Dachdecker haben in der Glut eine ganze Menge auszuhalten / Eine erfrischende Wasserdusche über den Kopf ist da immer willkommen Hoch oben auf dem Dach legt die Sonne gut und gern noch 15 Grad drauf
Wulkau l Ganz schön ins Schwitzen kommen bei den derzeitigen hochsommerlichen Temperaturen alle, die im Freien ihre tägliche Arbeit zu verrichten haben. "Hoch oben auf dem Dach herrschen locker zehn bis fünfzehn Grad Hitze mehr als am Boden", weiß Mirko Schneider. Sein Vater Helmut Schneider führt in Wulkau eine Dachdeckerei als Familienbetrieb. Der Sohn ist einer von insgesamt drei Angestellten. Marco Kemmerich und Marcel Kowald gehören noch dazu.
Wie die Dachdecker diese Glut aushalten? "Mit einem früheren Arbeitsbeginn als gewöhnlich, ein paar Pausen mehr als sonst - wofür unsere Auftraggeber auch Verständnis zeigen - und mit viel, viel Wasser", sagt Mirko Schneider. "Vier bis fünf Liter zum Trinken sind an solchen Tagen fast normal, aber gut tut es auch, sich Wasser einfach mal über den Kopf laufen zu lassen." Ganz wichtig sei für den Dachdecker bei solchen Temperaturen zudem, immer eine Kopfbedeckung zu tragen und unbedeckte Körperstellen gut mit Sonnencreme einzureiben. "Dann lässt sich der Arbeitstag einigermaßen gut überstehen", erzählt Mirko Schneider.
Und auch, dass die Auftragslage gerade sehr gut sei. "Derzeit haben wir in Magdeburg eine Baustelle, zumeist sind wir jedoch von unserem Sitz in Wulkau aus in einem Umkreis von 50 bis 60 Kilometern aktiv."
Auch für den Winter, wenn es aufgrund der Wetterlage meist nicht so viel zu tun gibt, hat die Dachdeckerei Schneider vorgesorgt. "Dann verwandelt sich unser Meisterbetrieb in eine ,Straßenmeisterei\'", schmunzelt Firmeninhaber Helmut Schneider. Mit seiner gesamten Technik ist der Betrieb dann mit für den Straßenwinterdienst zuständig, unter anderem auch für Kamern, Neukamern und Rehberg. "Dafür haben wir uns extra noch einen Lkw angeschafft", berichtet der Dachdeckermeister.
Seit dem 4. Mai 1992 - also seit mittlerweile über 20 Jahren - führt er die Firma in Wulkau - mit einer Spezialisierung auf die Sanierung von Dächern. "Wir haben damals ganz klein mit zwei Angestellten angefangen, um das Jahr 2000 herum zählte die Dachdeckerei dann sogar mal zehn Beschäftigte", erinnert sich Helmut Schneider. Auch Lehrlinge wurden in dieser Zeit ausgebildet. Aber viel Glück hatte der Betrieb mit diesen nicht. Bis auf einen. "Gleich unser erster, Jens Lindholz aus Havelberg, war von allen der Beste. Und nach der Lehre ein prima Arbeiter", ist zu erfahren. Ihn hätten Schneiders gerne in ihrer Firma behalten. Doch familiäre Gründe bewogen den jungen Havelberger, im Mai 2006 in die Schweiz umzusiedeln. "Er hält aber weiter guten Kontakt zu uns, und wenn er mal in der Heimat ist, führt einer seiner ersten Wege immer zu uns nach Wulkau", freut sich der Dachdeckermeister. "Eine Fachkraft, wie wir sie mit Jens Lindholz hatten, stelle ich zu jeder Zeit gerne ein", fügt er an. "Aber solche guten Leute sind heute, wenn überhaupt, nur ganz schwer zu finden."
Die Euro-Einführung und die Erhöhung der Mehrwertsteuer bezeichnet Helmut Schneider jeweils als einen "schwierigen Knick" in der Geschichte des kleinen Unternehmens, das in so einem kleinen Dorf wie Wulkau vor allem von der Mundpropaganda der Leute lebt. Und über gute Propaganda freut sich nur, wer gute Leistungen mit guten Preisen untersetzen kann.