untereinander ist sehr groß. Urlaubsvertretung zum Gießen oder Pflanzentausch sind hier kein Problem. Und die Spartenordnung, wozu zurzeit auch der Abstand gehört, wird eingehalten.“ Die beiden freuen sich über weitere Corona-Lockerungen, „denn unsere fünf Kinder, neun Enkel-, und zwei Urenkelkinder fehlen uns sehr. Nun können sie uns endlich wieder besuchen.“